Nie wirst du vergessen
nicht sagen."
„Wie lange sind Sie geschieden?", setzte Zachary
das Verhör fort.
„Ungefähr ein halbes Jahr. Aber wir leben schon lange
getrennt."
„Sie hatten vermutlich das Sorgerecht für die
Kinder."
„Ja. Doug durfte sie regelmäßig besuchen. Er kam und
holte sie ab. Aber er ... er ... eines Tages brachte er sie nicht zurück."
„Hat er keinen Nachsendeantrag für seine Post
gestellt?"
„Er ließ sich alles postlagernd auf das Hauptpostamt
von Portland schicken."
Zachary rieb sich besorgt das Kinn. „Aber die Schule
muss doch genauere Unterlagen haben."
„Nein. Alicia war noch nicht eingeschult und Ryan erst
zwei Jahre alt." Laurens Lippen zitterten. „Doug nahm mir meine Kinder mit
der Absicht, sie mir nie wieder zurückzugeben", flüsterte sie unglücklich.
„Was ist mit der Firma, bei der Ihr Exmann beschäftigt
war? Bestimmt hat ihm sein Chef die Mitteilung über die Lohnsteuer
zugeschickt. Die braucht er für seine Steuererklärung."
„Evergreen Industries, bei denen Doug beschäftigt
war, haben nichts von ihm gehört. Entweder hat Doug keinen Erstattungsantrag
für die Lohnsteuer gestellt, oder man will mir nicht mitteilen, wo er ist. Auch
mit dem Finanzamt, der Krankenkasse und der Sozialversicherung kam ich nicht
weiter. Ich habe mir schon den Kopf zerbrochen, ob er seinen Namen geändert hat
- das ist ja bei uns in den USA leicht möglich - oder ob er ins Ausland gezogen
ist. Vielleicht arbeitet er auch nur in einem anderen Staat von Amerika."
Ernst und voller Mitgefühl schaute Zachary auf Lauren.
Es fiel ihm nicht leicht, ihr die nächste Frage zu stellen. Doch es musste sein,
weil er nichts auslassen durfte, was vielleicht wichtig sein konnte. „Lauren",
fing er vorsichtig an, „haben Sie schon an die entfernte Möglichkeit gedacht,
dass Ihre Kinder nicht mehr am Leben sind?"
„Nein!", schrie Lauren auf. Dann flüsterte sie verzweifelt:
„Oh Gott, das ... das kann und will ich einfach nicht glauben." Ihr war so
entsetzlich elend, dass sie befürchtete, im nächsten Moment zusammenzubrechen.
Lauren hob das tränenüberströmte Gesicht. „Ich muss
sie finden, Mr. Winters", brachte sie heiser heraus. „Werden Sie mir
helfen?"
Er rieb sich den verspannten Nacken und fragte sich,
warum er nicht schlicht und einfach Nein sagte. „Ich weiß nicht, ob ich das
kann", antwortete er widerstrebend. „Anscheinend haben Sie ja schon alles
versucht."
2. KAPITEL
Es traf Lauren wie ein Schlag, als sie die Ablehnung
in Zachary Winters' Stimme hörte. Aber sie gab nicht auf. „Bob Harding schwört
auf Sie!", rief sie völlig verzweifelt.
„Hardings Fall war einfach. Ich musste nur einen
Verwandten aufspüren, der gefunden werden wollte."
„Glauben Sie etwa, dass meine Kinder nicht von mir
gefunden werden wollen?", fragte Lauren erregt und sprang von dem Sessel
auf.
Zachary musterte ihr fest entschlossenes, verspanntes
Gesicht und sah, wie ihre Unterlippe zitterte. Es wäre so leicht, Lauren zu
belügen, ihren Fall anzunehmen, das Honorar einzustecken und dann leider auch
keinen Erfolg zu haben - genau wie die anderen es getan hatten. Aber das
brachte Zachary nicht über sich. Trotz aller Gerüchte war er ein ehrenhafter
Mann. Und dass Lauren einen so üblen Kerl wie Tyrone Robbins um Hilfe gebeten
hatte, machte ihn wütend. Hinzu kam, dass er sich von Patrick Evans irgendwie
herausgefordert fühlte.
„Ich weiß nicht recht, Lauren", sagte er zögernd.
„Ihre Kinder waren noch sehr klein, als man sie Ihnen wegnahm. Und es ist
schon ..."
„Genau dreizehn Monate her", fiel sie ihm ins
Wort. „Es geschah Anfang September."
„Dann müsste Ihre Tochter jetzt... Wie alt ist sie?
Sieben?"
„Nein, sechs."
„Und Ihr Sohn ist drei."
„Ja", flüsterte Lauren unglücklich, als sie sich
an Ryans zartes Babygesicht erinnerte. Wie sehr musste er in diesem einen Jahr
gewachsen sein.
„Vielleicht erinnern sich die Kinder gar nicht mehr an
Sie", bemerkte Zachary leise.
Ein dicker Kloß schnürte Lauren die Kehle zu. „Oh
doch, Mr. Winters. Ganz bestimmt. Ich bin doch ihre Mutter!" Sie ballte
die Hände zu Fäusten und versuchte, den Zorn und die Empörung in ihrem Innern
zu beherrschen. Wie konnte dieser Anwalt hier so dasitzen und jede Hoffnung
zerstören?
Zachary hatte ein Gefühl, als stieße jemand ein Messer
in seinen Leib. Alte Wunden öffneten sich und schmerzten wie damals. Für einen
Moment schloss er die Augen. Dann sagte er mühsam: „Lauren, ich habe
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