Nie zuvor so geliebt
der Verbundenheit, das eine bloße Zeremonie nicht hervorrufen konnte.
„Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau”, verkündete der Pastor lächelnd. Dann sagte er zu Chris: „Sie dürfen die Braut jetzt küssen.”
Maribeth drehte sich zu Chris um. Diesen Teil hatten sie am Vortag nicht geprobt.
Gemächlich hob Chris den Schleier von ihrem Gesicht und schlug ihn zurück. Mit einer Sanftheit, die sie immer wieder verwunderte, die sie nie von ihm erwartet hätte, legt er einen Arm um ihre Taille und hob mit der anderen Hand ihr Kinn.
„Hallo, Mrs. Cochran”, flüsterte er. „Willkommen in meinem Leben.”
Seine Lippen waren warm und noch weicher, als sie es erinnerte. Er gab ihr einen hauchzarten Kuss, und sie erzitterte unwillkürlich. Sie schien plötzlich zu glühen und unterdrückte den unerklärlichen Drang zu weinen.
Der Pastor drehte sie zu den Gästen um und stellte sie als Mr. und Mrs. Cochran vor, und Maribeth erkannte, dass sie nicht als einzige überwältigt war.
Die Schlusshymne setzte ein, und Chris nahm ihren Arm. Als sie das Foyer erreichten, wurden sie von unzähligen Menschen umringt. Sie fühlte sich seltsam benommen. Sie lehnte sich an Chris, der sofort einen Arm um sie legte und sie an sich drückte.
Nun erst wurde ihr bewusst, wie verschieden Bobby und Chris in körperlicher Hinsicht waren. Bobby war nur wenige Zentimeter größer als sie und eher gedrungen, während Chris sie um mehr als einen Kopf überragte.
Sie bettete den Kopf auf seine Brust und verspürte ein völlig neues Gefühl der Geborgenheit. Durch den Stoff seines Smokings spürte sie das rasche Pochen seines Herzens.
Seine äußere Gelassenheit täuschte also. Sie kannte niemanden, der seine Gefühle so gut verbergen konnte wie er, und sie hätte gern gewusst, wie er es schaffte.
„Ich weiß wirklich nicht, ob ich es noch lange durchhalten kann”, flüsterte sie ihm zu.
„Meine Knie zittern so stark, dass ich kaum stehen kann.”
Er küsste ihren Hals in einer sehr liebevoll wirkenden Geste der Zuneigung. „Soll ich dich zum Empfang tragen? Ich glaube, mein Rückgrat verkraftet es.” Seine Stimme klang belustigt, obgleich seine Miene angemessen feierlich blieb.
Mehr konnten sie sich nicht sagen, bevor sich die Menge um sie drängte und alle gleichzeitig auf sie einredeten.
Maribeth war sehr froh, dass der Empfang direkt gegenüber von der Kirche auf der anderen Straßenseite stattfand. Sie wollte Chris gerade sagen, dass sie das kurze Stück zu Fuß schaffte, als er sie kurzerhand auf die Arme hob und ein erstauntes Raunen ringsumher hervorrief.
Er wandte sich an die Menge und schlug vor: „Wollen wir diese Versammlung auf die andere Straßenseite verlegen?” Ohne auf eine Antwort zu warten, setzte er sich in Bewegung.
Maribeth klammerte sich fest an ihn. Sie war ihm dankbar für seine entschiedene Handlungsweise. Zumindest einen kleinen Moment lang wurde nichts weiter von ihr erwartet, als sich an ihm festzuhalten.
„Je früher wir die Torte anschneiden”, murmelte er ihr ins Ohr, „um so früher haben wir alles hinter uns. Ich weiß ja nicht, wie es mit dir steht, aber ich brenne darauf, hier zu verschwinden.” Er schenkte ihr ein Lächeln, das sehr intim wirkte, so als malte er sich bereits aus, was er im Moment lieber täte.
Das Blut schoss ihr ins Gesicht. Was war nur in sie gefahren? Sie kannte ihn seit Jahren.
Warum rief er eine so heftige körperliche Reaktion in ihr wach, wie sie es nie zuvor erlebt hatte?
Sie lachte ein wenig zittrig. „Ich kann es nicht fassen, dass wir es tatsächlich durchgezogen haben.” Sie blickte über seine Schulter zurück zu dem Menschenstrom, der ihnen folgte.
„Hast du jemals so viele schockierte Gesichter auf einmal gesehen? Es ist durchaus möglich, dass Megan mir niemals verzeihen wird.”
„Das wird sie bestimmt. Schließlich ist es dein Leben. Außerdem schadet es niemandem, hin und wieder mal richtig aufgerüttelt zu werden. Das reißt einen aus dem alten Trott.”
„Tja, ich würde sagen, ich bin in dieser Woche gehörig aus meinem alten Trott gerissen worden. Mehr, als mir lieb ist. Ich bin kein abenteuerlicher Typ, weißt du.”
Chris schmunzelte und ließ sie sanft auf die Füße hinabgleiten. „Halte dich nur an mich, und du wirst merken, dass man sich daran gewöhnen kann.” Sie betraten das Gemeindezentrum, das sich rasch mit Gästen füllte. In einer Ecke spielte eine kleine Combo sanfte, unaufdringliche
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