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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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an seine letzten Worte. So tapfer war er immer gewesen. Und sie war sich ganz klar darüber, daß, wenn der kleine Mads nun
     in die Erde gesenkt werden würde, er mit denselben Ehren begraben werden müsse, wie ein erwachsener Mensch.
    Sie sah sehr wohl ein, daß es schwer werden würde, dies durchzusetzen, aber sie wollte es doch so gern. Sie mußte ihr Äußerstes
     für den kleinen Mads tun.
    Das Gänsemädchen Aase war zu jener Zeit hoch oben in Lappland bei dem großen Grubenfeld, das Malmberget genannt wird. Es war
     ein merkwürdiger Ort, aber es war vielleicht gerade gut für sie, so wie es war.
    Ehe sie soweit gelangt waren, hatten sie und der kleine Mads große, endlose Waldgegenden durchwandert.
    Mehrere Tage lang hatten sie weder Felder noch Höfe gesehen, nur kleine, elende Poststationen, bis sie auf einmal nach dem
     großen Dorf Gellivare gekommen waren. Es lag mit seiner Kirche und seinem Bahnhof, seinem Gerichtsgebäude, der Bank, der Apotheke
     und den Gasthäusern am Fuße eines hohen Berges, der noch jetzt zur Sommerzeit, als die Kinder dahergewandert kamen, mit Schneestreifen
     bedeckt war. Fast alle Häuser in Gellivare waren neu, aber sie waren gut und solide gebaut und wären nicht die Schneeflocken
     oben auf den Bergen gewesen und hätten die Birken nicht ganz kahl dagestanden, so würden die Kinder nicht daran gedacht haben,
     daß die Stadt hoch oben in Lappland lag. Und doch sollten sie nicht in Gellivare nach ihrem Vater suchen, sondern in Malmberget,
     das noch eine Strecke weiter nördlich lag, und dort sah es nicht so ordentlich aus.
    Das kam daher, daß, obwohl die Leute schon lange gewußt hatten, daß in der Nähe von Gellivare viel Erz zu finden sei, man
     erst, als die Eisenbahn vor ein paar Jahren fertig geworden, dazu gekommen war, dies richtig auszubeuten. Da strömten mehrere
     tausend Menschen auf einmal da hinauf, und da war Arbeit genug für sie, aber keine Häuser; die mußten sie sich dann selbst
     schaffen, so gut sie konnten. Einige zimmerten sich Hütten aus unbehauenen Balken, andere wohnten in Schuppen, die sie sich
     aus Kisten und leeren Dynamitbehältern bauten, indem sie diese wie Ziegelsteine aufeinander legten. Jetzt hatte man allmählich
     eine ganze Menge ordentlicher Häuser gebaut, aber der ganze Ort sah trotzdem höchst wunderlich aus. Da waren große Viertel
     mit schönen,hellen Häusern, aber mitten dazwischen stieß man auf ungerodeten Waldboden mit Baumstümpfen und Steinen. Da waren große,
     schöne Villen für den Inspektor und die Ingenieure, und da waren niedrige, komische Hütten, die aus der ersten Zeit stehen
     geblieben waren. Da waren Eisenbahnen und elektrisches Licht und große Maschinenhäuser; man konnte mit der Straßenbahn durch
     einen mit Glühlichtern erleuchteten Tunnel tief in die Berge hineinfahren. Überall herrschte ein gewaltiges Treiben, und ein
     Zug nach dem anderen verließ erzbeladen den Bahnhof. Aber ringsumher lag noch das große Ödeland, wo kein Acker gepflügt und
     kein Haus gebaut wurde, wo nichts weiter war als Lappen, die mit ihren Renntieren umherzogen.
    Nun saß Aase da und dachte darüber nach, daß das Leben hier ebenso war wie der Ort. Meistens ging es ja wohl ganz ordentlich
     und friedlich zu, aber sie hatte doch so mancherlei gesehen, was wild und sonderbar war. Sie hatte ein Gefühl, daß es hier
     vielleicht leichter sein würde, etwas durchzusetzen, was außerhalb des Gewöhnlichen lag, als an anderen Orten.
    Sie dachte daran, wie es ihnen ergangen war, als sie nach Malmberget kamen und nach einem Arbeiter fragten, der Jon Assarsson
     hieß und zusammengewachsene Augenbrauen hatte. Diese zusammengewachsenen Augenbrauen waren das Auffallendste in dem Äußern
     des Vaters. Sie bewirkten, daß sich die Leute seiner leicht erinnerten. Die Kinder erfuhren auch, daß ihr Vater mehrere Jahre
     in Malmberget gearbeitet hatte, jetzt aber auf die Wanderschaft gegangen sei. Es geschah oft, daß er auf die Wanderschaftging, wenn die Unruhe über ihn kam. Wohin er gegangen war, wußte niemand, aber sie waren alle fest überzeugt, daß er in einigen
     Wochen wiederkommen würde. Und da sie Jon Assarssons Kinder waren, könnten sie ja, während sie auf ihn warteten, gern in der
     Hütte wohnen, die er bewohnt hatte. Und dann holte einer den Haustürschlüssel hervor, der unter der Türschwelle lag und ließ
     die Kinder hinein. Niemand wunderte sich darüber, daß sie gekommen waren, und niemand schien sich

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