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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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verzog seine Lippen. Dieser kleine Mistkerl hatte es doch gewagt.
    »Scheiß auf dich«, presste er hervor. Dann brach er zusammen und begrub die Waffe unter sich.
    Angst trat an die Stelle des Schockzustands.
Raus. Raus hier.
Eine Sekunde verstrich, bevor ihre Füße gehorchten. Die Treppe war näher.
Lauf. Ein Stockwerk, das nächste. Atme.
Im Ärmel des braunen Mantels war ein sauberes Loch zu sehen, aus dem Blut zu sickern begann.
    Vorsichtig zog sie ihn aus und betrat im zehnten Stock wieder den Flur, den Mantel sorgfältig über die Wunde drapiert. Der Fahrstuhl kam, und ohne weitere Vorkommnisse fuhr sie hinab in die Eingangshalle. Von dort war es ein Kinderspiel, das Gebäude zu verlassen, als sei nichts geschehen.

Freitag, 17. März, 19.00 Uhr
    Sie war nicht da. Aidan stand mitten in Amy Millers Wohnzimmer und sah zu, wie Jacks Team nach etwas suchte, das ihnen einen Hinweis geben konnte, dass Tess hier gewesen war. Aber da war nichts. Gar nichts. Und er empfand Angst. Echte, kalte Angst. Die ihn handlungsunfähig machte. Die ihn lähmte.
    Tess und ihr Vater waren nicht hier. Amy auch nicht. Zorn kochte wieder in ihm auf, und er ballte stumm die Fäuste an seinen Seiten. Wenn er nun durchdrehte, konnte er Tess nicht retten. Er musste Amy verstehen lernen. Überlegen, was sie tun würde. Nur so konnte er Tess zurückholen.
    Ich bin keine Gedankenleserin,
hatte Tess gesagt. Aidan wünschte sich plötzlich nichts inniger, als dass er einer wäre. Er musste in Amys Kopf eindringen.
    Du kannst aber keine Gedanken lesen. Du bist ein Cop. Also erledige deinen Job, wie du ihn jeden Tag erledigst.
Der Krampf in seinem Magen ließ gerade weit genug nach, dass er sich wieder konzentrieren konnte.
Lerne sie kennen.
Langsam drehte Aidan sich um seine eigene Achse und blickte sich um. Filmposter hingen an den Wänden. »Sie ist Sammlerin«, murmelte er, leicht überrascht. Und es war eine stattliche Sammlung, die Filme von 1930 bis 1990 umfasste. Einige waren Klassiker, andere eher unbekannt.
    Und alle hatten ein gemeinsames Thema. In seinem Kopf begann es zu pochen. »Murphy. Komm mal.«
    Murphy kam aus der Küche, in jeder Hand ein Schraubglas. »Was ist?« Er schaute sich um und pfiff. »Das dürfte einiges wert sein.«
    »Ja, aber das meine ich nicht. Schau dir die Plakate mal genau an.« Er zeigte auf eines am Ende der Wand. »
Frau ohne Gewissen
mit Barbara Stanwyck.«
    »Kenne ich nicht«, sagte Murphy.
    »Eine Frau benutzt einen Mann, um ihren Gatten umzulegen, und kommt damit durch.
Alles über Eva.
«
    Murphys Augen begannen zu leuchten. »Anne Baxter als intrigante Ziege. Alles Filme über Frauen, die die Oberhand behalten.«
    Aidan betrachtete ein Plakat in der Mitte der Wand, und begriff plötzlich. Sein Herz raste inzwischen. »Murphy, hör mal zu.« Er las die Namen der Schauspielerinnen vor. »Stanwyck, Turner, Davis, Baxter.«
    Murphy riss die Augen auf. »Die Firmennamen, die du an die Tafel geschrieben hast.« Er sah sich die anderen Poster an. »Aber Deering war der Name, der am häufigsten auftauchte. Den sehe ich hier nicht.«
    Aidan tippte auf ein anderes Plakat. »Der stammt aus
Wiegenlied für eine Leiche.
Olivia de Havilland treibt ihre Freundin Bette Davis in den Wahnsinn. Havillands Rolle hieß Miriam Deering. In jedem dieser Filme manipuliert eine Frau eine andere. Im Prinzip hängt alles hier an den Wänden. Sie muss sich für verdammt clever gehalten haben. Tess hat die Plakate garantiert hundertmal gesehen.«
    »Und nie Verdacht geschöpft. Amy hat sie mit der Wahrheit verspottet, und Tess war die ganze Zeit über arglos gewesen. Wie viel sind diese Plakate wohl wert, Aidan?«
    »Falls es Originale sind? Zweihunderttausend bestimmt.«
    »Du hast in deinem Studium einen Kurs in Filmgeschichte belegt, richtig?«
    »Ja«, sagte Aidan humorlos. Die Freude darüber, den Code geknackt zu haben, verschwand rasch. »Aber was nützt mir das jetzt? Wie finden wir damit heraus, wo Miller sich gerade aufhält?«
    Murphy umfasste seine Schulter und drückte sie ermutigend. »Versuche, deinen Kopf frei zu kriegen, Aidan. Denk an das, was wir wissen und was wir nicht wissen. Überleg mal. Zweihundert Riesen ist verdammt viel, um es an die Wand zu pinnen. Ich habe Millers Steuererklärung vom letzten Jahr überflogen, und sie hat nur sechzigtausend als Einkommen angegeben. Die Miete für diese Wohnung passt da rein. Die Plakate nicht.«
    Aidan zog die Brauen hoch. »Vorhin hast du gesagt, du seiest

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