Nie Wirst Du Entkommen
die Tür. »Hatte ich auch nicht vor. Wir stauben alle Oberflächen da drin ein, Wände und Regale. Wenn sonst nur drei Leute Zugang dazu haben, dürfte es leicht sein, andere Abdrücke zu finden.«
»Falls er nicht Handschuhe getragen hat«, sagte Reagan.
Jack hob die Schultern. »Ich bin ein unverbesserlicher Optimist.«
Aidan drehte sich um, lehnte sich neben sie an die Wand und wandte den Kopf gerade so weit, dass er sie ansehen konnte. »Kannst du mir wenigstens eine Richtung weisen?«
Sie zögerte, dann nickte sie. »Wenn ihr einen Abdruck findet, habt ihr ihn in der Datenbank.«
»Er hat also ein Vorstrafenregister?«
Ihr Lächeln war gänzlich humorlos. »Länger als dein Arm. Falls es die Person ist, die ich glaube.« Sie sah auf ihre Uhr. »Ich muss zum Krankenhaus. Wie lange wird Jack da drin brauchen? Ich muss abschließen, bevor ich gehe.«
Seine Augen wurden dunkler. »Du traust uns nicht, die Finger von den Süßigkeiten zu lassen, was?«
Sie ballte die Fäuste an den Seiten und zwang sich zu einem ruhigen Tonfall. »Dafür würde ich dich gerne ohrfeigen, weißt du das? Verdammt, das hat überhaupt nichts mit Vertrauen zu tun. Jedes Zettelchen da drin ist per Gesetz geschützt. Wenn ich dir davon etwas ohne richterliche Anordnung überlasse, mache ich mich strafbar. Hat das für dich denn gar keine Bedeutung?«
Er biss die Zähne zusammen. »Was für mich Bedeutung hat, ist, dass ein Gestörter mit einem Vorstrafenregister länger als mein Arm vorhat, dich umzubringen. Genau das hat für mich Bedeutung.« Er holte tief Luft und stieß sie mit einem Seufzen aus. »Wir beeilen uns, dann kannst du abschließen.«
Ihre Frustration löste sich in nichts auf. »Ich bin wieder unkooperativ, nicht wahr?«
»Ja, aber ich verstehe dich. Es muss mir nicht gefallen, aber ich verstehe es.« Er fischte ihr Handy aus der Tasche. »Als ich Miss Ernst anrufen wollte, habe ich gesehen, dass bei dir Anrufe eingegangen sind.«
Tess blickte verständnislos auf das Telefon, dann fiel es ihr wieder ein. »Ich hatte auf lautlos geschaltet, als ich heute in der Sitzung war.« Sie klappte es auf und starrte ungläubig auf die Anzeige. »Dreißig Anrufe?«
»Die meisten wahrscheinlich von Reportern.«
»Aber woher sollen die meine Handynummer haben?«
»Woher bekommen die sonst ihre Informationen?«
»Stimmt.« Sie betrachtete stirnrunzelnd ihr Handy. »Kann das auch verwanzt sein?«
Nun sah er ratlos aus. »Keine Ahnung. Lass die Finger von den Festanschlüssen hier, aber du kannst meins benutzen, wenn du deine Mailbox abrufen willst.« Er schob eine Hand unter ihr Haar, strich mit dem Daumen sanft über ihren Hals und fand die Stelle, an der die Muskeln besonders verspannt waren. Ein Schauder lief ihr über den Rücken. »Versuch, dir nicht zu viele Sorgen um deinen Freund zu machen«, murmelte er. »Okay?« Er reichte ihr sein Telefon und ging an die Arbeit.
»Dreißig Nachrichten«, murmelte sie, während sie die Nummer der Mailbox wählte und hoffte, dass diese Beschäftigung ausreichen würde, um sie von Harrison abzulenken, während Jack den Tresor nach Spuren absuchte. Aber sie wusste im Grunde, dass es nicht funktionieren würde.
Dienstag, 14. März, 20.50 Uhr
Aidan setzte sich auf Murphys Beifahrersitz, hustete und wedelte mit der Hand in der rauchigen Luft. »Mann, Murphy, hast du ein ganzes Päckchen auf einmal gequalmt?«
»Tut mir leid.« Murphy kurbelte das Fenster herunter, sog ein letztes Mal an der Kippe und drückte sie dann in dem überquellenden Aschenbecher aus. »Warum hast du so verdammt lange gebraucht?«
Er hatte Murphys ersten Anruf verpasst, weil Tess sein Handy benutzt hatte, was er allerdings für sich behalten würde. »Hast du sie gesehen?«, fragte er stattdessen.
Sie
war Nicole Rivera, ihres Zeichens außergewöhnliche Stimmakteurin.
»Nein, aber sie arbeitet da.« Er deutete auf ein Restaurant auf der anderen Straßenseite.
»Teuer.« Aidan wusste es aus Erfahrung. Der Anblick des Ladens hinterließ einen bitteren Geschmack in seinem Mund.
»Jep. Alle superschick«, stimmte Murphy zu. »Der Manager hat bestätigt, dass sie da arbeitet, obwohl er nicht gerade glücklich war, mit mir zu reden. Jetzt wird seine Laune wohl noch mehr den Bach runtergehen. Sie ist zwanzig Minuten zu spät dran.«
»Meinst du, sie ist gewarnt worden?«
»Kann gut sein. Ich war vor etwa zwei Stunden hier. Der Manager hat mir die Adresse gegeben, die sie auf der Bewerbung angegeben
Weitere Kostenlose Bücher