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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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ich sehen.«

Freitag, 17. März, 20.15 Uhr
    Tess hätte beinahe gelacht. Das war doch lächerlich. »
Was
soll ich tun?«
    Amy lachte nicht. »Hier ist die sterilisierte Nadel und Faden.« Sie zog den Ärmel hoch und entblößte den zerschossenen Unterarm. »Los, näh die Wunde.« Sie presste mit der linken Hand den Lauf an Michaels Schläfe. »Und sieh zu, dass ich nicht zusammenzucken muss. Die linke Hand beherrsche ich nicht so gut.«
    Tess wurde augenblicklich ernst. »Schon gut. Nur tu ihm nichts.«
    »Sie tötet mich sowieso. Hilf ihr bloß nicht.« Er grunzte, als Amy ihm in den Magen trat.
    »Klappe, alter Mann.«
    »Schon gut, Dad«, murmelte Tess, dann sah sie Amy an. »Mit gefesselten Händen kann ich nichts tun.« Nach etwa einer Stunde wüster Verrenkungen hatte sie es geschafft, das Messer ihres Vaters aus seiner Tasche zu ziehen. Da ihre Hände auf den Rücken zusammengebunden waren, hatte sie es nur in den hinteren Hosenbund schieben können. Im Augenblick war es da vollkommen sinnlos. Aber wenn sie die Hände frei hätte …
    Amy griff ebenfalls nach einem Messer, ein großes Fleischmesser, und zerschnitt den Strick um ihre Handgelenke. »Eine falsche Bewegung, und dein Vater braucht sich nicht mehr um sein Herz zu sorgen.«
    »Das wird jetzt weh tun«, warnte Tess. »Ich habe nichts, um den Schmerz zu betäuben.«
    Amy grinste höhnisch und ließ ihren Blick über die Regale in der Kammer wandern. »Ich schon, aber ich bin garantiert nicht so blöd und lass dich da ran.«
    Tess unterdrückte die Übelkeit, die die enge Kammer ihr verursachte, und betrachtete die getrockneten Pflanzen und Flaschen, die sich auf den Regalen befanden. Es handelte sich hauptsächlich um Pilze, und plötzlich fügte sich ein weiteres Puzzleteil ein. »Halluzinogene. Du hast meine Patienten unter Drogen gesetzt.«
    Amy hielt ihr den Arm hin. »Halt die Klappe und mach.«
    Tess schüttelte den Kopf. »Mir wird schlecht hier drin. Ich werde es nicht gut machen können.«
    »Das Risiko kann ich eingehen«, sagte Amy trocken. »Fang an.«
    Tess zog den Faden auf. »
Hast
du meine Patienten unter Drogen gesetzt?«
    Amy gab einen ungeduldigen Laut von sich. »Ja.«
    Tess stach mit der Nadel in die Haut, und Amy sog scharf die Luft ein. »Und hast du mir auch was davon in die Suppe getan?«
    »Natürlich. Ich hielt die Gelegenheit für günstig, dich von Phil zu trennen.«
    Tess machte ein paar weitere Stiche. »Hast du mit ihm geschlafen? Mit Phillip?«
    Amy grinste. »Aber sicher. Und ich habe das große Ereignis sogar fotografiert. Es reichte, um Phil davon zu überzeugen, dass er dich besser verlässt. Ich konnte nicht zulassen, dass du heiratest.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil du dann glücklich gewesen wärest. Die Sache mit Green oder deinem ›Knasti mit Kette‹, wie du so schön sagst, hätte mir nicht besser gelingen können, wenn es auf meinem Mist gewachsen wäre, aber ich habe zugesehen, dass ich aus dem Nachspiel das Beste gemacht habe.«
    »Und ich dachte, ich verliere den Verstand«, murmelte Tess und dachte an die Wochen, in denen sie zu schwach gewesen war, zur Arbeit zu gehen, und sich gefragt hatte, ob ihr Unterbewusstsein sich gegen ihren Beruf sträubte.
    Amy gluckste vergnügt. »Ich weiß. Übrigens fand ich am Sonntag wirklich, dass du wie ein billiges Flittchen aussahst.«
    Tess presste die Kiefer zusammen. »Eleanor hat recht gehabt. Sie konnte dich nie leiden.«
    Amys Arm verspannte sich unter Tess’ Händen. »Dieses Biest. Aber sie hat dafür bezahlt.«
    Tess sah entgeistert auf. »Was?«
    »Sie hat immer irgendwas für dich getan. Dir Vorteile verschafft. Dich beschenkt.«
    Tess musste plötzlich an Eleanors unerwarteten Tod denken. »Du hast Eleanor umgebracht.«
    »Stimmt auffallend.« Sie presste die Lippen zusammen. »Die Haut an ihrem Hals war so faltig, dass der Gerichtsmediziner den kleinen Einstich nie gefunden hat.«
    »Aber man hat doch keine Drogenrückstände gefunden.«
    »Die Reinheit der Luft, liebe Tess.«
    Dumpf vor Entsetzen senkte Tess den Blick wieder auf die Wunde. »Du hast ihr Luft injiziert.«
    »Der alte Mann hätte dich eigentlich hochkant rauswerfen müssen.«
    »Aber das hat er nicht getan«, murmelte Tess, die immer klarer sah.
    »Tja, du bist wieder auf den Füßen gelandet«, sagte Amy voller Bitterkeit. »Wie immer.« Dann schüttelte sie den Kopf. »Aber nun ist deine Glückssträhne zu Ende.«
    Tess war beinahe fertig mit der Arbeit, und ihre Füße waren

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