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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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der
Nachbarn zu beiden Seiten. Paletten mit Gemüse standen herum, wurden hin und
her bewegt, Männer schrien sich gegenseitig etwas zu, liefen mit Papieren und
Lieferscheinen in der Hand herum und stapelten Kisten.
    Im gläsernen Büro saßen die Kontoristin, die Frauke schon bei ihrem
ersten Besuch gesehen hatte, und Giancarlo Rossi, der an der Telefonstrippe
hing. Er parlierte laut auf Italienisch und benutzte zum Untermalen seiner
Ausführungen die andere Hand, mit der er große Gesten vollführte, als würde er
ein Orchester dirigieren. Frauke hatte den Eindruck, als würde Rossi ein wenig
erschrocken aufsehen, als er sie gewahrte, und rasch das Gespräch beenden. Mit
großen Augen sah er den beiden Beamten entgegen.
    Frauke wünschte einen guten Morgen und wandte sich zunächst an die
blonde Mitarbeiterin, die Rossi »Johanna« genannt hatte.
    »Das ist richtig stressig bei Ihnen.«
    Die Frau sah auf. »Man gewöhnt sich daran.«
    »Stört Sie der Lärm nicht?«
    »Nein. Das ist eine Frage der Gewohnheit.«
    »Sprechen Sie Italienisch?«
    »Nein«, lachte sie. »Kein Wort. Ich arbeite hier schon eine ganze
Weile, aber das ist nichts für mich.«
    »Was soll das, eh?«, fragte Rossi. Aus seiner Stimme klang deutlich
die Verärgerung. »Warum fragen Sie meine Mitarbeiter aus? Was wollen Sie
überhaupt? Sie sehen doch, dass wir hier beschäftigt sind. Sie stören.«
    »Wer ein schlechtes Gewissen hat, empfindet unseren Besuch als
störend. Haben Sie ein Motorrad?«
    Rossi war überrascht von der direkten Frage.
    »Ich … äh … Nein«, stammelte er. »Ich habe gar keinen Führerschein
dafür.«
    »Das dürfte die geringste Sorge sein, wenn man sonst die Gesetze
missachtet«, fuhr Frauke ihn an.
    »Was soll das? Wollen Sie mir etwas vorwerfen? Kommen Sie mir nicht
komisch.« Rossi war Frauke einen halben Schritt entgegengekommen, stoppte aber
mitten in der Bewegung, als Schwarczer sich straffte und einen Knurrlaut von
sich gab.
    »Dürfen wir uns hier umsehen?«, fragte Frauke. »Natürlich können Sie
das verweigern. Dann besorge ich mir einen Durchsuchungsbeschluss, und wir
rücken in großer Besetzung an.«
    »Das ist Erpressung«, schimpfte Rossi.
    Frauke schüttelte den Kopf und lächelte dabei. »Ich nenne es
Rechtsstaat.«
    »Was suchen Sie?«
    »Ein Motorrad.«
    Rossi prustete wie ein Walross.
    »Ein Motorrad«, äffte er Frauke nach. »Wir sind ein Gemüsegroßmarkt.
G-e-m-ü-s-e«, buchstabierte er und hielt für jeden Buchstaben einen anderen
Finger in die Luft. »Bitte! Wenn es Ihnen Spaß macht.« Er wollte zum
Telefonhörer greifen.
    »Einen Moment noch«, hielt ihn Frauke davon ab. »Wohin verkaufen Sie
eigentlich das importierte Gemüse?«
    »Wir haben viele Abnehmer.«
    »Bitte genauer.«
    »Soll ich unsere Kundenliste herunterbeten?« Rossi hatte nichts von
seiner Aggressivität zurückgenommen.
    »Vielleicht später. Vorerst genügt mir ein grober Überblick.«
    »Wir beliefern Händler. Den Einzelhandel«, ergänzte Rossi.
»Großverbraucher wie Kantinen, Restaurants, Krankenhäuser und so was.«
    »Ist das alles?«
    »Ja – nein. Wir haben auch Stände auf Wochenmärkten und verkaufen
darüber direkt an den Endkunden. Ein sehr gutes Geschäft.«
    »Auf welchen Märkten?«
    »Ach«, winkte Rossi ab. »Fragen Sie Johanna.«
    »Klagesmarkt, Lister Meile, Lindener Marktplatz und Stöcken«, warf
die blonde Mitarbeiterin ein.
    »Haben Sie nicht noch etwas vergessen?«, fragte Frauke.
    Rossi sah sie mit erstaunten Augen an.
    »Ich meine Ihre Geschäfte mit Weißrussland.«
    »Woher wissen Sie das?«, stotterte der Italiener.
    »Wir sind die Polizei«, erwiderte Frauke und musste dabei lachen,
weil ihr einfiel, dass sie mit dieser Antwort Oberkommissar Große Jäger aus
Husum zitiert hatte.
    Anschließend stöberten Frauke und Thomas Schwarczer im Stand des
Importeurs herum, ließen sich weitere Lagerflächen zeigen und kontrollierten
auch das Areal des Großmarktes, soweit es ihnen möglich war. Sie stießen auf
ein paar Motorräder und Mofas, die offenbar Beschäftigten des Marktes gehörten.
Eine Maschine des Typs Moto Guzzi fanden sie nicht.
    Frauke sah auf die Uhr und erschrak. In einer Dreiviertelstunde
sollte das Treffen in Lüneburg stattfinden. Sie wäre gern dabei gewesen, obwohl
sie nichts hätte ausrichten können. Deshalb rief sie die Polizeidirektion an.
    »Eckermann-Bunselmann«, meldete sich eine Frauenstimme auf dem
Apparat des Hauptkommissars.
    »Ich hätte gern Herrn Heidenreich

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