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Nie wirst du vergessen

Nie wirst du vergessen

Titel: Nie wirst du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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Offensichtlich war ihm nicht sehr wohl zumute. „Niemand weiß genau,
was damals passiert ist."
    „Aber es hatte mit seiner Frau zu tun, nicht
wahr?"
    „Ja." Bob seufzte. „Lauren, ich gebe nicht viel
auf Gerüchte, und ich weiß nicht genau, was geschehen ist. Ich weiß nur, dass
mir Winters half, als ich ihn brauchte. Alles andere interessiert mich
nicht."
    „Aber es muss etwas Schlimmes gewesen sein. Sein Büro
sah aus, als hätte er wochenlang nicht mehr dort gearbeitet. Und seine
Sekretärin, das arme Ding, war völlig überrumpelt, als Winters auf einmal
buchstäblich in die Kanzlei joggte. Komm schon, Bob, erzähle mir, was sich
ereignet hat."
    „Viel ist mir nicht bekannt. Als ich vor acht Jahren
mit Winters zu tun hatte, war er zwei Jahre zuvor von Seattle nach Portland
gezogen. Er war verheiratet und schien seine Frau anzubeten. Einige Jahre später
fingen, glaube ich, die Schwierigkeiten in seiner Ehe an. Keiner weiß etwas
Genaues, aber seine Frau kam eines Nachts durch einen Autounfall irgendwo an der
Küste ums Leben. Sie saß allein im Wagen."
    „Das muss hart für ihn gewesen sein", flüsterte
Lauren.
    „Es kommt noch schlimmer. Seine Frau erwartete ein
Kind."
    „Oh nein!", rief Lauren entsetzt.
    „Und drei Wochen später fand man Zacharys Partner,
Wendell Täte, tot in seinem Haus. Er hatte eine Uberdosis von einem Medikament
eingenommen, glaube ich. Die Polizei vermutete Selbstmord, obwohl Täte keinen
Brief hinterließ."
    „Mein Gott", stieß Lauren ziemlich verstört aus.
Also hatte Zachary Winters ebenfalls die Hölle durchgemacht.
    „Anscheinend gab Zachary sich die Schuld am Tod seiner
Frau und seines Partners. Wer weiß schon, warum? Jedenfalls hat er sich von da
an um Tates Sohn Joshua gekümmert und dafür gesorgt, dass er sein Jurastudium
beendet. Dann, direkt nach dem Examen, machte er Joshua zu seinem
Partner."
    „Hätte ich dich bloß nicht dazu gedrängt, mir das
alles zu erzählen", stöhnte Lauren.
    „Nun, wie ich schon sagte, kein Mensch weiß genau,
was an den Gerüchten dran ist. Zachary zieht es aus irgendeinem Grund vor, über
die ganze Sache zu schweigen."
    „Und seitdem vernachlässigt er die Anwaltskanzlei,
nicht wahr?"
    „Das weiß ich nicht. Aber wenn ich wieder einen
juristischen Rat brauchen oder etwas herausfinden wollte, würde ich mich immer
an Zachary Winters wenden."
    Lauren musste lächeln. Bob Harding war ein absolut
loyaler Mann. Und das bedeutete ihr viel. Er hielt wirklich zu einem Menschen.
Ohne Bobs Freundschaft hätte sie die letzten dreizehn Monate kaum
durchgestanden.
    Bob verabschiedete sich, und Lauren wandte sich ihrer
Arbeit zu.
    Als Lauren in ihr kleines Haus eintrat, war es fast
schon sieben Uhr abends. Sie bewohnte noch immer dasselbe Haus, in dem sie mit
Doug und den Kindern gelebt hatte. Vom Wohnzimmer und der Terrasse aus konnte
sie sowohl die Enten auf dem künstlichen See als auch die spielenden Kinder
beobachten, die unter den Tannen oder am Bach im Park herumliefen.
    Doch einiges hatte sich während der dreizehn Monate
geändert. Zwar stand in Laurens Garten noch immer die Schaukel, aber sie war
bereits verrostet. Und die Bretter des Sandkastens fingen auch schon an zu
verrotten. Ein schmerzlicher Anblick, doch Lauren brachte es nicht fertig, die
Spielsachen ihrer Kinder zu entfernen.
    Ein langer, anstrengender Tag lag hinter ihr. Da sie
vormittags zwei Stunden nicht im Büro gewesen war, hatte Lauren abends länger
gearbeitet. Und nun stand ihr wieder eine einsame Nacht bevor. Davor fürchtete
sie sich. Obwohl dreizehn Monate vergangen waren, ertappte sie sich oft dabei,
wie sie auf Alicias eilige Schritte und Ryans glucksendes Lachen lauschte. Sie
konnte nicht wegziehen, denn vielleicht bestand ja doch noch die Hoffnung, dass
Doug eines Tages die Kinder zurückbrachte, und Alicia erinnerte sich bestimmt
noch an ihr Heim.
    Erschöpft zog Lauren den Mantel aus und trat' an den
Kamin, auf dem das Foto ihrer Kinder stand. Jeden Abend betrachtete sie das
Bild, und jedes Mal stiegen ihr Tränen in die Augen. Trotzdem nahm sie es
nicht herunter. Es wäre ihr wie aufgeben vorgekommen. Und sie hatte sich fest
geschworen, nie, niemals aufzugeben.
    Wie mochte es Alicia in der Schule gehen? Sie müsste
jetzt die erste Klasse besuchen und lesen und schreiben lernen. Vielleicht
konnte sie schon allein im Bus zur Schule fahren. Vielleicht auch schon allein
das Haar kämmen. Und Ryan? Er würde schon auf Bäume klettern und richtig
sprechen

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