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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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auf eine Alarmanlage gesehen.«
    Zack zog sich ebenfalls die Handschuhe an. »Das werden wir gleich sehen.«
    Jacob drehte den Schlüssel um und stieß die Tür auf. Es blieb still. Er drehte einen Schalter neben der Eingangstür, und ein Deckenlicht ging an.
    Das Zimmer war nicht groß, und man hätte es nur allzu leicht vollstopfen können, aber Ms White hatte es zurückhaltend mit einer kleinen gelben Couch und einem gemusterten Polstersessel möbliert. Auf der Couch lagen säuberlich aufgereiht drei Kissen. In einem kleinen Eckschränkchen stand ein Fernseher. Das Zimmer war perfekt aufgeräumt, nicht einmal eine Zeitschrift lag achtlos herum. Auf dem Couchtisch war eine hauchdünne Staubschicht zu sehen, doch Jacob vermutete, dass sie nicht dort gewesen wäre, wenn Jackie noch am Leben gewesen wäre.
    »So makellos wie eine Musterwohnung«, bemerkte Zack.
    Jacob schaute auf den Couchtisch. Dort waren fünf Illustrierte ordentlich aufgestapelt. Nichts in diesem Zimmer wirkte besonders wertvoll, aber alles war penibel gepflegt. »Sie nahm es sehr genau.«
    Zack und Jacob betraten die Küche und schalteten die Beleuchtung ein. Der Kühlschrank war cremeweiß und sauber geschrubbt, ganz anders als das mit Zetteln und Fotos übersäte Gerät in Betty Smiths Küche. Die Arbeitsflächen waren sauber, das Geschirr gespült und weggeräumt, selbst der Ofen sah aus, als wäre er gerade erst gereinigt worden. In den Schränken fanden sich lauter Bio-Lebensmittel.
    »Ich würde sagen, sie hatte einen Sauberkeits- und Gesundheitsfimmel«, meinte Zack.
    »Ja.« Jacob entdeckte eine Schachtel mit der Aufschrift »Post«, die in einer Nische stand. »Wie kommt es dann, dass sie erwürgt am Fluss gelandet ist?«
    Er nahm die Post heraus und inspizierte das Bündel. Strom, Kabelfernsehen, Kreditkarte. Sie war mit nichts im Rückstand. Und der Name Ruth tauchte auf keiner der Rechnungen auf. Bisher sah es so aus, als hätte sie ein geregeltes, einfaches Leben geführt. Und doch hatte jemand sie brutal ermordet.
    »Zeit, Mr White einen Besuch abzustatten«, meinte Zack.
    Jacobs Gesicht wirkte grimmig. »Ja.«
    Der Fall wies alle Anzeichen eines häuslichen Gewaltverbrechens auf. Eine anstehende Scheidung. Ein Streit, der kürzlich stattgefunden hatte. Die Tötungsart. Dennoch, Jacob musste immer wieder an den Anhänger denken. Ruth. Jacob würde keine Ruhe haben, bevor er wusste, wer Ruth war.
    »Nicht!«
    Es war kurz nach zwei Uhr früh, als Kendall im Bett hochschrak. Ihr Herz hämmerte, und sie war schweißgebadet. Einen Augenblick lang sah sie sich verwirrt im dunklen Zimmer um und versuchte krampfhaft, sich darüber klar zu werden, wo sie sich befand. Ganz langsam drangen die vertrauten Eindrücke in ihr Bewusstsein. Dies war ihr Zimmer, ihr Bett.
    Sie fuhr sich mit zitternder Hand durchs Haar und schaute auf den digitalen Wecker neben ihrem Bett. Zwei Uhr einundzwanzig. Sie hatte erst etwas mehr als eine Stunde geschlafen, als der Albtraum sie geweckt hatte.
    »Verdammt!«
    Dieser Traum war klarer und deutlicher gewesen als die anderen.
    Die panischen Schreie einer gesichtslosen Frau hallten ihr in den Ohren wider. Die unbekannte Frau bettelte um Gnade, weinte und sprach von Liebe.
    Die Frau spürte die Gegenwart des Bösen, das um sie herumschlich, als wäre sie ein Tier im Käfig. Schier unerträgliche Angst und Traurigkeit schnürten Kendall die Brust zusammen und raubten ihr fast den Atem. Sie berührte ihr Gesicht mit den Fingerspitzen und merkte, dass sie im Schlaf geweint hatte.
    »Das ist doch verrückt.« Ihre Stimme klang heiser.
    Sie schwang die Beine aus dem Bett und knipste die Nachttischlampe an. »Es ist ein Traum. Es ist ein verdammter Traum.«
    Aber er war so klar gewesen und ihre Gefühle so real. Sie schluckte und stand auf. Der Dielenboden unter ihren nackten Füßen fühlte sich kalt an. Sehnsüchtig schaute sie zum Bett zurück, aber sie wusste, sie war körperlich und geistig zu überreizt, um zu schlafen.
    Kendall schob die Füße in ihre Pantoffeln. »Das ist bescheuert. In den Nachrichten gibt es genug Dinge, die mich wach halten könnten, aber ich muss mir irgendwelche Fantasiegeschichten zusammenträumen.«
    Sie tappte an der Tür ihrer Mitbewohnerin vorbei durch den Gang und bemühte sich, leise zu sein. Sie ging die Treppe hinunter und an Salon und Wohnzimmer vorbei in den hinteren Teil des Hauses, wo sich die Küche befand.
    Sie schaltete die Küchenbeleuchtung an, die den abgewetzten

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