Nie mehr ohne deine Küsse
fragte er, als sie ihm ins Foyer folgte.
„Nicht so ganz. Ich bin bisher immer durch den Seiteneingang reingekommen und war noch nie in …“ Völlig überwältigt blieb Lily hinter ihm stehen.
Irritiert sah Ethan sich nach ihr um. „Lily?“
„Entschuldige. Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas so Beeindruckendes gesehen“, erklärte sie voller Bewunderung.
„Was meinst du?“
„Die Treppe.“
Als er ihrem Blick folgte, war alles, was er sah, die mächtige Marmortreppe, die sich bis hinauf ins oberste Stockwerk wand.
„Sie führt in den zweiten Stock.“
„Sie ist wunderschön und könnte aus einem Märchen stammen.“
„Findest du?“
„Ja, es wirkt so, als könnte Cinderella jeden Moment erscheinen und die Treppe hinabschreiten“, wisperte sie voller Ehrfurcht.
Verschwörerisch beugte er sich zu ihr und sog ihren frischen, leicht zitronigen Duft ein, der ihn ganz benommen machte.
„Meine Großmutter darf das jetzt nicht hören, aber wenn das Geländer frisch gewachst ist, erreicht man beim Runterrutschen in der letzten Windung eine Wahnsinnsgeschwindigkeit“, flüsterte er ihr zu.
„Darauf möchte ich wetten“, gab sie so leichtfertig wie möglich zurück, während ihr Kopf rauschte und ihr Herz mit einem Mal sehr schnell schlug. Seine unerwartete Nähe löste ein leichtes Schwindelgefühl in ihr aus. Schnell wandte sie den Blick ab, doch das Leuchten in ihren Augen war ihm nicht entgangen. Es verursachte einen kleinen Stromstoß in Ethan, der durch seinen ganzen Körper bis in die Zehenspitzen zu spüren war.
Lily trat einen kleinen Schritt zurück und lächelte schwach. „Na los, gehen wir weiter“, forderte sie ihn auf.
Ethan gab sich einen Ruck, um aus seinem tranceartigen Zustand zu erwachen. Den Rest des Weges legten sie in einem unangenehmen Schweigen zurück.
An der Küchentür setzte Lily ein betont fröhliches Gesicht auf und rief: „Guten Morgen, Gloria. Hier ist jemand, der noch verpflegt werden muss.“
„Ethan! Wie schön, dass du uns mal wieder einen Besuch abstattest.“
Voller Herzlichkeit nahm die Köchin ihn in die Arme und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Seit Ethan denken konnte, arbeitete Gloria auf Hill Chase. Jetzt warf sie ihm einen ihrer kritischen Blicke zu. „Du hast abgenommen. Gibt es in London etwa nicht genug zu essen?“
„Ach, du weißt doch, Gloria, an dein Essen kommt einfach nichts heran.“
„Wo du recht hast, hast du recht“, stimmte sie ihm zu. „Komm, setz dich, ich füll dir etwas auf. Du auch, Lily.“
„Danke, aber ich habe bereits gegessen. Ich wollte mir nur einen Kaffee holen.“ Demonstrativ hielt sie ihre Tasse hoch und bewegte sich in Richtung Tür. „Ich werd mich jetzt mal wieder auf den Weg zum Stall machen, bis später!“
Seufzend servierte Gloria Ethan einen Riesenteller Rührei mit Würstchen.
„Das Kind besteht auch nur aus Haut und Knochen“, seufzte sie dabei.
Ethan, der Lilys leichte Kurven und ihren schlanken Körper durchaus zu schätzen wusste, wollte schon protestieren, fing sich jedoch im letzten Moment. Stattdessen nutzte er ihre Bemerkung, um sie ein wenig auszufragen.
„Lily ist doch kein Kind mehr. Wie alt ist sie eigentlich? Fünfundzwanzig?“
Gloria schluckte seinen Köder. „Ich glaube, sie ist erst zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig. Sie wirkt aber so süß und unschuldig, dass man denken könnte, sie wäre jünger. Und glaube ja nicht, dass es mir entgangen ist, was in deinem Kopf vorgeht.“
Daraufhin verschluckte Ethan sich fast an seinem Rührei.
„Was denn?“, erkundigte er sich unschuldig.
„Du wirst schön die Finger von Lily lassen.“
„Na hör mal, das klingt, als hättest du Angst, dass ich ihr ein Haar krümmen könnte.“
„Auch wenn das vielleicht nicht deine Absicht ist, aber Lily ist ein gutes Mädchen, und das Letzte, was sie braucht, ist jemand, der ihr das Herz bricht.“
„Ich wollte doch nur wissen, wie alt sie ist“, warf er ein. Es erstaunte ihn ein wenig, dass sie Lily derart in Schutz nahm. „Könnte ich bitte noch ein Würstchen haben?“, fragte er dann, um das Thema zu wechseln.
Die Atmosphäre im Stall veränderte sich mit einem Schlag, als Ethan zur Tür hereinkam. Lily wusste es bereits, bevor sie ihn überhaupt sah – so verrückt das auch klingen mochte.
Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie gerade die Box direkt neben Tinker ausmistete. Tinkers Kopf schoss bei Ethans Eintreten ruckartig nach oben, und er
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