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Nie wirst du vergessen

Nie wirst du vergessen

Titel: Nie wirst du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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zwei Stühlen zu
sitzen. Sie spürte Wut in sich hochsteigen, weil man ihr gegenüber so unfair
war. Sie hatte sich nichts zuschulden kommen lassen.
    „Ich bin immer eine gute Arbeitskraft gewesen",
sagte sie, als Patrick die Rechnung bezahlt hatte. „Und ich habe nie etwas
getan, was den Ruf der Bank schädigen könnte. Genau das habe ich auch George
West gesagt. Wenn er mir nicht glaubt, kann ich es auch nicht ändern." Sie
straffte die Schultern. „Entweder vertraut er mir oder nicht."
    „Ganz so einfach ist es nicht, Lauren. George hat eine
Menge Druck bekommen und einiges einstecken müssen. Mehrere Vorstandsmitglieder
haben sogar für seinen Rücktritt plädiert."
    „Seine Familie besitzt doch die Stimmenmehrheit der
Bank."
    „Das schon. Aber auch seine Geschwister haben ihn
ziemlich unter Druck gesetzt."
    „Meinetwegen?" Lauren konnte es nicht glauben.
    „Wegen der Mason-Klage und der vielen Berichte in den
Medien. Wenn die Reporter nun auch noch von Ihrer Verbindung zu Zachary Winters
erfahren, gibt es einen Riesenskandal. Der Vorstand hat sogar trotz aller
Bedenken eine Einigung mit den Masons ins Auge gefasst."
    „Warum das denn?"
    „Weil ein Prozess der Firma sehr schaden könnte. Kein
Mensch würde bei einer Bank sein Geld anlegen, ihre Aktien kaufen oder ein
Konto bei ihr unterhalten, wenn er kein Vertrauen in sie hat. Manchmal genügen
schon Gerüchte, um für die größten Schwierigkeiten zu sorgen."
    „Ich verstehe." Lauren biss die Zähne zusammen.
Patrick hielt ihr die Tür auf, dann gingen sie zurück zur Bank. Auf dem Weg
dorthin traf Lauren endgültig die Entscheidung, die sie seit drei Wochen vor
sich herschob.
    Zwei Stunden später bot sie George West die Kündigung
an. Obwohl er den Kopf schüttelte und die Stirn runzelte, erklärte er sich
damit einverstanden. „Ich bedauere sehr, dass es dazu gekommen ist", sagte
er, und es klang ehrlich.
    „Ich auch." Lauren blickte ihm direkt in die
Augen.
    „Haben Sie denn schon eine andere Stellung in
Aussicht?"
    „Noch nicht."
    „Wenn Sie ein Empfehlungsschreiben brauchen, ein persönliches
meine ich ..."
    „Danke." Lauren drehte sich um. Sie hatte das Gefühl,
als wäre eine schwere Last von ihren Schultern gefallen.
    „Lauren!", rief George West, als er sah, dass sie
zur Tür ging.
    „Ja, Mr. West?" Sie blieb stehen. George sah auf
einmal viel älter als seine zweiundsechzig Jahre aus.
    „Ich sorge dafür, dass Sie noch ein zusätzliches Gehalt
und das Urlaubsgeld bekommen."
    „Vielen Dank."
    „Und noch etwas. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass Sie
Ihre Kinder finden."
    „Das weiß ich, Mr. West."
    Lauren verließ sein Büro, räumte ihren Schreibtisch
aus und verließ die Northwestern Bank mit dem festen Entschluss, nie mehr
zurückzuschauen. Dennoch war sie niedergeschlagen.
    Freitag war ein besonders schwerer Tag für Lauren.
Nicht nur, weil Alicia an diesem Tag Geburtstag hatte, sondern auch weil Lauren
zum ersten Mal nicht ins Büro gehen würde. Zusätzlich erschien an diesem
Freitag die Anzeige in allen größeren Zeitungen in Boise und Umgebung. Lauren
blieb daheim und wartete darauf, dass das Telefon klingelte. Doch es rief
niemand an.
    Am späten Nachmittag war sie müde vom Arbeiten an den
vielen Bewerbungsschreiben. Sie streifte die Schuhe ab und legte sich auf die
Couch. Gab es eine Chance, dass Alicia oder jemand, der sie kannte, die Anzeige
sah? Würde jemand anrufen? Falls dieser Jemand Alicia kannte und sich überhaupt
die Mühe machte ... Oder würde sich diese Person vor Doug fürchten und den
Anruf unterlassen?
    Lauter Fragen - und keine Antworten.
    Lauren
schloss die Augen und dachte an Alicia und ihre Geburt. Wie ein Film spulte
sich das damalige Geschehen vor ihren Augen ab. Sie erinnerte sich an jede
Einzelheit.
    Vor genau sieben Jahren lag Lauren in den schneeweißen
Laken des St. Mary Hospitals. Freundliche Schwestern standen an ihrem Bett und
hielten ihr das neugeborene, noch ein wenig verschrumpelte Baby entgegen. Eine
wunderschöne Tochter, wie Lauren fand. Und wie glücklich sie damals gewesen
war!
    Verstört öffnete Lauren die Augen. Und jetzt wusste
sie nicht einmal, wo und mit wem ihr kleines Mädchen lebte. Das werde ich aber
bald erfahren, versuchte sie sich zu trösten. Es wird bestimmt jemand anrufen.
Sie stand auf und machte sich eine Tasse Tee, setzte sich in ihren
Lieblingssessel und griff nach dem Kriminalroman, den sie vor langer Zeit zu
lesen angefangen hatte.
    Und wenn nicht?
    Dann

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