Niemand ist eine Insel (German Edition)
heruntergerissen und sie auf der Treppe genommen. Ihre Brustwarzen stachen durch den dünnen Stoff. Ich trat auf sie zu. Ich preßte sie an mich. Ich packte ihre Brüste und rieb die Warzen. Sie stöhnte. Dann waren meine Lippen auf den ihren. Ich war von Sinnen. Wenn jemand kam, wenn uns jemand sah – egal, egal!
»Ich komme heute abend«, sagte ich und konnte vor Erregung kaum sprechen. »Um neun.«
»Ja«, sagte Carmen. »Ja.«
Sie riß sich los und lief die Treppe hinauf. Ich sah ihre Beine, ihre Schenkel, ihren Hintern, ich hätte um ein Haar – na ja.
Es dauerte eine Weile, bis ich wieder normal atmen und mich bewegen konnte. Ich ging in die Kantine. An einem Tisch, nahe der Theke, saß Dr. Lester Collins. Er trug weiße Schuhe, weiße Socken, einen eleganten Anzug aus feinem weißem Stoff, ein blauweiß gestreiftes Hemd, eine blaue Krawatte, und ein Seidentüchlein im gleichen Blau hing aus der Brusttasche seiner Jacke.
»Hey, Lester«, sagte ich.
Er sah mich indigniert an.
»Guten Tag, Mister Kaven.«
»Was trinken Sie da?«
»Gin-Tonic.«
Ich winkte dem Kellner hinter der Theke und bestellte auch einen Gin-Tonic.
»Gratuliere, Lester«, sagte ich. Ich war zugleich verrückt nach dieser Carmen und wütend auf diesen Arzt, und das ist eine gefährliche Mischung. »Sie haben Sylvia ja prima hingekriegt.«
»Mein lieber junger Freund«, sagte Dr. Collins und schlug ein Bein über das andere, wobei er vorher das schöne Hosenbein hochzog, »ich möchte Sie doch dringend bitten, mich nicht mit dem Vornamen anzureden und nicht unverschämt zu werden. Andernfalls ich mich bei Mister Gintzburger über Sie beschweren werde. Daß Sylvia sich in einem so hervorragenden Zustand befindet …«
»Sie sagen Sylvia, Sylvia nennt Sie Lester, was ist das für eine Geschichte?«
»Das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt. Sylvia hat absolutes Vertrauen zu mir. Daß sie sich in einem so hervorragenden Zustand befindet, hat sie allein …«
»Hervorragender Zustand! Kann ihren Text nicht behalten, vergißt alles, braucht Neger!« Wir redeten englisch. Der Kellner kam und brachte meinen Gin-Tonic. Ich trank ihn vor Wut in einem Zug aus.
»Junger Freund …« – noch hochmütiger – »… seien Sie ganz ohne Sorge. Sie als Laie können das nicht beurteilen. Mit den Narko-Analysen und dem Paronthil ist es mir gelungen, die erste Stufe mit Sylvia zu erklimmen: allgemeine Beruhigung. Diese allgemeine Beruhigung sieht für … nun ja, eben Laien wie Sie, so aus, als wäre Sylvia geistig nicht mehr ganz auf ihrer alten Höhe.«
»Das stimmt.«
»Sie lassen mich ausreden, ja, Mister Kaven? Danke. Der Fachmann weiß jedoch, daß dem nicht so ist, sondern daß er damit erst die Basis geschaffen hat für die Aufdeckung des in das Unbewußte Verdrängten. Für das Erkennen der Komplexe.« Er nippte an seinem Glas und wippte mit seinem schönen weißen Schuh.
»Komplexe, ei weh!« sagte ich.
Er tat, als habe er das gar nicht gehört, sondern fuhr fort: »Im wesentlichen handelt es sich bei Sylvia um eine Regression in eine frühe Entwicklungsstufe, aus der eine neue Persönlichkeit geformt werden kann. Das nun ist meine Aufgabe, Mister Kaven, wenn ich an die Analyse gehe.«
»Einen Dreck werden Sie tun«, sagte ich. »Hauen Sie bloß ab. Ich habe genug von Ihnen!«
Er zupfte an dem seidenen Tüchlein. »Mister Kaven, es ist der ausdrückliche Wunsch meines alten Freundes Joe, daß ich die Behandlung fortsetze– er hat meine Erfolge oft genug erlebt. Sie sind jedenfalls für die nächste Zeit wesentlich entbehrlicher als ich. Ich würde dringend vorschlagen, daß Sie abhauen. Gleich.« Schluck, Zupfen, Schuhwippen. »Ich weigere mich, mit einem Primitivling wie Ihnen an einem Tisch zu sitzen.«
»Dann gehen Sie doch weg!«
»Ich würde nur zum Telefon gehen, Joe anrufen und ihm Ihre unqualifizierbaren Unverschämtheiten mitteilen. Ich denke, Joe würde dann gleichfalls empfehlen, daß Sie verschwinden.«
Ich starrte ihn an.
»Gehen Sie, Mister Kaven. Sie müssen schließlich auch an Ihre Zukunft denken.«
Ich stand auf und ballte eine Faust.
»Das wäre Ihr Ende, Mister Kaven, glauben Sie mir. Wenn Sie mich auch nur aus Versehen berührten.«
Also ging ich weg und rief Joe in Hollywood an und beschwerte mich. Und Joe sagte, dieser Lester sei ein Genie, nur er könne Sylvia dazu bringen, den Film durchzuhalten, ich käme da erst in zweiter Linie – für den Moment. Ich solle vernünftig
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