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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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Handelstalent, und es währte nicht lange, und da fingen sie an, bei den Bauern Butter und Eier zu kaufen,
     die sie dann an die Arbeiter in der Zuckerfabrik wieder verkauften. Sie waren so ordentlich und zuverlässig, daß man ihnen
     alles anvertrauen konnte, was es auch war. Das Mädchen war die Ältere, und mit dreizehn Jahren war sieschon so zuverlässig wie ein erwachsener Mensch. Sie war still und ernsthaft, der Junge aber war redselig und munter. Die
     Schwester pflegte von ihm zu sagen, er schnattere um die Wette mit den Gänsen draußen auf dem Felde.
    Als die Kinder ein paar Jahre in Jordberga gewohnt hatten, wurde eines Abends in der Schule ein Vortrag gehalten. Der Vortrag
     war wohl im Grunde für Erwachsene bestimmt, aber die beiden smaaländer Kinder saßen auch unter den Zuhörern. Sie rechneten
     sich selbst nicht zu den Kindern, und kaum taten die Erwachsenen das. Der Redner sprach über die traurige Krankheit, die Tuberkulose,
     die alljährlich so viele Menschen in Schweden töte. Er sprach sehr klar und leicht verständlich, und die Kinder verstanden
     jedes Wort.
    Nach dem Vortrag blieben sie draußen vor der Schule stehen und warteten. Als der Redner kam, gingen sie Hand in Hand feierlich
     auf ihn zu und baten, mit ihm reden zu dürfen.
    Der Redner sah die beiden ja ein wenig verwundert an, die da mit runden und rotwangigen Kindergesichtern standen und mit einem
     Ernst redeten, der dreimal so alten Leuten angestanden haben würde. Er hörte sie aber sehr freundlich an.
    Die Kinder erzählten, was sie daheim in ihrem Hause erlebt hatten, und sie fragten nun den Redner, ob er glaube, daß ihre
     Mutter und die Geschwister an der Krankheit gestorben seien, die er geschildert hatte. Es könne ja kaum eine andere Krankheit
     gewesen sein.
    Aber wenn nun ihre Mutter und ihr Vater das gewußthatten, was die Kinder heute abend gehört hatten, so hätten sie sich ja in acht nehmen können. Falls sie die Kleider der
     kranken Frau verbrannt und das Haus gründlich gescheuert und die Betten nicht mehr benutzt hätten, würden dann vielleicht
     noch alle die am Leben sein, um die die Kinder jetzt trauerten?
    Der Redner sagte, eine bestimmte Antwort könne niemand darauf geben, aber es wäre höchstwahrscheinlich, daß keins von ihren
     Angehörigen hätte zu sterben brauchen, wenn sie es verstanden hätten, sich gegen die Krankheit zu schützen.
    Nun besannen sich die Kinder ein wenig auf die nächste Frage, aber sie rührten sich nicht vom Fleck, denn das, worauf sie
     jetzt eine Antwort haben wollten, war das Allerwichtigste. War es denn nicht wahr, daß das Zigeunerweib die Krankheit über
     sie gebracht hatte, weil sie der geholfen hatten, auf die sie böse war? War es nicht etwas Besonderes, das niemand als nur
     sie getroffen hatte? – Nein, das war nicht der Fall, dessen konnte der Redner sie getrost versichern. Kein Mensch besaß die
     Macht, auf solche Weise Krankheit über einen andern zu bringen. Und sie wüßten ja doch, daß die Krankheit im ganzen Lande
     verbreitet sei. Sie habe ihren Besuch in fast allen Häusern abgestattet, wenn sie auch nicht überall so viele hingerafft habe
     wie bei ihnen.
    Und dann bedankten sich die Kinder und gingen nach Hause. An diesem Abend sprachen sie noch lange miteinander.
    Am nächsten Tage gingen sie hin und kündigten ihre Stelle. Sie könnten in diesem Jahr die Gänse nichthüten, sie müßten anderswo hin. Wohin sie denn wollten? – Sie wollten sich aufmachen und ihren Vater suchen. Sie müßten ihm sagen, daß ihre Mutter und die Geschwister an einer gewöhnlichen Krankheit gestorben seien, und daß es nichts sei, was
     von bösen Menschen über sie gebracht worden war. Sie wären so froh darüber, daß sie das erfahren hatten. Und nun fanden sie,
     es sei ihre Pflicht, es, ihrem Vater zu erzählen, denn er grüble gewiß noch heutigen Tages darüber nach.
    Zuerst gingen die Kinder nach ihrer alten Heimat auf der Heide bei Sunnerbo, und zu ihrer großen Verwunderung fanden sie das
     Haus in hellen Flammen stehen.
    Dann gingen sie nach dem Pfarrhaus, und dort hörten sie, daß ein Mann, der bei der Eisenbahn angestellt war, ihren Vater bei
     Malmberget hoch oben in Lappland gesehen habt. Damals habe er in der Erzgrube gearbeitet, und das tue er vielleicht noch,
     aber ganz sicher sei es ja nicht. Als der Pfarrer hörte, daß die Kinder ausziehen wollten, um ihren Vater zu suchen, holte
     er eine Landkarte und zeigte ihnen, wie weit es bis

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