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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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und nun flüsterte er ihm ins Ohr: »Jetzt will ich dir erzählen, Däumling, wie du
     wieder Mensch werden kannst. Du mußt warten, bis du jemand triffst, der dir sagt, daß er gern an deiner Stelle sein und mit
     den Wildgänsen reisen wolle. Dann mußt du den Augenblick ergreifen und zu ihm sagen: ...« Und nun lehrte Bataki den Jungen
     einige Wörter, die so kräftig und gefährlich waren, daß man sie nicht laut sagen, sondern nur flüstern konnte, bis die Zeit
     kam, wo man sie allen Ernstes gebrauchen sollte. »Ja,mehr gehört nicht dazu, daß du wieder Mensch werden kannst,« sagte Bataki schließlich.
    »Nein, das will ich schon glauben,« entgegnete der Junge, denn ich treffe natürlich niemals jemand, der sich an meine Stelle
     wünschen würde.«
    »Ach, das ist doch nicht so unmöglich,« meinte der Rabe, und dann flog er mit dem Jungen in die Stadt und setzte ihn vor einem
     Mansardenfenster auf das Dach. In der Stube brannte eine Lampe, das Fenster war nur angelehnt, und Niels stand lange da und
     dachte, wie glücklich der Student sein müsse, der da drinnen lag und schlief.
Die Probe.
    Der Student fuhr aus dem Schlaf auf und sah, daß die Lampe auf dem Nachttisch stand und brannte. »Ach, da habe ich vergessen,
     die Lampe auszulöschen,« dachte er und richtete sich auf dem Ellbogen auf, um sie herunterzuschrauben. Ehe er sie aber noch
     ausgelöscht hatte, gewahrte er, daß sich auf dem Schreibtisch etwas bewegte.
    Die Stube war ganz klein. Es war nicht weit von dem Bett bis zum Tisch, und er konnte deutlich alle die Bücher, Papiere, Schreibsachen
     und Photographien sehen, die den Tisch bedeckten. Den Spirituskocher und das Teebrett hatte er ebenfalls stehen lassen, und
     die sah er auch. Das Merkwürdigste aber war, daß er ebenso deutlich wie all das andere einen kleinen Knirps sah, der über
     die Butterdose gebeugt stand und im Begriff war, sich ein Butterbrot zu streichen.
    Der Student hatte an diesem Tage soviel erlebt, daßer fast gleichgültig dagegen war, was ihm begegnete. Er war weder verwundert noch bange, fand es aber ganz natürlich, daß
     der kleine Mann hereingekommen war und sich einen Bissen Brot holte.
    Er legte sich hin, ohne die Lampe auszulöschen und lag mit halbgeschlossenen Augen da und sah dem Kleinen zu. Der hatte sich
     jetzt auf einen Briefbeschwerer gesetzt und faß da so seelenvergnügt und tat sich an den Überresten von dem Abendbrot des
     Studenten zugute. Man konnte sehr wohl merken, daß er die Mahlzeit so sehr wie möglich in die Länge zog. Er saß mit gen Himmel
     erhobenen Augen da und schmatzte zwischen jedem Mundvoll mit der Junge. Die trockenen Brotscheiben und die alte Käserinde
     waren offenbar ein seltener Leckerbissen für ihn.
    Der Student wollte ihn nicht stören, solange er aß, als es aber schien, als könne er nicht mehr, redete er ihn an.
    »Hallo, du!« sagte er. »Was für einer bist denn du?«
    Der Junge zuckte zusammen und lief nach dem Fenster, als er aber sah, daß der Student ruhig in seinem Bett liegen blieb und
     ihm nicht nachlief, hielt er inne. »Ich bin Niels Holgersen aus Wester-Vemmenhög,« sagte er, »und ich bin ein Mensch so wie
     du, aber ich bin in einen Kobold verwandelt, und seit der Zeit reise ich mit den Wildgänsen herum.«
    »Das ist doch eine merkwürdige Geschichte,« sagte der Student und begann, Niels zu fragen und auszuforschen, bis er Bescheid
     über fast alles erhalten, was der Junge, seit er von Hause wegreiste, erlebt hatte.
    »Du hast es, weiß Gott, gut,« sagte der Student. »Weran deiner Stelle wäre und alle Sorgen hinter sich lassen könnte!«
    Der Rabe stand draußen vor dem Fenster, und als der Student diese Worte sagte, klopfte er mit dem Schnabel an die Fensterscheibe.
     Der Junge verstand wohl, daß er ihn daran erinnern wollte, die Gelegenheit zu benutzen, falls der Student das rechte Wort
     sagen sollte. »Du brauchst mir nicht einzubilden, daß du mit mir tauschen würdest;« sagte der Junge. »Wer Student ist, kann
     sich doch nichts Besseres wünschen!«
    »Dasselbe dachte ich noch heute morgen, als ich erwachte,« sagte der Student. »Aber du sollst nur wissen, was mir heute zugestoßen
     ist. Für mich ist alles aus. Es wäre wirklich das beste für mich, wenn ich mit den Wildgänsen auf und davon gehen könnte.«
    Wieder hörte Niels Bataki gegen die Fensterscheibe klopfen; ihm selber wurde ganz schwindlig, und er bekam Herzklopfen, denn
     es sah ja fast so aus, als wolle der Student

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