Nie mehr ohne deine Küsse
gab ein dunkles Wiehern von sich.
Irgendwie hatte sie es geschafft, sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden dermaßen in Ethan Marshall zu vergucken, dass es fast schon lächerlich war. Aber er war auch einfach zu süß. Und solange sie bloß für ihn schwärmte und sich keinerlei Hoffnungen machte, war alles in Ordnung. Sie war schließlich kein dummes kleines Mädchen mehr und wusste genau, wo ihr Platz in seiner Welt war. Genauso gut könnte sie für einen Filmstar schwärmen.
Trotzdem fühlte es sich gut an. Außerdem war es eines jener Gefühle, die sie sich lange Zeit nicht erlaubt hatte.
Sie hörte, wie Ethan sein Pferd begrüßte. Die Art, wie er mit ihm sprach, zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Die Pferde hier waren mehr als bloße Turnier- und Zuchtpferde. Sie gehörten zur Familie. Soweit Lily wusste, gab es nicht einen Marshall in der Familie, der nicht absolut pferdeverrückt war.
Nachdem sie den Verschluss der Flasche in ihrer Hand zugeschraubt hatte, trat sie aus Dukes Box. Ethan wandte sich überrascht um und warf ihr ein leichtes Lächeln zu, das Lily unwillkürlich erröten ließ. Er sah auf die Flasche.
„Ist Duke schon wieder am Koppen?“
„Ja“, seufzte sie. „Das Pferd braucht ’ne Therapie. Oder Antidepressiva. Ich versuche zumindest dafür zu sorgen, dass seine Box nach diesem bitteren Zeug schmeckt, damit er nicht alles in Stücke beißt.
„Finn kommt wahrscheinlich nächstes Wochenende rüber. Vielleicht beruhigt sich Duke dann ein bisschen.“
Lily wusste, dass Finn Ethans jüngerer Bruder war. Das schwarze Schaf aus Los Angeles. Angeblich war er Filmproduzent.
„Mag sein. Vielleicht vermisst Duke ihn nur. Tinker ist übrigens als Nächster beim Schmied dran. Tut mir leid, dass er noch nicht fertig ist. Irgendwie geht heute mal wieder alles drunter und drüber.“
Sie stellte die Flasche auf den Boden und griff nach der Forke. Die Einstreuarbeit würde sie von Ethan ablenken und die Schmetterlinge in ihrem Bauch etwas zur Ruhe kommen lassen. Entschlossen verteilte sie das frische Stroh auf dem Boden von Tinkers Box.
„Wenn du möchtest, rufe ich dich im Haus an, wenn Tinker so weit ist“, rief sie ihm zu.
„Ist schon in Ordnung, ich kann auch hier warten.“
Als Lily bemerkte, dass Ethan mit einem Mal direkt hinter ihr stand, erschrak sie. Überrascht beobachtete sie, wie er mit einer zweiten Forke den Rest des Strohs fachmännisch verteilte.
„Ähm … Was machst du da?“
„Du sagtest doch, dass ihr heute viel zu tun habt. Da dachte ich mir, ich helf dir ein bisschen.“
Ethan Marshall. Der ihr beim Stallausmisten half. Die Leute würden ihr einen Vogel zeigen, wenn sie das jemandem erzählte. Es war völlig absurd.
„Und wenn dich jemand dabei erwischt, wie du meinen Job machst?“
„Ich habe diese Boxen bereits tausend Mal ausgemistet.“
„Wirklich?“
Der Anblick dieses Mannes bei der Stallarbeit nahm sie so gefangen, dass sie nicht weitersprechen konnte.
„Ja, wirklich.“ Er lachte. „Wahrscheinlich kann ich das sogar viel besser als du. Außerdem tut es mir ganz gut. Ich habe in letzter Zeit zu viel am Schreibtisch gesessen und werde noch zum Weichei.“
Er wirkt ganz und gar nicht wie ein Weichei, dachte Lily. Sein kräftiger Bizeps schien sein T-Shirt fast zu sprengen, während er arbeitete. Unter dem hellen Stoff seiner Jeans sah sie das Spiel seiner Oberschenkelmuskeln und seinen schön geformten, knackigen Po. Ein leichter Schweißfilm bildete sich auf Lilys Haut. Für einen kurzen Moment stellte sie sich vor den Ventilator, um ihr erhitztes Gesicht ein wenig zu kühlen.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Ethan, lehnte sich auf seine Forke und sah besorgt zu ihr herüber.
„Ja, alles gut“, erwiderte sie etwas verlegen und stocherte mit der Forke im Stroh herum, um ihn nicht ansehen zu müssen.
Riskierte sie ihren Job, wenn sie Ethan ihre Arbeit machen ließ?
„Pass auf, ich finde es toll, dass du mir helfen möchtest, aber ich arbeite wirklich lieber allein.“
Stirnrunzelnd lehnte Ethan die Forke an die Wand. „Gut, wie du möchtest.“
„Danke.“
Doch anstatt zu gehen, lehnte er sich an die Wand, als hätte er alle Zeit der Welt. Irritiert fuhr Lily mit ihrer Arbeit fort. Während Tinker den Kopf zwischen den Gitterstäben hindurchstreckte und an Ethans Schulter knabberte, versuchte sein Besitzer, Lily ein wenig auszufragen.
„Wo kommst du noch mal her?“
Verdammt. Das war eine völlig unschuldige Frage, doch
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