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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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unverständlichen Wasserfarbenbildern, von Kindern gemalt, die hier angeklebt worden waren. Ein Mann? Was für ein Mann? Was war geschehen?
    Im Erdgeschoß herrschte großes Durcheinander. 16 Uhr. Schulschluß. Auf dem Kies des Vorplatzes standen die mächtigen Busse. Manche Kinder saßen schon darin. Andere wurden mit ihren Wägelchen ins Freie geschoben.
    Der kräftige Wehrdienstverweigerer mit dem Bart, den ich am ersten Tag kennengelernt hatte, trug Josef wie einen Sack über die Schulter gelegt ins Freie. Josef war siebzehn Jahre und Spastiker.
    Ich drängte mich durch die Kinder, die Erwachsenen, dann war ich in Halleins Zimmer – allein. Der Hörer lag auf dem Schreibtisch. Ich riß ihn ans Ohr. Grell schien die Sonne in den Raum, dessen Fenster weit geöffnet waren.
    »Ja?«
    »Hier ist Rod.«
    »Was ist los?«
    »Du mußt runterkommen. Sofort.«
    »Aber das geht nicht … Ich muß hier so viel … Ich komme nächste Woche …«
    »Morgen kommst du. Der Jet wartet in Orly.«
    »Aber warum? Ist was geschehen?«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Mit Sylvia?«
    »Ja.«
    »Ist sie krank? Verletzt? Ich habe vor vier Stunden mit ihr telefoniert, da war sie ganz in Ordnung.«
    »Haben wir auch gedacht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich habe auch schon Lejeune und Doktor Lévy angerufen. Du triffst sie in Paris. Morgen mittag. Im LE MONDE. Sie fliegen mit dir. Bob sagt …«
    »Welcher Bob?«
    »Bob Cummings, du Idiot. Dein Produktionsleiter, du Idiot!«
    »Was ist mit dem? Was hat der?«
    »Trouble. Aber mächtigen. Dieses verfluchte Weib.«
    »Sylvia?«
    »Ja. Ja! Ja! Ja!«
    »Schrei nicht so, Mensch!«
    »Ach, leck mich doch am Arsch, du beschissener Lügner!«
    »Wieso bin ich ein …«
    »Du hast mir gesagt, daß Sylvia nie mehr mit dir gepennt hat, seit sie sich von Babs trennen mußte.«
    »Ja und? Das ist die Wahrheit! Im HILTON, wenn ich nach Madrid komme, schließt sie sich in ihrem Schlafzimmer ein. Wird hysterisch, wenn ich sie bloß berühre. Hat mich nie mehr auch nur geküßt. Hat sich nie mehr auch nur ausgezogen vor mir – immer alles hinter versperrten Türen, zum Verrücktwerden! Aber ich verstehe es. Der Schock. Die Schuldgefühle. Die Angst um Babs …«
    »Scheiße.«
    »Was?«
    »Schock, Schuldgefühle, Angst – alles Scheiße!«
    »Wieso?«
    »Das wird dir Bob erzählen.«
    »Wieso der?«
    »Weil zu dem vor zwei Stunden ein Beleuchter gekommen ist, ein Spanier, so was von mies und dreckig und verschwitzt kannst du dir nicht vorstellen, und der hat gesagt: Señor Cummings, ich brauch Geld und hab keines, aber Sie werden es mir geben, da bin ich ganz sicher, es ist ziemlich viel, aber Sie werden es mir trotzdem geben, da könnt ich drauf schwören.«
    »Erpressung?«
    »Du merkst auch alles!«
    »Erpressung womit?«
    »Deine Sylvia, diese leidende Mutter, die unglückliche, geschlagene Frau, die dich nie mehr drüber ließ in ihrem grenzenlosen Schmerz um Babs, hat mit diesem Scheißbeleuchter gevögelt!«
    »Sie hat – was?«
    »Du hast schon verstanden! Und nicht einmal! Jeden Tag in der letzten Woche! Mal nachts in seiner Bude, mal draußen auf dem Gelände in irgendeiner Dekoration, einfach das Kleid hoch, bei ihm aufgeknöpft und los!«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Nicht wahr? Sie hat’s doch sofort zugegeben, als Bob sie fragte!«
    »Dann … dann … dann …«
    »Stottere dich aus!«
    »Dann ist sie verrückt geworden! Dann gehört sie in Behandlung! Dann muß der Film abgebrochen werden!«
    »Bei Gott, du hast wirklich Scheiße im Schädel. Verrückt! Behandlung! Film abbrechen! Soll ich dir was sagen? Joe spielt verrückt! Alle drüben spielen verrückt! Alle hier spielen verrückt! Denn was bisher aufgenommen wurde, ist so, daß du nicht glaubst, was du siehst und hörst! Sylvia war noch nie in ihrem Leben so phantastisch, so großartig! Niemals noch ist eine Schauspielerin irgendwann irgendwo so großartig gewesen wie Sylvia in diesem Film!«
    »Und ich muß also sofort runterkommen, damit wir für die Fotografen und Reporter nun wieder die Liebenden des Jahrhunderts spielen, bevor was durchsickert.«
    »Schon kapiert. Donnerwetter, ging schnell. Mein Glückwunsch. Morgen nachmittag bist du hier!« Und als ich nicht gleich antwortete, weil ich einfach kein Wort herausbrachte, hörte ich ihn brüllen: »Du kommst! Das ist ein Befehl! Verstanden?«
    »Ja«, sagte ich.

    »Das ist nicht Wahnsinn, das ist etwas, das häufig geschieht in solchen Fällen. Nur eine Variante

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