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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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Ihnen über meine Adoption sprechen.«
    Carnie runzelte die Stirn. »Womit kann ich Ihnen helfen?«
    Kendall wippte nervös mit dem Fuß. Mit einem Mal kam sie sich gegenüber ihrer Mutter wie eine Verräterin vor, gleichzeitig war sie zornig auf sie, weil sie die Wahrheit über die Vergangenheit ihrer Tochter so vollständig verborgen hatte. Kendall zog den Brief aus ihrer Aktenmappe. »Das habe ich in den Unterlagen meiner Mutter gefunden.« Sie reichte Carnie das Blatt.
    Die Adoptionsberaterin studierte es. »Was kann ich in dieser Angelegenheit für Sie tun?«
    Kendalls Mund war trocken. »Ich will wissen, wer meine leiblichen Eltern sind. Können Sie mir helfen, sie zu finden?«
    Carnie seufzte. »So einfach ist das nicht.«
    »Was meinen Sie damit? Ich bin über einundzwanzig.« Sie zögerte. »Meine Adoptiveltern sind tot. Wieso können Sie mir nicht einfach einen Tipp geben? Werden diese Unterlagen nicht irgendwo aufbewahrt?«
    Carnie lehnte sich zurück und legte den Brief auf den Papierstapel, der auf ihrem Schreibtisch lag. »Ihre Adoption war eine Inkognito-Adoption, und sie fand vor 1989 statt.«
    Kendall wurde langsam ungeduldig. »Und was bedeutet das?«
    »In Fällen wie diesen ist die Suche sehr aufwendig.«
    »Aber es sind meine Unterlagen. Ich habe ein Recht zu erfahren, woher ich komme.«
    Carnies Stimme blieb ruhig, doch ihr Stirnrunzeln vertiefte sich. »Hey, ich bin auf Ihrer Seite. Ich bin eine erwachsene Adoptierte und suche ebenfalls nach meiner Geburtsfamilie. Und nur damit Sie es wissen, ich suche seit drei Jahren.«
    » Drei Jahre .« Gott, sie konnte nicht noch drei Jahre mit diesen Träumen durchstehen.
    Um Carnies Lippen zuckte ein bitteres Lächeln. »Ich könnte Ihnen eine Menge Geschichten erzählen.«
    »Sie wollen mir also sagen, dass es Jahre dauern wird, meine Familie zu finden?«
    »In Virginia gibt es sehr eindeutige Gesetze, was Suchaufträge bei Inkognito-Adoptionen angeht. Aber das bedeutet nicht, dass es völlig unmöglich ist. Wer weiß? Vielleicht haben Sie Glück, und die Suche geht ganz schnell.«
    Kendall war gut darin, ihre Emotionen zu verbergen. Zorn oder Genervtheit konnten ein Interview blitzschnell ruinieren. Aber es kostete sie Mühe, Ruhe zu bewahren. »Was soll ich tun?«
    Carnies Miene drückte echtes Bedauern aus. »Die Suche muss von der Agentur durchgeführt werden, die Sie vermittelt hat.« Sie schaute auf das Blatt. »Adoptionsservice Virginia. Die kenne ich. In deren Gebäude hat es letzten Herbst gebrannt. Sie haben eine Menge Unterlagen verloren und waren gezwungen, die Einrichtung zu schließen. Ich werde ein bisschen nachforschen und schauen, welche Unterlagen übrig geblieben sind und wem sie übergeben wurden.«
    »Und dann?«
    »Die Person, die Ihre Akte jetzt betreut, wird Ihre leiblichen Eltern kontaktieren und sie fragen, ob sie bereit sind, sich mit Ihnen zu treffen oder anderweitig mit Ihnen in Kontakt zu treten.«
    »Und wenn sie mich nicht sehen wollen?«
    »Dann war es das.« Carnies Augen wurden sanft. »Es gibt ein weiteres Problem. Falls Ihre leiblichen Eltern verstorben sein sollten, wird die Suche noch komplizierter.«
    Kendall beugte sich vor. »Was heißt das?«
    »Die für Ihre Adoption zuständige Person müsste feststellen, ob Sie Geschwister haben und ob sie von der Adoption wissen. Wenn sie nicht Bescheid wissen, darf keinerlei Information an Sie weitergeleitet werden.«
    Unmut und Verzweiflung ergriffen Kendall. »Ich muss wissen, wo ich herkomme.«
    Carnie holte einen Stapel Formulare hervor. »Ich weiß. Ich weiß. Es kann frustrierend sein.«
    »Mein Leben fühlt sich an wie ein Film. So als wäre ich verspätet hereingekommen, nur dass sich das, was gerade passiert, direkt auf die ersten Minuten des Films bezieht.«
    »Lassen Sie uns doch erst mal anfangen und schauen, was passiert. Vielleicht geht es ja schneller, als Sie glauben.«
    Kendall schürzte die Lippen. »Gut. Meinetwegen.«
    »Ich werde mein Möglichstes tun, um Ihnen zu helfen.«
    Kendall seufzte. »Ich weiß, dass ich Ihnen ganz schön zusetze. Und ich weiß Ihre Hilfe wirklich zu schätzen. Ich bin einfach nur frustriert.«
    »Das verstehe ich.«
    Kendall ballte die Fäuste. »Ich kann nicht glauben, dass es so schwierig sein soll.«
    »Hatte Ihre Mutter zur Zeit der Adoption Freunde?«
    Kendall zuckte mit den Schultern. »Vermutlich schon. Wieso?«
    »Für die Adoptiveltern kann der Adoptionsprozess ziemlich aufwühlend sein. Oft vertrauen sie sich

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