Nie Wirst Du Entkommen
Wunde genäht werden. Jon würde bald da sein. Er würde sie wieder zusammenflicken, und sie konnte sich endlich Ciccotelli widmen.
Durch das Fernglas sah sie Jons Auffahrt, die einen Block entfernt war. Genau wie den niedrigen Camaro, der nun langsam die Straße entlangkroch.
Aidan Reagans Wagen. Es dauerte einen Moment, bis die Erkenntnis sich als Schock in ihr breitmachte. Jon Carter hatte sie verraten. Sie hatten einen Verdacht. Unmöglich. Die Schuhe waren ein cleverer Schachzug gewesen. Sie hätten eigentlich Robin Archer verdächtigen müssen, aber nach dem morgendlichen Besuch der Polizei hatte er zu Hause bleiben dürfen.
Und jetzt verdächtigen sie mich.
Aber warum?
Und noch wichtiger – was nun? Die Wunde musste versorgt werden. Dann musste Ciccotelli es eben tun.
Hoffen wir, dass Daddy noch lebt, denn wahrscheinlich wird nur ein Lauf an seiner Schläfe sie dazu bringen, es anständig zu tun.
Danach mussten die beiden sterben. Leider viel schneller und schmerzloser als ursprünglich geplant, aber es ging nicht anders.
Ich muss hier weg.
Weit weg.
Freitag, 17. März, 20.15 Uhr
»Sie muss uns gesehen haben.« Wütend schleuderte Aidan den Mantel auf seinen Tisch.
»Wir haben eine Dreiviertelstunde gewartet«, erklärte Murphy Spinnelli. »Aber sie ist nicht aufgetaucht.«
Spinnelli seufzte. »Wir wissen, wie Miller angeschossen wurde. Als ihr gerade zu ihrer Wohnung losgefahren seid, kam ein Anruf herein. Man hat Joanna Carmichaels Freund tot in ihrer gemeinsamen Wohnung gefunden. Der junge Mann lag auf seiner Waffe, mit der einmal geschossen worden war. Und wir haben in Carmichaels Computer einen Haufen Fotos gefunden. Von Tess. Sie muss ihr quer durch die Stadt gefolgt sein.«
Noch ein Todesopfer. Verdammt. »Tess meinte schon, dass Carmichael sie beschattet hat.«
»Ja, und sie scheint es ziemlich gut gemacht zu haben. Wir haben Bilder von Marge Hooper und Sylvia Arness und ein halbes Dutzend anderer Leute gesehen, denen Tess an diesem Tag begegnet ist. Carmichael hat Abe und Mia erzählt, sie hätte den Verdacht gehabt, dass sich jemand in ihre Dateien eingeloggt hat, sei aber von einer Story ›abgelenkt‹ worden. Es ist also anzunehmen, dass Miller mit einem Einschussloch durch die Gegend rennt.«
»Carmichael muss Miller ziemlich nah gekommen sein«, murmelte Murphy. »Was war denn das für eine Story, die sie abgelenkt hat?«
»Das hat sie nicht gesagt. Mia meinte nur, sie hätte ständig etwas von Titelseite und ›über dem Falz‹ gemurmelt.«
»Ihr Freund bezahlt also dafür, dass sie nicht von Tess und dem Exklusiv-Interview lassen kann.« Aidan seufzte. »Habt ihr etwas in Swansons Wohnung gefunden?«
»Ein junges Paar hat die Wohnung vor zwei Monaten übernommen«, sagte Spinnelli. »Miller ist also momentan nicht da. Aber vorher waren die Räumlichkeiten von Deering Inc. angemietet.«
Zu spät.
Knapp daneben, auch vorbei. »Haben wir schon nach den Deering-Immobilien geforscht?«
»Lori ist dran. Wir sollten in ungefähr einer Stunde etwas haben. Ich habe übrigens noch einmal Denise Masterson hergebeten. Sie wollte erst ihren Anwalt anrufen, und ratet mal, wer das war?«
»Destin Lawe«, sagte Murphy, und Spinnelli nickt.
»Sie war sehr unzufrieden, als sie erfuhr, dass er tot ist. Und dass er nur behauptet hat, Anwalt zu sein.«
»Sie hat ihn gestern angerufen, sobald wir sie haben gehen lassen«, sagte Murphy.
»Außerdem haben wir drei weitere Anrufe bekommen, die auf Danny Morris’ Vater hingewiesen haben. Alle falsch.«
»Sie weiß, dass wir jedem Hinweis folgen würden. Dieses verdammte Miststück«, zischte Murphy.
Aidan hätte am liebsten laut geschrien. »Nichts davon bringt uns auf der Suche nach Tess weiter.«
»Wir haben eine Personenbeschreibung von Miller rausgegeben«, sagte Spinnelli geduldig. »Aidan, wir können nichts tun, bis Lori das Archiv durchgesehen hat. Nutzen Sie diese Zeit, um wieder Kraft zu tanken.« Er verengte die Augen. »Und das ist ein Befehl. Sobald Sie den Ausdruck der Deering-Räumlichkeiten in der Hand haben, können Sie losstürmen. Und wenn Sie es tun, müssen Sie sich konzentrieren.«
Aidan verließ widerwillig das Großraumbüro und stieß auf dem Weg zum Fahrstuhl mit Rick zusammen.
»Dich habe ich gesucht«, sagte Rick. »Ich habe etwas.« Als Aidan ihn nur verständnislos ansah, runzelte Rick die Stirn. »Die CD , die dieser Poston-Junge zerbrochen hat. Ich habe was.«
Frische Energie durchdrang Aidan. »Das will
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