Nie wirst du vergessen
und Ryan wiederzufinden. Aber da Lauren nun ohne Zachary Winters
auskommen musste, blieb ihr keine andere Wahl mehr.
4.
KAPITEL
Zachary hatte einen Jogginglauf hinter sich und kam
gerade aus der Dusche, als er hörte, wie jemand an die Tür klopfte. Schnell
rubbelte er das Haar einigermaßen trocken und zog hastig seine abgewetzten
Lieblingsjeans an.
„Moment, ich komme gleich!", rief er durch den
Korridor, als das laute Klopfen nicht aufhörte.
Wer, zum Teufel, konnte das sein, fragte er sich. Seit
Rosemarys Tod vor vier Jahren, als er das große Haus aufgegeben hatte, waren
nur sehr wenige Besucher in diesem kleinen Heim gewesen. Ein tüchtiger
Bauleiter hatte ihm damals geholfen, ein Haus zu errichten, das in die Hänge
von Petes Mountain passte. Es lag am Rand weiter Wiesen, nur zwei Meilen' von
der Autobahn nach Portland entfernt.
Zachary verließ das Badezimmer und ging barfuß zur
Haustür. Das Holz unter seinen Füßen fühlte sich kühl und glatt an. Missmutig
vor sich hin murmelnd öffnete Zachary die Tür. Vor ihm stand sein Partner,
Joshua Täte. Wie immer trug er einen frisch gebügelten Straßenanzug und ein
gestärktes weißes Hemd. Lässig an den grob behauenen Pfosten des Vorbaus
gelehnt, fragte er: „Störe ich?" Mit einem wissenden Lächeln blickte er
auf den halb nackten Zachary.
„Ich habe gerade geduscht."
„Allein?"
Zachary lachte versöhnlich. „Ja. Komm hereinJ'
„Danke."
„Solltest du nicht noch in Portland über der Arbeit
sitzen?" Zachary führte Joshua ins Wohnzimmer.
„Ich arbeite ja auch. Hier." Joshua setzte sich,
öffnete seine Aktentasche und nahm einige Blätter heraus.
„Was ist das?"
„Die Zeugenaussage von McClosky. Die wolltest du doch
unbedingt haben, aber dann hast du sie auf deinem Schreibtisch liegen
lassen."
Zachary schüttelte den Kopf über seine Nachlässigkeit.
Seit mittlerweile zehn Tagen konnte er nicht mehr richtig denken. Lauren Regis
hatte ihm nicht nur die Nachtruhe geraubt, es war ihr auch gelungen, seinen
sonst so klaren Verstand zu verwirren. „Danke, dass du mir das hierhergebracht
hast."
„Schon gut. Ich dachte, es sei vielleicht ganz gut,
wenn wir mal über einige Dinge redeten." Joshua warf seine Jacke über die
Armlehne der Couch, rückte die Krawatte zurecht und krempelte die Hemdsärmel
auf.
„Warum nicht", stimmte Zachary zu und nickte.
Joshua Täte hatte viel von ihm gelernt, und trotz allem, was geschehen war,
schien ihn der Junge sehr zu mögen. Eigentlich konnte Zachary nicht verstehen,
warum. Auch wenn er sich nach dem Tod Wendells intensiv um Joshua gekümmert
hatte, müsste der Junge ihn eher hassen.
„Hast du schon zu Abend gegessen?", erkundigte
sich Zachary und beobachtete Joshua, der es sich gemütlich gemacht hatte. Er
hatte den Fernsehapparat eingeschaltet und steckte sich Erdnüsse in den Mund.
Wie ein Junge, der nach Hause gekommen ist, dachte Zachary belustigt. So benahm
sich Joshua immer, wenn er Zachary besuchte.
„Nein, noch nicht. Und du? Sollen wir uns eine Pizza
holen?"
Lächelnd schüttelte Zachary den Kopf. „Ich habe noch
ein paar Sandwiches."
„Hört sich gut an." Gespannt blickte Joshüa auf
den Bildschirm, wo die Fußballergebnisse bekannt gegeben wurden.
McClosky-Aussage, von wegen, dachte Zachary. Der Junge
fühlt sich einsam. Und wahrscheinlich mag er es nicht, dass man ihn Junge
nennt. Schließlich war er fast siebenundzwanzig, also wirklich kein Junge
mehr. Außer Zachary hatte er keine weitere Familie.
„Hey!", rief Joshua dem in der Küche verschwundenen
Zachary nach. „Hast du Bier im Haus?"
Mit dieser Frage hatte Zachary schon gerechnet, er
kannte Joshua schließlich gut genug. Joshua war berechenbar, aber intelligent
und smart. Der Junge hatte sowohl die Highschool als auch die Universität früh
beendet und das Jurastudium mit Leichtigkeit und Glanz absolviert. Doch erst,
nachdem Zachary ihn auf den Weg gebracht hatte. Seinem Vater ähnelte Joshua
Täte nicht.
Bei dem Gedanken an seinen ehemaligen Partner
verfinsterte sich Zacharys Gesicht. Er öffnete den Kühlschrank und nahm eine
Dose Bier und die Sandwiches heraus. Dann legte er die Brote auf einen Pappteller,
riss einige Papiertücher von der Rolle und trug alles ins Wohnzimmer.
„Schau dir das einmal an", sagte Joshua, der wie
gebannt auf den Bildschirm starrte. „Ist das nicht die Frau, von der Amanda
gesprochen hat? Ich meine die, die ihre Kinder sucht. Wie heißt sie doch
gleich? Regal? Oder ... nein, jetzt
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