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Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Niederschlag - ein Wyatt-Roman

Titel: Niederschlag - ein Wyatt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PULP MASTER Frank Nowatzki Verlag GbR
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Topfkratzern, an den Wänden Aborigines auf schwarzem Samt in Holzrahmen und abgeschabte orangefarbene Polstermöbel. Jeden Sommer kamen erschöpfte Eltern mit ihrer Kinderschar hierher. Man lebte von Fish and Chips und Videos und fand nur wenig Erholung. Menschen, bis an ihr Ende zusammengepfercht samt ihren Enttäuschungen und Konflikten, dachte Wyatt. Und er dachte an Liz Redding und sein eigenes Schicksal.
    Am Nachmittag zog er los, um sich Landkarten, Broschüren für Touristen und Immobilienangebote zu besorgen. Den ganzen Nachmittag hockte er über dem Material und erledigte zudem einige Anrufe. Er setzte sich eine Frist von einer Woche. Als er am frühen Abend aus dem Fenster starrte, sah er die Positionslichter der Fähre, die Richtung Melbourne aufbrach, behäbig durch den Kanal auf das offene Meer hinausglitt und durch ihre Deckaufbauten die kleinen Häuser und billigen Bungalows zu Streichholzschachteln schrumpfen ließ.
    Am Ende brauchte er keine Woche. Drei Tage später siedelte Wyatt in ein entlegenes Holzhaus nahe Flowerdale an der Nordküste um, mit einem Ausblick auf die steilen, kleinen Hügel und einen Streifen der Bass Strait. Es war eine Gegend mit Eichen, Baumschulen, Molkereibetrieben, Bächen, Schluchten und schlammigen Wegen. An einem Ort wie diesen würde ihn vermutlich niemand überprüfen. Es war ein Haus zur Miete und schon immer hatten Mieter eine Zeit lang hier gewohnt, hatten gearbeitet oder nicht, hatten in der sozialen Hängematte gelegen oder vorübergehend an der hiesigen Schule unterrichtet. Wyatt war nur ein weiterer von ihnen.

SIEBZEHN

    Liz Redding kam nicht bis nach Hobart. Ihre Suspendierung wurde offiziell und Liz hatte Order, jeden Tag zu erscheinen, da die Untersuchung noch lief. Sie hätte sich dennoch davonstehlen können, doch Gosse rief sie in sein Büro und eröffnete ihr, dass man einen Anruf von der Polizei in Tasmanien erhalten habe.
    Er trommelte mit den Fingern auf dem Schreibtisch. »Sagt Ihnen der Name Jardine irgendetwas?«
    Â»Sie haben doch meinen Bericht gelesen, Sir.«
    Â»In der Tat, das habe ich. Ihr Freund Wyatt hat mit einem Mann namens Frank Jardine zusammengearbeitet.«
    Â»Er ist nicht mein Freund, Sir.«
    Gosse überging das. »Dieser Jardine hat — oder vielmehr hatte — einen Bruder.«
    Â»Davon ist mir nichts bekannt, Sir.«
    Â»Ist Ihnen nicht? Nun, der Bruder wurde tot aufgefunden, erstochen, in einer Wohnung in Battery Point, Hobart. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass es nicht seine Wohnung war, da er aus Melbourne stammte.«
    Das also hat Nettie gemeint, dachte Liz. »Wessen Wohnung war es denn, Sir?«
    Â»Das ist der spannende Teil, Sergeant. Der Mieter war ein Mann, niemand kannte ihn, wahrscheinlich war der Name falsch, nichts, was ihn identifizieren könnte, keine Fingerabdrücke, alles sauber abgewischt.«
    Liz saß da wie versteinert und beobachtete Gosse.
    Â»Die Fotografie, die wir von Wyatt haben, ist unscharf, aber der Makler, der die Wohnung an diesen Mann vermietete, hat ihn eindeutig identifiziert.«
    Was wollte Gosse von ihr? Er spielte eine Art Spiel und packte einiges zwischen die Zeilen. »Also ist er auf der Flucht, Sir«, sagte sie. »Ich hoffe, Sie schnappen ihn.«
    Gosse fuhr sie über den leeren Schreibtisch hinweg an. Sie roch Zahnpasta und Kaffee. »Haben Sie ihn gewarnt, Sergeant?«
    Sie starrte auf einen Punkt oberhalb seiner Schulter. »Sir, ich habe mit dem Anwalt der Gewerkschaft gesprochen. Wenn Sie mich anklagen wollen, dann klagen Sie mich an. Wenn Sie Beweise gegen mich finden wollen, dann ziehen Sie los und finden Sie sie. Solange das nicht der Fall ist, bestehen meine Verfehlungen darin, meine Arbeit zu engagiert gemacht und außerhalb der Dienstvorschriften gehandelt zu haben, um einen korrupten Cop zur Verantwortung zu ziehen. Das ist alles, was ich zugebe, das ist alles, was ich getan habe. Entweder waschen Sie mir gehörig den Kopf oder lochen mich ein oder machen die Suspendierung rückgängig. Doch bis dahin habe ich alles gesagt, was ich sagen muss.«
    Gosse rieb sich mit dem Ringfinger heftig über die Stirn. Die Bewegung verzerrte sein Gesicht zu einer Grimasse, als stoße er einen stummen Schrei aus. Liz dachte an Wyatt, auf dessen Konto der Tote vermutlich ging. Notwehr? Sie hoffte, dass dem so sei. Wyatt besaß nicht die moralische Verkommenheit

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