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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Zerfetzte Bücher und Zeitungen überall, und die Holztür zum Tresor war aus den Angeln gerissen worden. Der Tresor selbst war zu.
    Jack und Aidan traten mit gezogenen Waffen langsam ein.
    »Polizei!« Aidans Stimme hallte von den Wänden wider, dann Stille.
    Tess deutete auf Harrisons Tür, die angelehnt war. Er ließ sie niemals unverschlossen. »Aidan, bitte sieh in Harrisons Büro nach.«
    Er stieß die Tür weit auf. »Niemand, Tess. Aber hier sieht es genauso schlimm aus.« Harrisons Vitrinen waren zertrümmert, die Couch zerfetzt worden. Auch hier lag der Computermonitor zerschmettert am Boden.
    Jack drückte die Tür zu ihrem Zimmer auf. »In Ihrem auch, Tess. Da hat jemand nach etwas gesucht.«
    Sie schluckte. »Der mit den Kameras?«
    Jack schüttelte den Kopf. »Eher nicht. Der, der die Kameras installiert hat, ist sehr vorsichtig vorgegangen. Sie sagen, Sie haben in Ihrem Büro keine Unterlagen?«
    »Nein. Nur im Tresor.«
    Den Reagan gerade eingehend betrachtete. »Jack, komm mal her.« Er zeigte auf eine der schweren Angeln, und Tess war plötzlich eiskalt.
    Am Rand der Angel war ein dunkelbrauner Fleck zu sehen. Getrocknetes Blut. Jack warf ihr einen Blick zu. »Kommen Sie bitte und machen Sie ihn auf. Aber vorsichtig. Hier liegt überall Glas.«
    Sie nickte zittrig und zwang ihre Hände zur Ruhe, als sie die Kombination eingab und den Griff zog. Dann schnappte sie nach Luft. Jede Akte war aus den Regalen gezerrt, jede Mappe geleert, jeder Karton ausgekippt worden. Papiere bedeckten den Boden, an manchen Stellen gute zwanzig Zentimeter hoch. Unter einem Regal war es in länglicher Form aufgeschichtet worden.
    »Harrison!« Mit verengter Kehle ließ Tess sich auf die Knie fallen, schob frenetisch die Papiere zur Seite und legte einen weißen Haarschopf mit blutverklebten Strähnen frei. Als Harrisons Gesicht zu sehen war, legte sie ihm die Finger an den Hals. Sie hielt den Atem an, bis sie seinen Puls fand. Er war schwach, aber noch vorhanden.
    Reagan hockte sich neben sie. »Lebt er?«
    Sie nickte. »Gerade noch. Hilf mir, das Zeug zur Seite zu schaffen. Ich muss sehen, ob er noch andere Verletzungen hat. Vorsichtig! Beweg ihn nicht.« Hinter sich hörte sie das Knistern des Funkgeräts im Büro, mit dem Jack den Krankenwagen rief, während Aidan den alten Mann von dem Papier befreite. »Er blutet noch immer aus der Kopfwunde«, sagte sie. »Ich brauche etwas, um die Blutung zu stoppen.«
    »Hast du einen Erste-Hilfe-Kasten?«, fragte Reagan.
    »Im Vorratsschrank.« Sie tastete nach ihren Schlüsseln, dann fiel ihr ein, dass er sie noch immer hatte. »Es ist einer der mittelgroßen. Nummer sechzig. Danke.«
    Reagan drückte ihre Schulter und entfernte sich rasch.
    Harrison stöhnte, dann öffnete er die Augen. »Tess.«
    Sie sah ihm ins Gesicht, während ihre Hände ihn auf der Suche nach Verletzungen abtasteten. »Still, Harrison. Ich bin ja jetzt da. Gleich kommt der Krankenwagen.«
    Da sie keine weitere Wunde entdeckte, krabbelte sie zu seinem Kopf und beugte sich über sein Gesicht. »Wer hat dir das angetan?«
    Er verzog das Gesicht. »Patient. Deiner. Hat mich am Auto erwischt. Hatte ein Messer.«
    Ihr Herz setzte einen Schlag aus. »O Gott, das tut mir leid.«
    »Halt die … Klappe, Tess. Hör zu. Er hat … seine Akte genommen. Und gesagt …« Wieder verzog er das Gesicht. »Will nicht, dass du Geheimnisse verrätst. Tötet dich … vorher.«
    Ihre Finger, die an den Knöpfen seines Mantels nestelten, hielten kurz inne, dann fuhr sie mit ihrer Aufgabe fort. »Ich passe auf, Harrison. Das verspreche ich.«
    Reagan kniete sich neben sie und öffnete den Erste-Hilfe-Kasten mit ruhigen Bewegungen. Er reichte ihr eine Mullkompresse. »Welcher Patient war es, Dr. Ernst?«
    Harrisons Lippen zitterten in dem jämmerlichen Versuch, ein Lächeln zustande zu bringen. Tess’ Herz verkrampfte sich. »Einer der gestörten … nehme ich an.« Er runzelte die Stirn. »Hatte ihn länger nicht gesehen. Jung. Stoppelschnitt. Große Ohren.« Er hustete heiser. »Verdammt, das tut weh.«
    »Wo?« Sie speicherte die Personenbeschreibung im Hinterkopf und konzentrierte sich ganz auf Harrison. Endlich war der Mantel auf, und sie nahm sich das Hemd vor. Als sie die hässlichen dunklen Flecken auf seinem Oberkörper sah, zuckte sie zusammen. »Wo tut es weh?«
    Wieder versuchte er ein Grinsen. »Wo nicht?« Seine Lider fielen zu, und er stöhnte. »Rippen. Rücken. Wollte … den Tresor nicht aufmachen …

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