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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Hause, betrunken und mutlos. Kannst nicht mehr gerade gucken. Ich dagegen stehe absolut auf dich. Liebe dich. Du reist morgen ab, und ich sehe dich vielleicht nie wieder. Also gehe ich zu dir und … was? Gestehe dir meine Liebe?«
    »Vielleicht.« Murphy nickte. »Aber ich sage, ›Tut mir leid, Schätzchen, ich will nur Tess‹. Du drehst durch. Was passiert, wenn sie durchdreht, Vito? So richtig durchknallt?«
    Vito wurde blass. »Ich habe sie bisher nur ein einziges Mal richtig wütend gesehen. Sie ist von einem Typen versetzt worden, der mit ihr zum Schulball wollte. Er hatte ein besseres Angebot von einem anderen Mädchen. Sie hat ihr Zimmer komplett zertrümmert, alles rumgeschleudert …« Er schluckte. »Dann zerfetzte sie das Kleid, das sie tragen wollte, mitsamt der ganzen Matratze. Sie flehte mich an, die Matratze aus dem Zimmer zu schleppen, bevor Mom und Dad sie sahen. Sie behauptete, es sei ein Versehen gewesen, aber das Ding sah aus, als habe sie darauf eingehackt. Wenn meine Eltern uns doch nur von ihrer Mutter erzählt hätten … diese Sache hätte ich bestimmt nicht für mich behalten.«
    »Wahrscheinlich war sie entsetzt, als sie feststellte, was sie getan hatte. Sie hatte den Mann, den sie liebte, getötet. Und in ihrem Verständnis war allein Tess daran schuld.«
    »Und das war wahrscheinlich der Auslöser, der die kleinen Schikanen in einen zielgerichteten Rachefeldzug verwandelte.« Aidan holte tief Luft. »Sie wollte Tess alles nehmen. Ihren Beruf, ihre Karriere, ihre Glaubwürdigkeit.«
Ihr Leben.
Aber er schaffte es nicht, die Worte auszusprechen.
    »Und dich«, fügte Murphy hinzu. »Als Rachel bedroht wurde, hättest du dich von ihr zurückziehen sollen.«
    »Aber das haben Sie nicht getan«, sagte Vito. »Danke.«
    Aidan dachte an Tess’ Gesichtsausdruck, als sie glaubte, er wolle es doch tun. Er hatte gedacht, dass sie bereits wüsste, wie er gestrickt war. Dass sie ihn längst durchschaut hatte, weil es zu ihrem Beruf gehörte. Schließlich analysierte und diagnostizierte sie. Und sie half selbstmordgefährdeten Menschen. Verhinderte, dass Mörder und Vergewaltiger auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren und ihrer Strafe entkommen konnten. Und sie machte es verdammt gut.
    Er hatte gedacht, dass diese Fähigkeit wie ein Reflex war, dass sie es mit jedem tat. Aber wie es schien, waren die Menschen, die ihr mehr bedeuteten, davon ausgeschlossen. Weil sie keinen Hehl aus ihrer Zuneigung machte und nichts zurückhielt, erwartete sie dasselbe von anderen. Und so war sie extrem verwundbar allen gegenüber, deren Motive egoistisch oder sogar kriminell waren. Phillip Parks. Denise Masterson. Amy Miller.
    »Jack.« Ein Techniker der Spurensicherung kam mit einem braunen Umschlag in der Hand zu ihnen.
    Jack holte einen Stapel Postkarten und einen Bogen Briefmarken hervor. Letztere stammten aus dem Tschad. »Sie sind schon beschrieben«, sagte Jack. »Sie wollte wahrscheinlich alle paar Monate eine losschicken.«
    »Und vermutlich hat sie auch den Brief an den Klinikleiter geschickt«, fügte Murphy hinzu. »Damit der keine dummen Fragen stellt, wenn Swanson nicht auftaucht. Los, sehen wir uns die Häuser rund um Swansons ehemalige Wohnung an.«
    »Und auch alle anderen Gebäude, mit denen Deering etwas zu tun hat.« Aidan war schon fast aus der Tür, als sein Handy klingelte.
    »Reagan, Jon Carter hier. Ich bin gerade aus dem OP gekommen und habe meine Nachrichten abgehört. Eine von Ihnen und eine von Amy.«
    Aidan blieb wie angewurzelt stehen. »Was wollte sie?«
    »Es war seltsam. Sie sagte, sie bräuchte Hilfe – ein Notfall. Ein Mandant von ihr, ein junger Bursche, ist angeblich durchgedreht und hat sie angeschossen. Sie hat mich gebeten, sie zu versorgen, weil sie es nicht melden wolle; das Leben des Burschen, meinte sie, sollte nicht wegen eines dummen Fehlers ruiniert werden.«
    »Wann und wo wollen Sie sich treffen?«
    »Ich habe sie zu mir nach Hause bestellt. In einer halben Stunde. Ich habe Sie angerufen, weil ich während der OP die ganze Zeit an gestern Abend denken musste. Amy hat meinen Mantel gehalten, während ich Flo Ernst mein Beileid ausgesprochen habe. Ich hoffe, ich irre mich, aber ich will kein Risiko eingehen, was Tess’ Leben betrifft.«
    »Wir sind unterwegs, Jon. In einer Viertelstunde sind wir bei Ihnen.«
    »Dann habe ich recht.« Er klang müde.
    »Ja.« Aidan holte tief Luft. »Haben Sie.«

Freitag, 17. März, 19.30 Uhr
    »Tess?« Ein schwaches Stöhnen,

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