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Niedersachsen Mafia

Niedersachsen Mafia

Titel: Niedersachsen Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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intim
gewesen, als Friedrich Rabenstein ermordet wurde.«
    Schwarczer setzte seine Befragung auf Russisch fort. Zunächst
schüttelte die Frau heftig den Kopf bei ihren Erwiderungen. Erst als der
Kommissar nachsetzte, mal beruhigend, dann wieder streng auf sie einsprach,
wurde Agnezia Boronin leiser. Ihre Stimme war kaum noch zu verstehen, und man
musste sich konzentrieren.
    Schließlich richtete sich Schwarczer auf. »Es stimmt, dass sie nach
Feierabend noch bei Trapattoni war. Dort ist es auch zu Intimitäten gekommen.
Sie hat manchmal geglaubt, dass der Italiener wirklich etwas für sie empfindet,
da sie sich hier in Hannover sehr einsam und verlassen, aber auch schutzlos
vorgekommen ist. Sie wollte sich gern ein wenig geborgen fühlen. Daher war sie
sehr enttäuscht, als ihr Liebhaber sie am Mittwoch förmlich von der Bettkante
gestoßen hat. Trapattoni hatte einen Anruf erhalten und sie direkt aus seiner
Wohnung geworfen. Sie sagt, es sei demütigend gewesen, dass sie sich im
Treppenhaus habe anziehen müssen. Abends hat Stupinowitsch sie an die Seite
genommen und ihr gedroht, falls sie nicht so aussagen würde, wie sie es aus
Angst getan hat.«
    »Stupinowitsch.« Frauke ließ den Namen auf der Zunge zergehen. »Dann
sind wir weiter ins Wespennest vorgestoßen, als wir geglaubt haben.«
    Sie wurde durch die Weißrussin abgelenkt, die still zu weinen
begonnen hatte. Frauke ließ sich dadurch nicht beeindrucken.
    »Warum hat sie plötzlich so bereitwillig ausgepackt?«, fragte sie
Schwarczer. »Alle in der Organisation haben Angst vor Repressalien. Was hat
ihren Sinneswandel hervorgerufen?«
    Der Kommissar druckste zunächst ein wenig herum. »Ich habe ihr
erzählt, dass sie sich möglicherweise der Beihilfe zum Mord schuldig machen
würde. In einem solchen Fall ist es nicht auszuschließen, dass sie einen Teil
der Strafe in ihrer Heimat verbüßen muss. Und wem solches droht, der hat auch
keine Angst mehr vor der Organisation.«
    Frauke setzte sich auf die Bettkante und wollte die Hand der jungen
Frau ergreifen, aber Agnezia Boronin entzog sie ihr sofort.
    »Sind Sie für Ihre Dienste als Prostituierte entlohnt worden?«,
fragte sie. Schwarczer übersetzte es ins Russische.
    Die Frau schüttelte ihren Kopf.
    »Nein«, erklärte der Kommissar. »Die Freier haben den Liebeslohn im
Club entrichtet. Sie hat davon nichts zu sehen bekommen.«
    »Da kommen eine Reihe von Straftaten zusammen«, überlegte Frauke
laut. »Ich habe noch eine letzte Frage. Hat sie mitbekommen, dass im Club
Viagra verteilt wurde? Ich meine die Fälschungen.«
    Schwarczer musste diesmal nicht übersetzen. Frauke konnte die
Antwort am heftigen Nicken der Frau ablesen.
    Frauke stand auf. »Sie soll sich anziehen. Wir werden sie zum
eigenen Schutz mitnehmen. Was dann geschieht, ist sicher nicht schön.«
    »Zeugenschutzprogramm?«, fragte Schwarczer.
    Frauke zog den linken Wangenmuskel in die Höhe, dass sich ihr Auge
in einen schmalen Schlitz verwandelte, um ihre Skepsis auszudrücken.
    »Ich fürchte, dazu spielt sie eine zu unbedeutende Rolle. Oft stoßen
wir an unsere Grenzen, wenn wir erkennen, dass kleine Mitläufer häufig viel
mehr unter den Folgen ihres Tuns leiden müssen als die Drahtzieher. Wenn wir
ihrer überhaupt habhaft werden«, ergänzte sie mehr für sich selbst.
    »Was gibt es Neues?«, wollte Madsack wissen, als er Frauke und
Schwarczer auf dem Flur des Landeskriminalamts begegnete.
    »Kommen Sie in fünf Minuten zu mir«, sagte Frauke. »Und bringen Sie
Putensenf mit.«
    Dem schwergewichtigen Hauptkommissar war die Neugierde ins Gesicht
geschrieben. Er war schon nach drei Minuten bei Frauke im Büro, ließ sich
ächzend ihr gegenüber nieder und breitete eine Handvoll Fruchtbonbons auf der
Arbeitsfläche aus.
    »Geistesnahrung«, sagte er mit einem schelmischen Schmunzeln und
wickelte genüsslich eines der Bonbons aus.
    »Sind wir hier beim Sabbelverein oder bei der Polizei?«, maulte
Putensenf, als er in den Raum eintrat.
    »Hellseher dürfen wieder gehen, Unwissende bleiben«, erwiderte
Frauke und begann, nachdem auch Schwarczer dazugestoßen war, von dem Besuch im
Untersuchungsgefängnis und dem Geständnis der jungen Weißrussin zu berichten.
    »Bei mir gibt es auch Neuigkeiten«, fuhr Madsack fort, nachdem
Frauke ihren Bericht beendet hatte. »Die Kriminaltechnik konnte einen
Fingerabdruck, den sie auf dem Motorrad gefunden haben, zuordnen.«
    »Massimo Trapattoni«, sagte Frauke und nahm dem Hauptkommissar

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