Nie wirst du vergessen
sondern
Lauren vor sich.
„Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ich Ihre Kinder
aufspüren kann", sagte er sehr ernst. „Ich würde Ihnen liebend gern etwas
anderes mitteilen, aber ich kann Sie weder anlügen noch beschützen."
„Mich beschützen?
Wovor?"
„Vor der Wahrheit."
„Welcher Wahrheit?"
Nun stand auch Zachary auf und legte Lauren begütigend
die Hand auf die Schulter. „Ich bin zu der
Überzeugung gelangt, dass Sie Ihre Kinder nur wiedersehen,
wenn Ihr Mann es will. Und das halte ich nach dreizehn Monaten für äußerst
unwahrscheinlich. Ob er Sie bewusst quälen möchte oder ob er Angst hat
zurückzukommen, kann ich nicht beurteilen. Aber es steht ja inzwischen wohl
einwandfrei fest, dass er nicht gefunden werden möchte. Und leider können Sie
kaum etwas dagegen tun, solange die Kinder noch minderjährig sind."
Lauren unterdrückte ein Schluchzen und wandte sich
tief enttäuscht zur Tür, um das Restaurant zu verlassen. Aber Zachary hatte
seine Hand immer noch fest auf ihre Schulter gelegt und hinderte sie auf diese
Weise am Gehen. „Ich kann es nicht glauben", flüsterte sie und versuchte
angestrengt, sich seinem Griff zu entwinden und in möglichst würdevoller
Hältung hinauszugehen.
Zachary blieb an ihrer Seite und hielt sie weiterhin
fest. „Können oder wollen Sie es nicht glauben?"
„Das spielt keine Rolle. Ich gebe nicht auf und werde
meine Kinder finden."
„Und wenn es Ihnen gelungen ist, was tun Sie dann?
Wollen Sie sie kidnappen?"
Sie riss sich von Zachary los und wirbelte zu ihm
herum, eiserne Entschlossenheit im Blick. „Wenn es sein muss - ja!"
„Glauben Sie, dass Ihr Exmann das zulässt, nachdem er
sich so angestrengt hat, keine Spuren zu hinterlassen? Er vermeidet jeden
Kontakt zu seiner Familie und seinen Freunden, um ja nicht entdeckt zu werden.
Nein, Sie haben keine Chance."
„Das Gericht hat für mich entschieden. Ich habe das
Sorgerecht."
„In Oregon. Ich müsste mich sehr irren, wenn er die
Kinder nicht in einen anderen Staat der USA mitgenommen hat oder gar ins
Ausland gegangen ist."
Das alles hatte sie schon gehört. Fröhliches Lachen
und Sprechen und das Klirren von Gläsern beim Zuprosten drangen an ihr Ohr.
Die anderen Gäste schienen heiter zu sein, ganz im Gegensatz zu ihrer verzweifelten
Stimmung. Unglücklich schüttelte sie den Kopf. Stolz und Unbeugsamkeit brannten
in ihren Augen, als sie sagte: „Ganz gleich, wo sich Doug mit den Kindern
aufhält und was ich alles unternehmen muss, ich werde sie finden. Ich werde
nicht ruhen, bis ich Alicia und Ryan wieder bei mir habe, in meinem Heim und
für immer."
„Lauren", sagte er scharf, „haben Sie nicht schon
einmal daran gedacht, was Sie den Kindern antun, wenn sie wieder entwurzelt
werden?"
Sie
zuckte zusammen, als hätte man sie geschlagen. „Ich denke Tag und Nacht an
meine Kinder. Ich weiß, dass sie zu mir gehören. Niemand kann sie so lieben wie
ich. Niemand." Sie zitterte vor Erregung. „Und das Gericht wird mir recht
geben. Ich habe nur den Fehler gemacht, zu glauben, Sie würden mir
helfen." Nach diesen bitteren Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und
stürmte aus dem Restaurant, hinaus in den strömenden Regen.
Dass Zachary ihr eine Absage erteilt hatte, schmerzte
sie zutiefst. Zwar war sie darauf vorbereitet gewesen, dass er ihr womöglich
nicht würde helfen können. Doch dass er sich mit ihrem Fall überhaupt nicht
mehr befassen wollte, raubte ihr die letzte Hoffnung. Lauren legte sich den
Trenchcoat um die Schultern, hielt den aufgeschlagenen Kragen mit einer Hand
fest zusammen und öffnete mit der anderen den Regenschirm.
Im Büro angekommen, frischte sie das Make-up auf und
steckte die widerspenstigen Haarsträhnchen fest. Nur mit größter Anstrengung
gelang es ihr, sich mit den Problemen im Büro zu befassen. Die gerichtliche
Auseinandersetzung zwischen den Masons und der Bank kam ihr im Vergleich zu
ihrem persönlichen Problem läppisch vor. Sie wusste sich keinen Rat mehr, wie
sie ihre Kinder finden sollte.
Es war schon fast fünf Uhr, als Lauren sich noch immer
den Kopf zergrübelte. Plötzlich glaubte sie, doch noch eine Möglichkeit zu
sehen. Sie schlug die Seiten des Telefonbuchs auf und notierte sich die Nummer
des Fernsehsenders, der ihr eingefallen war. Dann wählte sie und betete
inständig, dass man ihr helfen könnte.
Was sie plante, war eine gefährliche, zweischneidige
Angelegenheit. Wenn sie missglückte, gäbe es überhaupt keine Chance mehr,
Alicia
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