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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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vorher erfolgte Ableben von Alfredo Bianchi ist. So etwas kann man nicht gut in einen Vertrag aufnehmen. Deshalb auch keine Konventionalstrafe oder irgendeine andere Maßnahme gegen Marone, falls dieser Punkt nicht erfüllt ist. Wenn Marone darauf besteht, daß er die Welturaufführung für Rom kriegt – dann kriegt er sie. Nichts zu machen. Der Vertrag existiert. Darum hat mich Joe ja aus Nürnberg kommen lassen. Darum sind wir ja nach Rom geflogen. Darum ist Joe ja so aufgeregt. Wenn er aufgeregt ist, merkt man das daran, daß er in langen Zügen ganz leise durch die Nase schnieft. Da muß er dann aber schon sehr aufgeregt sein. Er ist es. Mit Recht. Ein Moran-Film in Rom uraufgeführt und nicht in Hollywood – das hat es noch nicht gegeben. Das kostet Joe, wenn Bianchi zur Premiere nicht tot ist, ein Vermögen. Marone schiebt zwei Vertragskopien über den Tisch.
    »Wo ist die dritte?.« fragt Lejeune.
    »Was für eine dritte?«
    »Monsieur Kaven«, sagt Lejeune. »Sie sind der Jüngste von uns. Wenn ich also bitten darf …«
    Ich sage: »Mit Vergnügen« und gehe um den Schreibtisch herum.
    »Nicht!« schreit Marone. Auf einmal liegt die dritte Ausfertigung des Vertrags auf dem Schreibtisch.
    »Na also«, sagt Joe.
    »Moment«, sagt Lejeune. »Das Schwein kann Fotokopien gemacht haben. Ich bin sicher, daß er Fotokopien gemacht hat, die er dann den Zeitungen zeigen kann, damit die einen Skandal machen. Und wir können jetzt keinen Skandal brauchen.«
    »Das ist nicht wahr! Ich habe keine Fotokopien!« schreit Marone.
    »Monsieur Kaven«, sagt Lejeune, »wenn ich nochmals bitten darf.«
    Ich balle eine Faust. Ich habe lange gewünscht, Marone einmal die Schnauze zu polieren. Jetzt darf ich es. Nein, es geht wieder nicht. Marone hebt beide Hände schützend vor das Gesicht und sagt: »In dem Wandtresor hinter dem Gobelin.«
    »Aufmachen«, sagt Lejeune.
    Also geht Marone zu dem Gobelin und schlägt ihn zurück und öffnet einen Kombinationssafe, sehr groß, in dem liegen, denn wir schauen es uns genau an, fünf Fotokopien des Vertrages, zahlreiche Rollen mit Mikrofilmen, verschnürte Briefe, Bündel von Fotos, die Frauen und Männer in eindeutigen Situationen zeigen, Schlüssel, zwei Pistolen, Schmuck.
    Marone gibt Lejeune die Fotokopien.
    »Wir haben keine Zeit«, sagt der fette Anwalt. »Sicherlich hat das Schwein auch Mikrofilme. Sicherlich ist das nicht der einzige Safe. Also an die Arbeit.«
    Nämlich: Die Lage ist für Joe deshalb so übel, weil die weltweiten Publicity-Departments von SEVEN STARS, weil alle Agenturen und Redaktionen schon auf eine Welturaufführung in Rom vorbereitet sind. Weil sehr viele Menschen schon davon wissen, daß SO WENIG ZEIT in Rom gestartet werden soll – der erste Moran-Film in Europa! Natürlich kann man noch alles umprogrammieren. Die Leute, die von der Sache wissen, haben dann zwar neue Informationen, aber ihr altes Gehirn. Idioten sind das nicht. Da kommen schon ein paar darauf, daß alles umgestoßen wurde, weil Bianchi nicht sterben will und gesund sein wird, wenn der Mai kommt. Und diese paar werden zwei und zwei zusammenzählen und begreifen, was der Grund für Rom gewesen ist – nämlich Bianchis rechtzeitiges Ableben. Und dann wird es einen Skandal geben! Joe schnieft.
    Lejeune nimmt aus einer großen Tasche einen Haufen Papiere, knallt sie Marone auf den Schreibtisch und sagt: »Unterschreiben!«
    »Ich kann doch nicht einfach …«
    »Klar können Sie.«
    »Nein!« jault Marone.
    »Monsieur Kaven, wenn ich bitten darf«, sagt Lejeune.
    Marone reißt einen goldenen Füllfederhalter aus der Innentasche seines Jacketts und beginnt wie irre zu unterschreiben. Was er da unterschreibt, sind neue Verträge. In ihnen heißt es, daß Marone das Recht bekommen soll, eine Welturaufführung von SO WENIG ZEIT zu veranstalten, wenn es zwischen ihm und Joe Gintzburger, Präsident der SEVEN STARS, bis zum 1. März 1972 zu einer völligen Einigung über beiden Seiten bekannte, noch strittige Punkte gekommen ist. (Der eine Punkt: Alfredo Bianchi muß bis zum 1. März 1972 tot und begraben sein. Der zweite Punkt: Marone bezahlt für den Fall einer Welturaufführung in Rom – also wenn Punkt 1 erfüllt ist – das Doppelte der Summe von den Einspielergebnissen, die er in Paris mit Joe ausgehandelt hat. Strafe muß sein.)
    Die Verträge sind von Joe schon unterzeichnet, Marone darf drei davon behalten.
    »Ich schwöre bei der Mutter Gottes, daß man mir gesagt hat, Bianchi

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