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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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1. Dezember 1971: In der Métro lasse ich Suzys Puppe für Babs absichtlich liegen. Danach schlechtes Gewissen. Babs: Fieber sinkt. Sie atmet normaler. Bewußtseinstrübungen. Immer weiter Unruhezustände. Plötzlich Wutanfälle. Behandlung mit neuem Mittel. Babs erkennt mich nicht. An diesem Tag zwei Anfälle. ›Lokalisierte‹ Krämpfe nennt Ruth sie. Sigrand spricht von ›generalisierten‹ Krämpfen. Also was?! Zu Sylvia: Tiefst deprimiert. Hat sich im Spiegel gesehen, als Verband abgenommen wurde. Erwartete wohl, bildschön zu sein. Gesicht ist völlig verschwollen und in allen Farben aufgedunsen wie bei einem Boxer nach der 10. Runde. Zwei Stunden trösten. Natürlich geht das vorbei, klar – aber Sylvia will es nicht glauben. Weint. Fragt kaum nach Babs. Völlig mit eigenen Sorgen beschäftigt. Abends gebe ich Suzy Kuß und sage, der käme von Babs, die sich so über die Puppe gefreut hat. Suzy heult. Sentimental. Besäuft sich. Schläft beim Fernsehen ein. Ziehe sie aus und bringe sie zu Bett. Kaum Schlaf.
    Donnerstag, 2. Dezember 1971: Wie immer schon um 8 Uhr im Hospital. Fahre nur Métro und Bus. Babs: 39,7. Orientiertheit nimmt zu. Aber neues erschreckendes Symptom: Sie schielt! Nach innen. Ruth: Augenmuskellähmung, geht vorbei. Und der linke Arm und das linke Bein? Babs kann sie nur noch mit Mühe bewegen. Geht auch vorbei, sagt Ruth. Alles vorübergehend. Bin sehr beunruhigt. Ruth sagt: »Jede dunkle Nacht hat ein helles Ende.« Wie vielen Menschen hat sie das schon gesagt?
    Und dann zu Sylvia. Die ist völlig mit sich beschäftigt. Delamare hat sie versaut! Sie wird ihn verklagen! Er ist ein Verbrecher! Ihr Gesicht ist ruiniert! Nie wieder wird sie sich auch nur sehen lassen können! Hysterie, Tränen usw. usw. Babs – Lügen wie gewöhnlich. Ich habe das Gefühl, Sylvia hört gar nicht zu. Habe meine dunkle Brille verloren. Sehr erschöpft zu Suzy. Früh zu Bett. 19.45 Uhr Telefon. Suzy hebt ab. Für mich. Professor Delamare. Absolut außer sich: Eben wurde bemerkt, daß Sylvia verschwunden ist. Suche nach ihr vergebens. Nicht zu finden. Delamare in Panik. Ich auch. Was tun? Ich sage, ich rufe in fünf Minuten zurück. Will gerade Bracken anrufen, da läutet das Telefon wieder. Am Apparat ist Ruth. Sie sagt …

11
    »… Sylvia Moran ist hier.«
    »Wo hier?« fragte ich. Ich mußte mich setzen.
    »Hier, im Hôpital Sainte-Bernadette. Das ist eine üble Geschichte, Herr Norton.«
    »Müssen Sie mir sagen!«
    »Was ist los?« fragte Suzy, die herangekommen war. Sie trug ein Baby-Doll-Hemdchen, kein Höschen.
    »Ruhig«, sagte ich.
    »Bitte?« fragte Ruth.
    »Nichts. Wie ist Mrs. Moran in das Krankenhaus gekommen?«
    »Genau werden wir das nie erfahren. Als der Nachtarzt mich weckte, war schon alles passiert.«
    »Wo sind Sie jetzt, Frau Doktor?«
    »Im Hospital. Sofort hergefahren. Doktor Sigrand ist auch da. Der Nachtportier beim Eingang zum Krankenhausgelände hat gesagt, da sei eine Frau zu ihm gekommen. Eine Nonne, sagt er, die habe ihm erklärt, sie sei angerufen worden. Sie solle sofort kommen zu einem kranken Kind. Die Moran hat einen falschen Namen genannt. Fürs Kind und sich selber.«
    »Schlau.«
    »Die war noch viel schlauer.«
    »Warum?«
    »Der Nachtpförtner hat gesagt, er muß erst die Station und den Arzt anrufen. Er ist in sein Häuschen gelaufen – Sie kennen es ja. Wenn so etwas einmal schiefzugehen beginnt, geht alles schief, darauf kann man sich verlassen. Der Pförtner konnte prompt den Nachtarzt nicht gleich erreichen. Eine Schwester sagte, sie werde ihn ausrufen lassen, und bat um ein paar Minuten Geduld. Der Pförtner wollte das der Nonne sagen …«
    »Wieso kam Sylvia als Nonne?«
    »Sage ich Ihnen gleich. Sie trug auch eine Brille mit dunklen Gläsern.«
    »Das ist meine! Ich habe sie verloren. Vermutlich bei Sylvia in der Klinik. Und sie hat sie geklaut …«
    »Vermutlich.«
    »Das ist …«
    »Keine Zeit jetzt für lange Debatten, Herr Norton. Der Nachtpförtner hatte jedenfalls keine Ahnung, wer da vor ihm stand. Und als er aus seinem Häuschen kam, war Mrs. Moran weg.«
    »Weg wohin?«
    »In die Hals-Nasen-Ohren-Station. Sie muß genau gewußt haben, wo die liegt. Sie muß genau gewußt haben, wo Babs liegt. Um diese Zeit ist es sehr still hier. Mrs. Moran hatte es leicht. Sie haben ihr genau beschrieben, wie man zu Babs kommt, ja?«
    Ich mußte mich zweimal räuspern, bevor ich überhaupt ein Geräusch von mir geben konnte.
    »Haben Sie? Ich

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