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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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eines Mannes, der zum Spaß tötete. Jedenfalls nicht der Wyatt, den sie auf der Yacht kennengelernt hatte.
    Â»Scheiß drauf«, sagte Gosse. Er kramte in seiner Schublade und schob ein Formular über den Schreibtisch. »Ein Durchsuchungsbefehl für Ihre Wohnung.«
    Liz unterdrückte ihren Zorn. »Sie werden nichts finden. Höchstens ’ne Menge Slips, falls Sie mal schnüffeln wollen«, sagte sie kalt.
    Â»Sie können uns begleiten. Sie können sogar jemanden von der Gewerkschaft hinzuziehen, wenn Sie möchten.«
    Â»Das wird nicht nötig sein. Aber ich lasse Sie nicht aus den Augen, Sie Mistkerl, nicht eine Sekunde.«
    Eine Stunde später saß sie vor Wut kochend in einem Sessel am Fenster, während Gosse, zwei Detectives und zwei uniformierte Polizisten ihre Wohnung durchsuchten. Sie wusste, dass es nichts zu finden gab. Genauso wenig konnte man ihr etwas unterschieben, es sei denn, Gosse wäre irgendwie an die restlichen Stücke der Asahi-Sammlung gekommen oder an etwas, was Wyatt gehörte.
    Ein dritter Polizist blieb mit ihr im Zimmer. Er stand an der Tür, offensichtlich peinlich berührt.
    Â»Setzen Sie sich«, sagte Liz.
    Das Blut schoss ihm ins Gesicht. Er war jung und hatte Pickel. »Nicht nötig, danke.«
    Â»Wie Sie meinen.«
    Mit einer gewissen Wehmut beobachtete sie, wie einer der Detectives das Zimmer durchsuchte. Er öffnete CD-Hüllen, blätterte durch Zeitschriften, schüttelte Vasen und klopfte mit den Knöcheln gegen die Kacheln am Kamin. Er machte sich sogar mit einem Schraubenzieher an der Gasheizung zu schaffen. Die war staubig. Er sprang auf und nieste.
    Wo würde man wertvolle Ringe, Armbänder, Halsketten und Diademe verstecken, wenn man Wyatt wäre und auf der Flucht und noch dazu mit leichtem Gepäck reiste? Wo, auf der Yacht, hatten die Juwelen gesteckt?
    Sie streckte sich unwillkürlich, hustete, um das zu überspielen, und entspannte sich wieder. Drei Uhr nachmittags. Gosse würde sie am nächsten Morgen um zehn Uhr erneut verhören. Da blieb eine Menge Zeit.
    Um 3 Uhr 30 sagte Gosse: »Das wäre alles für den Augenblick, Sergeant. Danke.«
    Â»Haben Sie irgendwas gefunden?«, säuselte Liz. »Den Ohrring, den ich letztes Jahr verloren habe? Ein Zehncentstück zwischen den Sofapolstern? Vielleicht einen Brief von meiner Großmutter, den ich vergessen habe zu beantworten?«
    Â»Morgen früh, Punkt zehn Uhr«, sagte Gosse.
    Als sie weg waren, ging Liz zur Hintertür hinaus, kletterte über den Zaun und machte sich auf den Weg zu einem zwei Blocks entfernten Taxistand. Sie sagte dem Fahrer, er solle sie zu Budget in der Elizabeth Street fahren. Dort mietete sie einen Corolla und war um 5 Uhr 15 an der Anlegestelle in Hastings.
    Es sah so anders aus. Aber schließlich war beim ersten Mal alles verschoben gewesen — Morgendämmerung, die Nachwirkungen eines Sturms und ihr benebelter Kopf.
    Sie fand die Yacht vertäut am Liegeplatz, inmitten vieler kleiner, schmucker Wochenendyachten. Um die Reling herum flatterte gelbes Band. Sie sah sich um. Hier war offensichtlich bereits Feierabend, also stieg sie über das Band und ging die Stufen hinunter unter Deck. Tagelang hatte die Yacht in der Sonne gebraten. Unten roch es nach Vinyl, nach Klebstoff und abgestandener Luft.
    Als Erstes nahm sie sich die Kabinen vor, systematisch, Schritt für Schritt. Als sie bei der Kombüse angelangt war, waren ihre Hände schmutzig, ihre Fingernägel gesplittert.
    Sie fand den Safe durch Zufall. Sie lehnte sich an den Wandherd, wollte sich kurz ausruhen, nachdenken, und als sie zurücktrat, hörte sie das leise Klicken eines Federverschlusses. Der Herd hatte sich geringfügig bewegt, die Kanten standen einige Millimeter hervor. Liz hakte ihre schmerzenden Finger hinter den Rand und zog.
    Wie die Schublade einer modernen Küche, so glitt der Herd auf gut geölten Schienen nach vorn. Dahinter entdeckte Liz einen Hohlraum. Sie griff hinein und das sich unförmig anfühlende Bündel, das sie jetzt ans Licht beförderte, öffnete sich und ein wahrer Regen aus schimmernden Steinen in Goldfassungen ging auf den Teppich zu ihren Füßen nieder. Glänzendes Gold und Edelsteine, die in allen Farben des Spektrums funkelten. »Oh«, entfuhr es ihr laut.
    Für Liz Redding war der Moment gekommen, ihre veränderte Sicht auf die Welt — und

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