Nie wirst du vergessen
weichen dunkelgrünen Teppich, der sämtliche Böden
bedeckte.
Am Tisch des Empfangsraumes blieb Lauren stehen und
nahm die Telefonnotizen an sich. Dann ging sie in ihr Büro. Sie hängte den
Regenmantel auf den mehrarmigen Metallständer und setzte sich an ihren
Schreibtisch. Gerade als sie beginnen wollte, die Notizen zu sortieren, kam Bob
Harding herein und schloss die Tür fest hinter sich.
„Wie ist es gelaufen?", fragte er und ließ sich
auf einem der Sessel neben Laurens Schreibtisch nieder.
„Ganz gut, glaube ich", antwortete sie mit einem
unsicheren Lächeln. „Und was ist hier los gewesen? War es sehr schlimm? Hast du
Mrs. Denver irgendwie weiterhelfen können?"
„Es gab keine Probleme. Sie war nur ein wenig besorgt
wegen des Treuhandfonds ihres Vaters und der Zuwendungen an ihre Kinder. Einer
der Jungs wird im Februar volljährig, es gefällt ihr nicht, dass er dann
zweihunderttausend Dollar in die Hände bekommen soll."
Lauren nickte, denn sie konnte Stephanie Denvers
Sorgen verstehen. „Ich fürchte, dass sie keine Möglichkeit hat, etwas dagegen
zu tun. Wenn der Junge volljährig wird, erhält er seinen Anteil aus dem Treuhandfonds
seines Großvaters. So hat es Mrs. Denvers Vater verfügt. War sonst noch
etwas?"
„Nein, es ging hier ziemlich ruhig zu."
„Gut. Und danke, Bob, dass du für mich eingesprungen
bist."
„Gern geschehen." Bobs Augen hinter den dicken
Brillengläsern verengten sich. „Und, was war mit Winters?"
„Er hat meinen Fall übernommen."
Bobs rundliches Gesicht leuchtete auf, und er klopfte
sich begeistert auf die Knie. „Ich dachte mir doch, dass er es tun würde."
„Nun, sehr bereitwillig war er nicht gerade. Außerdem
gibt es da noch einen Pferdefuß."
„Ach?"
„Ja. Wenn Winters zu der Ansicht gelangt, dass er die
Kinder nicht finden kann, lässt er die Sache fallen."
Bob seufzte tief auf. „Es ist immer dasselbe."
Beunruhigt fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht. Plötzlich bemerkte er,
wie verzweifelt Lauren aussah. Sie hatte die Schultern hochgezogen, und auf
ihrer Stirn zeichneten sich sorgenvolle Falten ab. „Hey, Lauren, warum machst du
dir solche Sorgen? Zachary Winters sagte doch, dass er deinen Fall übernimmt.
Ich kenne ihn. Er wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen. Das kannst du mir
glauben."
„Ich hoffe es aus ganzem Herzen, Bob!", rief
Lauren heftig und strich sich die Haare aus ihrem Gesicht. „Ich hätte gleich
auf dich hören sollen, als du damals seinen Namen erwähntest."
Bob zuckte gelassen die Schultern. „Vielleicht. Aber
du glaubtest, dass Pat Evans die Kinder finden würde."
„Ja, das hoffte ich", erwiderte Lauren. Als sie sah,
dass Bob aufstehen wollte, hob sie bittend die Hand. „Du erzähltest mir, dass
Winters dir geholfen hat, deine Tante zu finden. Erinnerst du dich? Wir haben
das Thema damals nicht vertieft."
Bob nickte.
„Wie lange ist das her?"
Bob dachte eine Weile nach, bevor er diese Frage
beantwortete.
„Ungefähr acht Jahre."
„Und wie lange hat es gedauert?"
„Sechs Wochen ... nein, etwa zwei Monate. Wir haben
Winters im Februar damit beauftragt, und Tante Myrna war Ostern wieder
daheim."
Nachdenklich tippte Lauren mit den Fingerspitzen auf
die Schreibtischplatte. „Übrigens ist mir Zachary Winters auch von Patrick
Evans empfohlen worden."
Bob kannte natürlich den erfolgreichen Anwalt. Die
Kanzlei Evans, Peters, Willis & Kennedy hatte der Treuhandabteilung der
Northwestern Bank schon viele Kunden vermittelt, und Evans saß im Aufsichtsrat
der Bank. Er war einer der meistgefürchteten Rechtsanwälte von Portland.
„Und?", fragte Bob.
„Ich habe von Patrick Evans erfahren, dass er Zachary
Winters nicht mehr für ... für so zuverlässig hält wie früher. Evans sagte,
dass er ihn mir vor fünf Jahren noch ohne Bedenken empfohlen hätte, aber dass
inzwischen einiges anders geworden sei." Lauren stellte fest, wie Bob
unbehaglich auf seinem Sessel herumrutschte. „Und, du, Bob", fuhr sie
fort, „hast etwas von Gerüchten über Winters und seine Frau erwähnt ... etwas
Unehrenhaftes oder so ähnlich."
„Nein, Lauren. Ich gebrauchte das Wort ungewöhnlich'",
verbesserte Bob. „Wie auch immer, ich nahm an, dass es keine Rolle für dich
spielen würde."
„Tut es auch nicht. Ich möchte nur wissen, was auf
mich zukommt. Also, worum geht es, um dumme Gerüchte oder klare Tatsachen?
Bob, was war wirklich mit Zachary Winters?
Bob erhob sich und lief zwischen Fenster und Tür hin
und her.
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