Niemand hört dich schreien (German Edition)
nach den Nummern. Brett. Zum ersten Mal, seit sie den Job als Nachrichtenmoderatorin angenommen hatte, fragte sie sich, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Geld und Ruhm hatten ihr nicht so viel Zufriedenheit gebracht, wie sie erwartet hatte.
Die Muskeln in Jacobs Rücken waren schmerzhaft angespannt, als er das Besprechungszimmer betrat. Die vier anderen Ermittler aus dem Morddezernat warteten bereits, als er hereinkam. Am Kopfende des Tisches saß sein Chef, Sergeant David Ayden. Rechts von ihm saß Zack, und gegenüber hatten Detective Nick Vega und Detective C. C. Ricker Platz genommen. Vega kam aus New York, lebte aber seit fünfzehn Jahren in Virginia. Das dunkle Haar verriet seine Latino-Herkunft. C. C., die einzige Frau im Team, war klein, hatte rotes, lockiges Haar und eine sportliche Figur.
Jacob legte seine Mappe auf den Tisch, schlug sie auf und holte die Nahaufnahmen der beiden Opfer sowie die Fotos der Frauen zu Lebzeiten heraus. Dann ging er um den Tisch herum zu einem Whiteboard und hängte die Bilder mit Magneten auf.
Jackie und Vicky stammten aus völlig unterschiedlichen Welten. Jackies konservative Langhaarfrisur bildete einen scharfen Kontrast zu Vickys kurzen hochgegelten Haaren mit den pinken und roten Strähnen. Vickys Nägel waren schwarz lackiert, und sie hatte sechs Tätowierungen. Jackies Nägel waren kurz geschnitten und sauber, und sie hatte keine Tätowierung.
Dennoch wiesen die Frauen eine verblüffende Ähnlichkeit auf. Hohe Wangenknochen. Der Schwung der Lippen. Und die lebhaften grünen Augen.
David Ayden trank einen Schluck Kaffee. »Glauben Sie, wir haben es mit einem Serienmörder zu tun?«
Er sprach das aus, was sie insgeheim alle befürchteten. »Bevor wir uns damit befassen, schauen wir uns erst einmal an, was wir bisher haben«, meinte Jacob.
David nickte. »Also gut. Ich will hieb- und stichfeste Fakten, wenn ich zum Chef gehe.«
»Jackie White ist unser erstes Opfer. Achtunddreißig. Getrennt lebend. Einen Monat vor ihrem Tod haben sie und ihr Mann sich gestritten. Mehrere Nachbarn haben den Wortwechsel mit angehört. Phil White verschwand, bevor jemand auf die Idee kam, die Cops anzurufen. Er hatte sowohl ein Motiv als auch die Gelegenheit. Zuletzt wurde Jackie White am Freitagabend von einer Überwachungskamera aufgenommen. Ein Mann spricht sie an, dann verschwindet sie aus dem Blickfeld.«
»Gibt es eine Verbindung zwischen Phil White und dem zweiten Opfer?«, fragte Nick.
»Nein«, erwiderte Zack. »Er hat für die Tatzeit ein wasserdichtes Alibi. Zu der Zeit hat er seine schwangere Freundin in einer Kirche in Nord-Virginia geheiratet. Es gibt zwanzig Zeugen.«
Enttäuschtes Gemurmel erfüllte den Raum.
Jacob blätterte in der Akte, die vor ihm lag. »Vicky Draper, fünfunddreißig Jahre alt. Hat fünf Jahre wegen Drogenhandels gesessen. Seit zwei Jahren war sie auf freiem Fuß. Ihr Motelzimmer war randvoll mit verschreibungspflichtigen Medikamenten. Zuletzt wurde sie am frühen Freitagmorgen gesehen. Sie hat mit einem Freund gebechert. Sie ist losgegangen, um neuen Tequila zu kaufen, und nicht mehr zurückgekommen.«
Jacob nickte in Richtung der Fotos. »Beide Frauen wurden von hinten erdrosselt. Bei beiden Leichen sieht es so aus, als hätte man sie in sitzender Position auf einem Stuhl festgehalten, bevor sie abtransportiert wurden. Bei Jackie White sind die Verfärbungen der Totenflecke stärker ausgeprägt, was nahelegt, dass der Mörder sie länger bei sich behalten hat.«
Zack übernahm. »Dr. Butler glaubt, dass der Mörder sehr große, kräftige Hände hat. Bei beiden Frauen war der Kehlkopf eingedrückt. Und beide hatten Scheuermale von einem Seil an Füßen und Handgelenken.«
»Wir haben Opfer mit ähnlichen Gesichtszügen, und beide trugen identische Medaillons«, sagte Jacob.
Zack fuhr fort. »Aus Gold, oval und mit einem eingravierten Namen. ›Ruth‹ bei Jackie White und ›Judith‹ bei Vicky Draper.« Sein Blick verharrte bei Vega und Ricker. »Gibt es irgendetwas zu den Halsketten?«
Nick zeichnete Kreise auf den Notizblock, der vor ihm lag. »Nichts. Wir waren in mindestens dreißig Juweliergeschäften. Niemand weiß etwas. Ein paar Detectives vom Raubdezernat suchen das Internet ab und überprüfen außerdem die Pfandleihhäuser.«
David Ayden trommelte mit dem Stift auf seinen Notizblock. »Also, wie sucht er sich seine Opfer aus?«
»Wir wissen es noch nicht«, antwortete Jacob.
»Ruth und Judith sind beides
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