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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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»Entscheidend ist aber ein Fehler.«
    »Können Sie sich vorstellen, dass ich selten bis gar nicht Viagra
schlucke?«, fragte Frauke.
    Der Hauptkommissar lächelte sie freundlich an. Dann fuhr er mit
seinem Kugelschreiber an der Grenze zwischen dem weißen und dem blauen Aufdruck
entlang. »Hier fehlt etwas. Ein hellblauer Streifen.«
    »Interessant«, sagte Frauke. »Hier liegt also ein Imitat vor.«
    »Genau. Und deshalb sind wir eingeschaltet worden.«
    Frauke seufzte. »Als wenn wir nicht schon genug Aufgaben hätten.«
    Die beiden hatten nicht mitbekommen, dass Jakob Putensenf im
Türrahmen stand und ihrem Gespräch gelauscht hatte.
    »Vielleicht sollten Sie einmal Viagra probieren. Möglicherweise
steigert es auch bei Ihnen die Libido.«
    »Das habe ich im Unterschied zu Ihnen nicht nötig. Ich fürchte, bei
Ihnen wäre auch eine doppelte Portion eine Fehlinvestition.«
    Putensenf spitzte die Lippen. »Was haben wir für eine heiße Chefin,
Nathan«, sagte er mit spöttischem Unterton zu Madsack.
    »Als Kriminalhauptmeister können Sie sich vermutlich kein Viagra
leisten«, sagte Frauke. Im selben Moment bedauerte sie ihre Anspielung darauf,
dass Putensenf als Einziger im Team nicht zum gehobenen Dienst gehörte.
    Putensenf holte tief Luft und lief dunkelrot an. Dann wandte er sich
ab und verschwand auf dem Flur. Frauke wusste, dass sie seine empfindliche
Stelle getroffen hatte.
    Madsack sah verlegen aus dem Fenster. Der schwergewichtige
Hautkommissar zeichnete sich dadurch aus, dass er stets konsensbemüht war.
Schließlich hüstelte er.
    »Sie haben recht. Viagra ist teuer. Je nachdem, woher Sie es
beziehen, kosten vier Filmtabletten sechzig Euro und mehr. Deshalb floriert das
Geschäft mit Imitaten.«
    »Warten wir die Obduktion ab«, entschied Frauke und zeigte auf die
Packung. »Schaffen Sie das ins Labor. Die sollen die Qualität prüfen. War die
Spurensicherung schon in Buggenthins Wohnung?«
    Madsack zuckte mit den Schultern. »Da bin ich überfragt. Der Fall
ist ganz frisch. Aber ich werde mich darum kümmern.«
    »Schön. Ich erwarte Ihren Bericht.«
    Damit war der Hauptkommissar entlassen. Madsack stieß mit dem
Kriminaloberrat zusammen und entschuldigte sich.
    »Mein Versehen«, sagte Ehlers, als er in den Raum trat und sich
Frauke gegenüber niederließ. »Offensichtlich sind gefälschte Medikamente im
Umlauf. Da diese stets im großen Stil vermarktet werden, ziehen wir das
Ermittlungsverfahren an uns. Ich wollte Sie und Ihr Team damit betrauen.« Es
war keine Frage, sondern eine Feststellung. »Ihr vorheriger Fall dürfte fast
abgeschlossen sein. Noch ein wenig Papierkrieg, ein paar Verhöre. Oder?«
    Der Kriminaloberrat hat eine subtile Art, ihr eine weitere Aufgabe
aufzubürden, obwohl er mit Sicherheit wusste, dass im vorherigen Fall noch
vieles zu erledigen war. Doch als »Neue« musste Frauke beweisen, dass sie auch
Stresssituationen gewachsen war. Deshalb konnte sie den neuen Fall nicht
ablehnen. Ebenso wenig konnte sie Ehlers anvertrauen, dass eine Morddrohung
gegen sie ausgesprochen worden war. Möglicherweise hätte ihr Vorgesetzter das
missverstanden und als stille Kapitulation gewertet. Es war keine Seltenheit,
dass überführte Täter Drohungen gegen die Beamten aussprachen. Das war Frauke
schon oft widerfahren. Dem musste man keine Bedeutung beimessen. Aber in diesem
Fall war das anders. Deshalb beschloss Frauke, es für sich zu behalten. Und zu
ihren Mitarbeitern hatte sie auch kein Vertrauen. Sie hätte ihr Geheimnis mit
niemandem teilen können.
    »Wir werden uns der Sache annehmen«, sagte sie zu Ehlers.
    »Fein. Ich habe mit dem Kollegen Schwarczer auch umgehend für
Verstärkung gesorgt. Dann steht dem Erfolg nichts im Wege.«
    Doch!, dachte Frauke. Mit den drei Männern meines Teams lassen sich
keine Mauern einreißen.
    Ehlers stand auf. Mitten im Raum blieb er noch einmal stehen und
drehte sich zu Frauke um. »Haben Sie schon einen ersten Eindruck von dem Neuen
gewinnen können?«
    Oh ja, dachte Frauke. Und der hat mich nicht überzeugt. Laut sagte
sie: »Das muss sich entwickeln.«
    »Viel Erfolg«, wünschte der Kriminaloberrat und verließ den Raum.
    Frauke atmete tief durch. Sie hatte sich ihre Tätigkeit in Hannover
anders vorgestellt. Dann widmete sie sich wieder der Schreibtischarbeit.
    Frauke hatte die Tür ihres Dienstzimmers offen gelassen. Man
gewöhnte sich an die Betriebsamkeit, die auf dem Flur herrschte. Langsam, aber
stetig sank der Geräuschpegel. Die

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