Niemand ist eine Insel (German Edition)
Acapulco …«
»Hat es nicht mehr ausgehalten. Sehnsucht. Lach nicht so dämlich.«
»Ich habe nicht gelacht.«
»Phil?«
»Ja?«
»Darf ich ihn jetzt heiraten?«
»Was ist das für eine Frage, mon petit chou? Du mußt ihn heiraten! Was soll das bedeuten, daß du mich um Erlaubnis fragst?«
»Na, weil ich …«
»Du bist sehr besoffen, Suzylein.«
»Ja, und ich werde mich noch weiter besaufen. Weil ich doch … immer noch gehofft habe, daß du zu mir zurück … Aber das geht nicht, was?«
»Nein, Suzy, das geht nicht, leider.«
»Wegen der Kleinen?«
»Ja.«
»Was ist mit ihr?«
»Etwas besser. Jedenfalls wird sie nicht sterben. Es tut mir leid, mon p’tit chou, aber es geht wirklich nicht. Vergiß mich. Und werde Gräfin.«
»Nenn mich nicht mon p’tit chou!« schreit Suzy. »Also schön, werde ich eben Gräfin!« Der Hörer fällt ihr in die Gabel, das Gespräch ist beendet.
Babs kann normal ernährt werden. Kein Fieber mehr.
Donnerstag, 16. Dezember: Joe ruft mich nach Paris. Etwas ist passiert. Hinflug mit Linienmaschine als Philip Norton. In Orly den Maserati Ghibli aus der Tiefgarage geholt und – wie ein Idiot – damit ins LE MONDE gerast. Verwandlung in Philip Kaven. Joes Problem: Er hatte sich bereits mit Carlo Marone geschäftlich geeinigt. (Carlo Marone – italienischer Millionär und Verleiher aller SEVEN STARS-Filme mit seinem Protzenpalazzo auf dem Pincio-Hügel in Rom.) Marone will doch Sylvias letzten Film SO WENIG ZEIT mit dem todkranken Alfredo Bianchi in Rom uraufführen, weil er, wie er mir gesagt hat, aus absolut sicherer Quelle weiß, daß Alfredo die für Mai angesetzte Premiere des Films unter keinen Umständen mehr erleben wird, er liegt in einer römischen Klinik. Natürlich eine Sensation, wenn Alfredo vor der Premiere stirbt. Kann man eine mächtige Schau abziehen. Die Italiener sind verrückt nach Alfredo. Ich habe Marone bei unserem ersten Gespräch für die Gewährung des Welturaufführungsrechts in Rom gesagt, daß er Joe natürlich finanziell etwas entgegenkommen muß. Das hat er schließlich eingesehen. Er war in der Zwischenzeit in Paris und hat sich mit Joe geeinigt.
Nun sitze ich mit Joe in der Bar des LE MONDE.
Joe sagt: »Dieser verfluchte Spaghettifresser hat uns angeschmiert, Phil. Ich habe gerade einen Bericht erhalten, den meine Leute mit nicht gerade feinen Mitteln in Rom fotokopiert haben. Einen Bericht von Alfredos Krankengeschichte.«
»Ja, und?«
»Das ist der Bericht des behandelnden Arztes an den Klinik-Chef. Medizin-Chinesisch. Habe es mir erklären lassen. Wir sitzen in der Tinte, schon wieder. Alfredos Zustand bessert sich von Tag zu Tag!«
»Dieser verfluchte Hund Marone«, sage ich.
»Sie müssen sofort mit mir nach Rom«, sagte Joe. »Heute ist es zu spät. Aber morgen früh. Mit Lejeune.«
»Okay«, sage ich. »Dann kann ich in Ruhe Sylvia anrufen und ihr sagen, wie gut es Babs schon geht, und ich kann auch wieder einmal eine Nacht in meinem Bett im LE MONDE schlafen.«
Freitag, 17. Dezember: Rom.
»Sie haben wissentlich und willentlich gelogen. Sie sind ein Betrüger und ein Lump. Sie haben sich auf kriminelle Weise die Vorteile eines Vertrages gesichert, den Ihr Partner im Vertrauen auf Ihre Anständigkeit gegengezeichnet hat«, sagt Lejeune zu Marone.
»Ich bin kein Lump. Ich bin kein Betrüger. Ich habe mir den Vertrag mit Mister Gintzburger nicht erschwindelt. Als Mister Kaven zuletzt hier war, in der Nacht vom … ich weiß nicht mehr das Datum …«
»Zweiter Dezember.« Lejeune weiß es. Lejeune weiß alles. Lejeune bringt alles fertig. Darum lassen wir ihn ja auch reden, Joe und ich. Wir sagen gar nichts.
»… zweiter Dezember, also gut, da habe ich zu ihm gesagt …«
»Da haben Sie ihm gesagt, Alfredo Bianchi lebt keine drei Monate mehr, er ist am Abkratzen, heute, am siebzehnten Dezember, sage ich Ihnen: Wir wissen aus erster Hand, daß es Alfredo Bianchi besser und besser geht. Von Abkratzen keine Spur. Der kann im April seinen nächsten Film machen.«
»Sie sind falsch informiert. Alfredo geht es dreckig. Alfredo ist schon halb …«
»Halten Sie Ihr Maul«, sagt Lejeune. Er redet viel schneller als sonst, läßt Marone kaum Zeit, auch etwas zu sagen. »Wo sind Ihre Kopien der Verträge?«
Unsere Lage ist nämlich nicht rosig. In den Verträgen zwischen Joe und Marone wird natürlich nicht davon gesprochen, daß die Voraussetzung für eine römische Premiere von SO WENIG ZEIT das rechtzeitig
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