Nie wirst du vergessen
durchaus
nicht die Absicht, Sie zu quälen. Ich bin nicht grausam. Aber Sie müssen
begreifen, welche Dinge vielleicht auf Sie zukommen. Es ist doch möglich, dass
Ihr Mann wieder geheiratet hat und dass eine andere Frau Ihre Kinder jetzt
betreut."
Lauren wurde kreidebleich. Was dieser Mann sagte, rief
all die schlimmen Befürchtungen wach, die sie immer wieder verdrängt hatte. Sie
schlang die Arme um sich und wiegte sich verstört hin und her. „Damit werde ich
fertig", hauchte sie kaum hörbar.
„Werden Sie das wirklich? Auch mit dem Gedanken, dass
Ihre Kinder womöglich nicht mehr zu Ihnen zurückwollen? Dass sie vielleicht
eine andere Frau Mom nennen und sich an ihr festklammern, wenn Sie
auftauchen?"
Lauren zitterte am ganzen Körper. Angst, Zorn und
Eifersucht flammten in ihr auf. Zwei große Tränen rollten über ihre Wangen.
„Ich werde mit allem fertig, Mr. Winters. Nur nicht mit dieser schrecklichen
Ungewissheit." Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen fort und
fragte: „Haben Sie Kinder?"
Er zögerte mit der Antwort, und die breiten Schultern
unter dem Sweatshirt verspannten sich. „Nein."
„Dann können Sie auch die Qualen nicht verstehen, mit
denen ich leben muss." Herausfordernd schob sie das Kinn vor. „Ich bin
normalerweise eine stolze Frau, Mr. Winters. Eine, die keinen Mann je um etwas
bitten würde. Aber diesmal bleibt mir nichts anderes übrig. Ich bin am Ende und
brauche Ihre Hilfe."
Zachary verstand sie besser, als er zugeben wollte. Er
hatte in den fünfunddreißig Jahren seines Lebens nicht nur eine Tragödie
durchgemacht. Er wusste, was es bedeutete, einen geliebten Menschen zu verlieren,
und kannte die Leere eines Lebens in Einsamkeit. Aber all das hatte nichts mit
diesem Fall zu tun. Diesmal ließ er nicht zu, dass private Dinge seinen Beruf
beeinträchtigten.
„Ich möchte Ihnen ja gern helfen", begann er zögernd.
Lauren machte sich bereits auf eine Ablehnung gefasst.
„Aber ich bezweifle, dass ich etwas schaffe, was schon
anderen nicht gelungen ist. Ich will Ihnen keine falschen Hoffnungen machen und
Ihnen unter Umständen Kosten verursachen, wenn vielleicht wieder alles in
einer Sackgasse endet." Und ich will keinesfalls derjenige sein, der
Ihnen womöglich eines Tages mitteilen muss, dass Ihre Kinder nicht mehr leben,
dachte er grimmig.
Lauren hielt seinen Blick mit ihrem fest. „Das ist mir
egal!", rief sie.
„Ich verstehe ja, was ..."
Sie
unterbrach ihn erregt. „Nein, Sie verstehen überhaupt nichts. Jemand, der
selbst keine Kinder hat, kann nicht einmal ahnen, welche Hölle ich
durchmache."
Sie hörte, wie laut sie geworden war, und riss sich
zusammen. „Menschen, denen ich vertraue, sagten mir, dass Sie mir helfen
könnten. Darum kam ich zu Ihnen. Ich flehe Sie an, mich nicht im Stich zu
lassen. Ich liebe meine Kinder, Mr. Winters. Mehr als alles andere auf der
Welt. Und ich bin bereit, absolut alles zu tun, um sie zurückzubekommen."
Zachary
betrachtete die Frau, die so stolz und entschlossen vor ihm stand.
Ihre grünen Augen waren dunkel vor Schmerz und Zorn.
„Ich kam her, weil ich Sie für meine letzte Hoffnung hielt. Aber vielleicht
habe ich mich in Ihnen geirrt. Wenn Sie mir nicht helfen, Mr. Winters, suche
ich mir jemand anders. Meine Kinder leben, und sie brauchen mich. Und ich ...
ich brauche sie. Ich schrecke vor nichts zurück, um sie zu finden. Und das wird
mir gelingen, entweder mit Ihnen oder ohne Sie."
„Ich habe Ihren Fall ja noch gar nicht abgelehnt! Aber
es ist meine Pflicht, Sie auf gewisse Möglichkeiten hinzuweisen, mit denen wir
es zu tun bekommen könnten."
Ihr Herz klopfte so
laut, dass sie es in dem engen
Raum zu hören glaubte. „Soll das heißen, dass Sie die
Sache übernehmen? Besteht doch noch Hoffnung?"
„Sagen wir einmal so: Ich werde einiges überprüfen.
Falls ich zu der Ansicht gelange, dass wir Aussicht auf Erfolg haben, setze ich
mich voll ein. Wenn ich jedoch keine Ansatzpunkte finde, lasse ich die Finger
von der Sache." Seine dunklen Augen waren ernst und aufrichtig. „Sie
müssen sich darüber klar sein, dass ich kein Zauberer bin, Lauren. Ich kann
keine verschwundenen Menschen aus dem Zylinderhut hervorzaubern."
„Wollen Sie mir damit sagen, dass ich mir keine zu
großen Hoffnungen machen darf?"
„Ich will nur, dass Sie nichts Unmögliches von mir
erwarten."
„Das tue ich nicht, Mr. Winters."
„Dreizehn Monate sind eine sehr lange Zeit",
wandte er ein. „Übrigens lautet die Anrede
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