Nie mehr ohne deine Küsse
war mir nicht sicher, ob du das wirklich gewollt hättest. Schließlich ist er dein Vater.“
Lily lachte. Der Klang bescherte ihm ein warmes Gefühl im Bauch.
„Was ist denn so lustig?“
„Ich wollte dich bloß aufziehen. Für dich ist doch sonst immer alles schwarz oder weiß. Und jetzt scheinst du dir auf einmal nicht mehr sicher zu sein.“
„Du hast mich dazu gebracht, das Leben mit all seinen Facetten wahrzunehmen. Zu dumm aber auch, früher war alles viel einfacher“, scherzte Ethan.
„Jetzt weiß ich nicht, ob ich dir gratulieren soll oder mich besser entschuldige.“
„Ich bin derjenige, der sich entschuldigen sollte. Ich habe total überreagiert damals, und …“ Seine sorgfältig zurechtgelegten Worte waren ihm plötzlich entfallen. „Na ja, manche Leute sollte man eben besser auf den Mond schießen, erinnerst du dich?“, schloss er.
Lily lächelte. „Nach allem, was du für mich getan hast, verzeihe ich dir gern. Ich weiß, dass Dad es nicht wagen wird, dich auf die Probe zu stellen. Und damit bin ich frei. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie ich dir danken soll.“
„Ich will deine Dankbarkeit auch gar nicht, Lily.“
„Ok.“
Verdammt. Jetzt werde ich mich ihr doch vor die Füße werfen.
„Ich will dich.“
Noch vor einer Minute hatte Lily geglaubt, nicht überwältigter sein zu können. Allein Ethans Auftauchen hatte ihr Herz zum Rasen gebracht. Sein letzter Satz jedoch löste einen regelrechten Sturm der Gefühle in ihr aus.
„Du … du willst mich?“
„Ja.“
„Du meinst jetzt ? Hier?“
Leicht gehetzt sah sie sich in dem kleinen Hundesalon um.
„Nein, nicht hier“, lachte er. „Aber jetzt. Und morgen. Und übermorgen. Und die nächsten fünfzig Jahre.“
Es fühlte sich an, als ginge gerade die Sonne für Lily auf. Und gleichzeitig versuchte sie mit aller Gewalt, sich von seinen Worten nicht blenden zu lassen. Was sie jetzt brauchte, war ein wenig Zeit für sich und vielleicht einen starken Whiskey oder auch zwei.
„Vielleicht sollten wir uns später treffen, um darüber zu sprechen.“ Als wollte sie signalisieren, dass das Gespräch damit für sie beendet war, stand sie auf und nestelte an der Öffnung von Pinkys Transportbox. „Ich muss bis vier arbeiten. Wir könnten uns danach irgendwo treffen und …“
„Verdammt noch mal, Lily …“ Mit zwei Schritten war Ethan bei ihr und nahm ihre Hand, bevor sie die Transportbox öffnen konnte.
Pinky presste seine Nase gegen das Gitter und knurrte wütend.
„Schau mich an.“
Lily zwang sich, zu Ethan aufzusehen, während er seine Hände auf ihre Schultern legte.
„Ich liebe dich.“
Tränen traten in ihre Augen. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Doch der Gedanke an die Realität hielt sie zurück.
„Ethan …“
„Nur darum bin ich den ganzen Weg bis Cleveland gefahren. Und ich möchte dich fragen, ob du nach Hause kommen möchtest. Mit mir.“
Wenn es nur so einfach wäre.
„Ethan, meine Vergangenheit ist eine Katastrophe. Meine Akte mag zwar versiegelt sein, aber es gibt zu viele Menschen, die über alles Bescheid wissen. Wenn sie damit zur Presse gehen … Es wäre ein absolutes Desaster für deine Familie, wenn das alles herauskommt.“
Unbeirrt strich er ihr das Haar aus dem Gesicht und hinter die Ohren, während sie dagegen ankämpfte, sich nicht an seine Brust zu lehnen.
„Das ist mir egal“, erklärte er schließlich.
„Das sollte dir aber nicht egal sein.“
„Du hast deine Vergangenheit hinter dir gelassen und bist jetzt ein neuer, ganz wunderbarer Mensch. Deine Vergangenheit hat dich zu der gemacht, die du heute bist.“ Zärtlich streifte er mit seinen Lippen über ihren Mund. „Es tut mir furchtbar leid, dass du durch die Hölle gehen musstest. Aber ich liebe die Lily, die daraus hervorgegangen ist.“
„Wirklich?“
„Wirklich. Ganz sicher.“
„Und ich liebe dich, Ethan.“
Sie hatte Mississippi verlassen, um ein neues Leben anzufangen.
Aber sie hätte niemals zu träumen gewagt, dass es sich so gut anfühlen würde.
EPILOG
Zum ersten Mal seit Tagen war Lily mal wieder allein. Verzückt drehte sie sich vor dem Spiegel und konnte ein glückliches kleines Lachen nicht unterdrücken. Ihr elegantes Kleid verlangte nach einer anmutigen Haltung. Aber sie war viel zu aufgeregt, um sich damenhaft zu geben.
Es war schön, wieder auf Hill Chase zu sein. Aber Hill Chase fühlte sich jetzt nicht mehr wie ihr Zuhause an. Ihr Zuhause war dort, wo Ethan war. Wo
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