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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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können wir mit der Arbeit anfangen.«
    Nachdem er ausgepackt hatte, ging er zu Denise in die Küche, wo sie missmutig einen Wasserkocher bei der Arbeit beobachtete. Sie goss dünnen Kaffee ein und dann setzen sie sich an den Küchentisch — Chrom und Resopal, 60er-Jahre-Kitsch. Raymond streckte sich, um die Verspannungen aus Rücken und Schultern zu lockern, gähnte und sagte: »Ich würde vorschlagen, dass wir zuerst — «
    Es war offensichtlich, dass dreißig Jahre Frust bei Denise Spuren hinterlassen hatten, im Gesicht und in der Stimme. Das Gesicht war verhärmt, die Stimme voller Ablehnung. »Zuerst sollten Sie sich über ein paar Dinge im Klaren sein. Erstens: Sie sind hier, um zu helfen, Sie sind nicht hier, um zu bestimmen oder das zu tun, was Sie wollen. Sie sind hier, um zu tun, was man Ihnen sagt, okay?«
    Â»Schon klar.«
    Â»Der Plan ist von Tony und mir. Wir — «
    Es war merkwürdig, Steers Vornamen zu hören. »Big Tone«, sagte Raymond und fragte sich im selben Moment, warum er das gesagt habe.
    Â»Wir machen das hier nicht zum Spaß. Chaffey hat Sie zwar empfohlen, aber mich müssen Sie noch überzeugen. Sie beeindrucken mich nicht im Geringsten. Ich finde Sie weder amüsant noch originell. Ich werde nicht für Sie kochen, ich werde auch nicht für Sie sauber machen. Haben Sie das verstanden?«
    Â»Yes, Sir, Madam, Sir«, stieß Raymond zackig hervor und führte dabei die Hand zur Schläfe.
    Sie reagierte nicht. Vielleicht zählte sie ja innerlich bis zehn. Das ist ein furchtbar kleines Haus, dachte Raymond, wenn man mit einem — wie soll man sagen? — weiblichen Nazi darin eingesperrt ist.
    Â»Geplant ist«, sagte Denise Meickle, »dass wir ihn am Sonntag rausholen.«
    Â»Ziemlich früh«, warf Raymond ein.
    Â»Es ist zufällig ein verlängertes Wochenende. Die Pluspunkte liegen auf der Hand. Erstens: Das Untersuchungsgefängnis in Sunshine ist personell unterbesetzt, erst recht, wenn es sich um ein verlängertes Wochenende handelt. Zweitens: Er befindet sich in einem Trakt, in dem weibliche Bedienstete sind.«
    Raymond schnalzte mit der Zunge. »Sie werden es wahrscheinlich nicht drauf ankommen lassen, die Vertreterinnen des schwachen Geschlechts.«
    Â»Unter anderen Umständen«, sagte Denise, »würde ich jetzt vehement widersprechen. Aber Sie haben Recht, man bekommt sie besser in den Griff, sollte es für Tony problematisch werden. Lediglich zwei Wärterinnen tragen die Verantwortung für eine Gruppe von zwanzig Insassen.«
    Â»Welche Uhrzeit?«
    Â»Sechs Uhr abends. Dann wird es draußen dunkel. Drinnen sind sie mit dem Abendessen fertig, man ist entspannt, steht auf und geht fernsehen, es ist ein Hin und Her und es gibt eine Menge Lärm und Ambulanz.«
    Raymond starrte nach draußen auf die dichten Bäume. Bäume, so weit das Auge reichte. Auch Häuser und Ortschaften, Hügel, Koppeln, Weiden, aber ausgerechnet dieses Haus schien mitten in einem verdammten Wald zu liegen. Wenn er hier nicht ab und an herauskäme, würde er durchdrehen. Aber was ihm wirklich auf den Nägeln brannte, war die Vorstellung, dass Vallance den letzten Anteil an jemand anderen verkaufte, wenn er nicht bald die gesamte Einlage bekäme. Die fünfzehn Riesen aus dem Steer-Job würden Vallance nur kurzfristig zufriedenstellen. Raymond musste Wyatt unbedingt ausfindig machen und ihn von dem Kunstraub überzeugen.
    Er sah Denise an. Ȇber das Wie haben Sie bisher nichts gesagt.«
    Â»Warten Sie hier.«
    Sie kam mit einem Grundriss zurück, den sie auf dem Tisch entrollte und an beiden Enden mit den inzwischen leeren Tassen beschwerte. Die Nägel ihrer kurzen Finger waren nicht lackiert, auch nicht manikürt und sie hatten weiße Flecken. Raymond mochte Frauen, die auf ihre Hände achteten. Allies schlanke Hände auf seinem Rücken, Denise Meickles kleine Hände auf Steers Rücken. Er schüttelte das Bild ab und versuchte, sich zu konzentrieren.
    Â»Das ist die Wand zu einer Seitenstraße, die von der Craigie Street abgeht. Im ersten Stock befinden sich ausschließlich Verwaltungsräume. Das hier«, sie tippte auf ein schmales Rechteck, »ist eine Klimaanlage, die in der Wand verankert ist. Es sieht so aus, als könne man sie nicht bewegen, aber sie lässt sich leicht herausnehmen, vorausgesetzt, Tony entfernt

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