Nie wirst du vergessen
er das leere Tablett auf einen freien Nebentisch legte.
„Das habe ich schon einmal gehört", bemerkte
Lauren.
„Dass George West dir den Fonds abnahm, wurmt
dich
doch noch immer. Gib es nur zu."
„Okay, mein kluger Freund. Es wurmt mich noch
immer."
„Das sollte es aber nicht, Lauren. Vergiss diese
Sache."
„Wie kann ich das verhindern, wenn die ganze Abteilung
kaum über etwas anderes redet?"
„Dann wollen wenigstens wir beide für eine Weile die
ganze Geschichte vergessen." Aber Bob hielt sich selbst nicht an seinen
Vorschlag, sondern fügte hinzu: „Dieser Joshua Täte macht uns ziemlichen
Ärger."
„Von Hammond Mason gar nicht zu reden, nicht
wahr?"
„Wie recht du hast."
Lauren trank einen großen Schluck geeisten Tee.
„Vielleicht ist es mein Glück, dass ich damit nichts mehr zu tun habe."
Bob schob die Brille auf die Nasenspitze. „Lauren, was
George West gemacht hat, gefällt mir wirklich nicht. Ich finde sein Verhalten
nicht fair. Nur, weil du im Fernsehen aufgetreten bist und dir den besten Anwalt
genommen hast, um deine Kinder zu finden ... also ich meine, diese Gründe
reichen nicht aus, dir das Treuhandkonto wegzunehmen."
„Du hast wohl vergessen, dass Joshua Täte der Partner
von Zachary Winters ist."
„Wie könnte ich? Täte ist zäh und bissig wie eine
Bulldogge."
„Genau wie sein Lehrer, nicht wahr?"
„Ja, wahrscheinlich." Beruhigt, dass Lauren ihm
anscheinend nicht böse war, aß Bob von seinem Salat. „Da wir gerade von
Winters sprechen ... habt ihr schon etwas über die Kinder herausfinden
können?"
„Nicht viel. Zachary ist nach Boise geflogen, um noch
eine Spur zu verfolgen."
„Noch eine?"
Lauren bemerkte Bobs besorgten Blick und erwiderte:
„Wir haben einige Hinweise bekommen, aber alle endeten in einer
Sackgasse."
„Das tut mir aufrichtig leid, Lauren."
„Nun, wir müssen halt Geduld haben", sagte Lauren
leise und fing an, ihre Suppe zu essen. Dann unterhielt sich Bob mit ihr über
Dinge, die nicht so unerfreulich waren. Lauren entspannte sich. Es war ein
gutes Gefühl zu wissen, dass sie trotz aller Probleme in der Bank in Bob
Harding noch immer einen so guten Freund hatte.
Zachary kam am Donnerstagabend zurück. Er fuhr vom
Flughafen direkt zu Laurens Haus. Als sie die Traurigkeit in seinen Augen
entdeckte, verkrampfte sich ihr Herz.
„Wieder nichts", flüsterte sie. Zachary sah aus,
als hätte er in den vergangenen drei Tagen weder geschlafen noch sich rasiert.
Das weiße Hemd war zerknittert und nicht mehr ganz sauber.
„Nein", antwortete er bedrückt und schloss sie in
die Arme. Zart streichelte er ihr Haar. Sie roch so frisch und sauber und sah
so verlockend wie eine Oase in einer endlosen Wüste aus. „Ach, Lauren, du hast
mir während der vergangenen Tage so gefehlt."
Lauren schluckte den Kloß hinunter, der ihr in der
Kehle gesteckt hatte, und küsste Zachary auf die unrasierte Wange. „Du mir
auch, Zachary." Sie war überraschend ruhig und gefasst, obwohl sie kaum
noch Hoffnung hatte. Immer wieder versuchte sie sich einzureden, dass noch
nicht alles verloren wäre. Und sie hatte ja auch Zachary wieder bei sich. Die
Trennung von ihm war ihr sehr schwergefallen. Viel schwerer als frühere
Trennungen. Allmählich drehte sich ihr ganzes Leben fast nur noch um ihn, ob
sie es nun wollte oder nicht.
Sie schmiegte sich fest an den Mann, den sie so
unsagbar liebte. Nein, sie klammerte sich an ihn wie an einen Rettungsanker.
Wenn sie ihre Kinder nicht mehr wiederbekäme, könnte ihr dieser Mann dann genug
sein? Könnte sie Alicia und Ryan wohl aufgeben und ein neues Leben mit Zachary
Winters beginnen, eine neue Familie gründen?
Oh Gott, nein! Niemals würde sie die Suche nach ihren
geliebten Kindern einstellen, sie niemals aufgeben, auch wenn sie Zachary noch
so sehr liebte.
„Erzähl mir alles", bat sie und ging mit ihm zur
Couch. Verzweifelt bemühte sie sich, ihre tiefe Enttäuschung zu verbergen, die
wie eine Zentnerlast auf ihrem Herzen lag.
Zachary ließ sich auf das Sofa fallen und starrte an
die Decke, einen Arm um Laurens Schulter gelegt.
„Doug war in Boise", begann er. „Aber er ist von
dort wieder weggezogen."
Lauren versuchte, sich zu beruhigen. Das war doch
etwas! Zum ersten Mal seit dreizehn Monaten gab es eine echte Spur von Doug. Er
hatte also in Boise gewohnt! „Aber du weißt nicht, wohin er gezogen ist?"
„Nein. Er machte es genau wie damals. Ohne eine
Adresse zu hinterlassen, wohin man seine Post schicken
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