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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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konnten doch meinetwegen nicht auf Öland zurückbleiben!«
    Um die Wildgänse zu bewegen, die Reise zu machen, begann Daunenfein von ihrem Heim draußen in den Schären zu erzählen. Es
     war eine Felseninsel. Wenn man sie in der Ferne sah, konnte sie aussehen, als sei da nichts weiter als Steine, kam man aber
     dahin, so entdeckteman das schönste Gras in Schluchten und Felsspalten. Und nach besseren Brutplätzen, als die in den Felsschluchten oder zwischen
     den Weidenbüschen dort, konnte man lange suchen. Das beste von allem aber war der alte Fischer, der da draußen wohnte. Daunenfein
     hatte gehört, daß er in seinen jungen Tagen ein eifriger Jäger gewesen war, der immer draußen zwischen den Schären lag und
     Vögel schoß. Aber jetzt in seinem Alter, wo seine Frau tot war und die Kinder die Heimat verlassen hatten, so daß er allein
     im Nest zurückgeblieben war, hatte er angefangen, die Vögel draußen auf seiner Schäre zu beschützen. Er gab nie einen Schuß
     auf sie ab und erlaubte auch nicht, daß andere es taten. Er ging von einem Vogelnest zum anderen, und wenn die Weibchen brüteten,
     holte er ihnen Futter. Niemand war bange vor ihm. Daunenfein war gar manches Mal in seiner Hütte gewesen und mit Brotkrumen
     gefüttert worden. Weil nun aber der Fischer so gut gegen die Vögel war, zogen sie in so großen Scharen nach der Schäre hinaus,
     daß es dort bald mit dem Platz knapp wurde. Kam man im Frühling zu spät dorthin, so konnte es vorkommen, daß alle Brutplätze
     besetzt waren. Deswegen hatten Daunenfeins Eltern und Geschwister von ihr fortreisen müssen.
    Daunenfein bettelte so lange, bis sie ihren Willen bekam, obwohl die Wildgänse sehr wohl wußten, daß sie sich verspätet hatten
     und lieber geradeswegs gen Norden reisen sollten. Aber so ein Ausflug nach den Schären brauchte die Reise ja nur um einen
     einzigen Tag zu verzögern.
    Sie brachen eines Morgens auf, nachdem sie sich mit einer guten Mahlzeit gestärkt hatten, und flogen genOsten über den Mälar. Der Junge war sich nicht klar darüber, wohin sie nun kamen, aber er beobachtete, daß je weiter sie
     nach Osten kamen, es um so lebhafter auf dem See wurde, und die Küste um so dichter bebaut war.
    Schwerbeladene Prähme und Schuten, Boote und Fischkutter waren auf dem Wege gen Osten, und eine Menge schöner, weißer Dampfer
     kamen ihnen entgegen oder fuhren an ihnen vorüber. Drinnen an Land liefen alle Landstraßen und Eisenbahnschienen demselben
     Ziel zu. Da draußen im Osten mußte irgendein Ort sein, dem sie alle jetzt in der frühen Morgenstunde zustrebten.
    Auf einer der Inseln sah der Junge ein großes, weißes Schloß und ein wenig östlich davor begannen Villen die Ufer zu bedecken.
     Zu Anfang lagen längere Zwischenräume zwischen den einzelnen Häusern, nach und nach aber wurden sie dichter, und schließlich
     stand da am ganzen Ufer entlang eine Villa neben der anderen. Es waren Gebäude allerlei Art. Hier lag ein Schloß und da eine
     Hütte. Hier erhob sich ein langer Herrenhof und dort eine Villa mit vielen kleinen Türmen. Einige waren von Gärten umgeben,
     die meisten aber lagen ohne Gärten in dem Laubwald, der das Ufer umkränzte. Aber wie verschieden sie auch waren, etwas war
     ihnen allen eigen, sie waren nicht einfach und ernsthaft und alltäglich wie andere Häuser, sondern mit schönen, starken Farben,
     grün und blau und weiß und rot gemalt, wie Puppenhäuser.
    Der Junge saß da und sah hinab auf die lustigen Villen am See, als Daunenfein einen Schrei ausstieß. »Jetzt weiß ich, wo wir
     sind! Dort liegt die Stadt, die auf dem Wasser schwimmt.«
    Da sah Niels hinaus, konnte aber anfänglich nichts sehen als helle Dächer und Dämpfe, die über dem Wasser wogten. Bald aber
     konnte er hohe Türme unterscheiden und hier und da ein Haus mit vielen Fenstern. Sie tauchten auf und verschwanden wieder,
     während die Nebel hierhin und dahin trieben. Aber er sah keinen Strand. Es schien alles auf dem Wasser zu ruhen.
    Als sich der Junge der Stadt näherte, sah er die lustigen Puppenhäuser drinnen am Lande nicht mehr. Statt dessen waren die
     Ufer mit rußigen Fabrikgebäuden bedeckt. Hinter hohen Bretterzäunen dehnten sich große Kohlenhaufen und Holzstapel aus, und
     an schwarzen, schmutzigen Brücken lagen schwerfällige Frachtdampfer. Über das Ganze aber breiteten sich die schimmernden durchsichtigen
     Dächer aus, und sie bewirkten, daß alles so groß und gewaltig und fremd aussah, daß es

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