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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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gesprochen.«
    »Der ist außer Haus.«
    »Ich weiß. Um diesen Einsatz geht es. Geben Sie mir bitte seine
Mobilfunknummer.«
    »Das darf ich nicht.«
    »Frau Ecker … äh«.
    »Eckermann-Bunselmann«, wiederholte die Frau mit spitzer Stimme
ihren Namen.
    »Es ist dringend. Ich muss unbedingt mit Herrn Heidenreich
sprechen.«
    Doch Heidenreichs Mitarbeiterin blieb stur.
    »Dann sagen Sie ihm, er soll mich umgehend zurückrufen. Aber zackig.
Dobermann. Landeskriminalamt.«
    »Auch wenn Sie vom LKA sind, müssen Sie nicht unfreundlich sein«, sagte die Lüneburgerin pikiert und
legte auf.
    Fünf Minuten später meldete sich der Hauptkommissar.
    »Wir sind durch einen Einsatz in Hannover verhindert.«
    »Hier läuft alles planmäßig«, versicherte Heidenreich. »Wir kommen
auch ohne Sie aus.«
    * * *
    Es war ein wunderbarer Herbsttag. Das erleichterte die Mission.
Viele Menschen nutzten das schöne Wetter, belebten den ältesten Platz Lüneburgs
Am Sande mit den typischen Backsteingiebelhäusern aus verschiedenen Epochen.
Wer Zeit und Muße fand, konnte von den alten gediegenen Fassaden förmlich die
Geschichte ablesen, sah, wie die Türen zu den Dachböden, die als Speicher
dienten, in früheren Zeiten die Handelswaren aufgenommen hatten, die neben dem
Salz die Grundlage für den Reichtum der alten Handels- und Hansestadt waren.
Viele Häuser wurden damals aus Holz gebaut. Wer es sich leisten konnte, baute
sein Haus aus Stein. Er war folglich »steinreich«. Doch nicht nur das schlichte
Bauwerk am ersten Platz der Stadt, auch die Pracht der Fassaden kündeten vom
Wohlstand der Besitzer.
    Hauptkommissar Mark Heidenreich stand mit dem Rücken zur Straße vor
dem Schaufenster eines Ein-Euro-Ladens, der zu seinem persönlichen Leidwesen
auch vor dieser historischen Stätte nicht haltgemacht hatte.
    »Alles auf dem Posten?«, fragte er leise in das Mikrofon, das am
Kragen seines Hemdes angebracht war. Über die Kopfhörer seines angeblichen MP 3 -Players hörte er die Bestätigung der rund um den
Sand eingesetzten Beamten.
    Er drehte sich um, blinzelte gegen die Sonne, schlenderte gemächlich
auf eine durch zwei Abfallbehälter flankierte Sitzbank vor der Apotheke zu und
nahm dort Platz. Heidenreich schlug die Beine übereinander, wippte dazu im Takt
der nicht vorhandenen Musik und sah ostentativ jeder Frau nach, die in seine
Nähe kam. Als der ältere Mann, mit dem er die Bank geteilt hatte, aufstand, ihm
einen guten Tag wünschte und Richtung St.-Johannis-Kirche davonging, sah
Heidenreich zur anderen Straßenseite. Dort drückte sich vor einem Geschäft ein
Pärchen herum, das sich eng umschlungen hatte.
    »Mensch, Dicker«, lästerte Heidenreich. »Du genießt deine Tarnung
auch aus vollen Zügen. Treib es nicht zu doll, sonst gibt’s Ärger mit Eveline.«
    »Funkdisziplin«, mahnte sofort die Stimme des Kommandoführers des MEK .
    Heidenreichs angesprochener Kollege drehte sich für einen Moment zu
ihm um, grinste unverschämt und zog die widerstrebende Kollegin noch ein wenig
dichter an sich heran. Als er sie auch noch küssen wollte, wurde er brüsk
zurückgewiesen. Jetzt war es an Heidenreich zu grinsen. Verstohlen streckte er
seinen Mittelfinger in die Höhe und zeigte damit über den Sand. Dann sah er
einen älteren Mann mit Glatze und aufgedunsenem Gesicht die Kleine Bäckerstraße
aus Richtung Marktplatz kommen. Fast hätte er den Wohnungslosen gerammt, der
dort unter einem Schild mit der Aufschrift »Hinz und Kunz« aus einem
Einkaufsroller die Obdachlosenzeitung verkaufte. Heidenreichs Blick fiel auf
das aufsteigende Einhorn an der Hausecke, das auf die gleichnamige Apotheke
verwies. Nervös sah der Mann sich um, schob immer wieder die dunkle Hornbrille auf
der Nase hin und her und ging unruhig vor dem Haus der Industrie- und
Handelskammer auf und ab. Dabei schenkte er der prachtvollen Tür und dem Portal
mit den kunstvollen Tausteinen keine Beachtung. Tausteine, fiel es Heidenreich
ein, hießen so, weil sie wie ein geflochtenes Tau in sich gedreht waren.
    »Das erste Zielobjekt ist eingetroffen«, wisperte Heidenreich in
sein Mikrofon.
    »Biittee?«, fragte die Frau – Heidenreich schätzte sie auf gut
siebzig Jahre –, die neben ihm auf der Bank Platz genommen hatte.
    »Ich habe nichts gesagt«, erwiderte Heidenreich mit einem Lächeln,
nickte der Dame freundlich zu und stand auf.
    Er musste schmunzeln, als die Frau mit der flachen Hand die
Ohrmuschel rieb, als müsse sie sich vergewissern, dass ihr

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