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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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sein und mich bei Collins entschuldigen. Schließlich seien doch alle eine einzige große glückliche Familie, nicht wahr?
    »Und wenn ich daran denke, daß ich über Babs auspacken könnte?«
    »Das würde Ihnen niemand glauben, Phil.« Oh, diese sanfte Stimme! »Babs ist bei bester Gesundheit. In einem Internat in den Staaten. Bei Bedarfsfall können wir das Internat nennen und den Reportern Babs vorführen.«
    »Was … was können Sie? Babs ist in Heroldsheid!«
    »Das ist nicht Sylvias Babs, Phil. Das ist Ihre Babs. Sylvias Babs ist völlig gesund, ich sagte es schon, ich werde es jedem sagen, wenn es nötig ist– und den Nachweis erbringen.«
    »Das ist doch unmöglich!«
    »Haben Sie eine Ahnung, was alles möglich ist. Denken Sie, wir hätten geschlafen? Wir haben eine absolut intakte Babs zu präsentieren – jederzeit. Mit Zeugen und allem. Dann werden Sie übel dastehen. Sehr übel, Phil.«
    »Was haben Sie getan?«
    »Das geht Sie nichts an. Sie dürfen uns nicht für Narren halten, Phil. Und jetzt gehen Sie zu meinem Freund Lesfer und entschuldigen sich.« Er hängte ein.
    Ich war davon überzeugt, daß er nicht bluffte. Da war etwas geschehen, was ich nicht wußte. Ich sollte es auch noch lange nicht wissen – bis es dann zur Katastrophe kam. Dann gab es tatsächlich eine völlig gesunde, fröhliche Babs in einem Internat in den Staaten, so verrückt sich das liest.
    Also ging ich in die Kantine und sagte Lester, der jetzt Pfeife rauchte, daß mir alles sehr leid tue und daß ich mich entschuldigte. Er nickte verzeihend und sah an mir vorbei. Er sagte kein Wort.

26
    D u bist einfach zu erregt, glaub mir, Phil. Das ist eine bekannte Geschichte. Mein Gott,,wenn ich dich anschaue … Ein Mann wie du! Aber eben die Nerven … die Nerven … Entspanne dich, bitte, Liebling. Sei ganz entspannt, dann wirst du sehen, wie es geht.«
    »Ich habe mich schon dreimal entspannt, und es ist dreimal nicht gegangen. Tut mir leid, Carmen.«
    »Leid! Sag das nie wieder! Komm, ich werde …«
    »Nein, das will ich nicht! Außerdem würde auch das nicht gehen.«
    Da war es etwa 22 Uhr 30 an diesem Abend, und ich lag schweißüberströmt und völlig nackt auf Carmen Cruzeiros breitem Bett in ihrem Appartement 12 im Hotel CERVANTES an der Plaza de las Descalzares Reales.
    Nur eine rotbeschirmte Lampe brannte. Richtige Puffbeleuchtung. Carmen, nackt wie ich, kauerte neben mir und versuchte tapfer zu lächeln und mich zu streicheln.
    »Du sollst das lassen!«
    »Ich wollte dir doch nur helfen …« Sie zog die Beine an den Leib. Sie war wirklich bekümmert. An der Wand gegenüber dem Bett hing ein billiger Druck des berühmten Gemäldes von Velásquez: Die Hofdamen mit der Infantin Margherita.
    »Ich schwöre dir, Carmen, so etwas ist mir noch nie passiert … Heute im Atelier, da hätte ich dich fast vergewaltigt, so wild war ich. So wild bin ich! Ich habe seit … seit Monaten mit keiner Frau …«
    »Das ist es ja.« Sie hatte eine Zigarette angezündet und rauchte. »Entwöhnung, Nerven, so viel Arbeit. Du bist ein Stier, du bist ein irrsinniger Mann, das habe ich sofort gesehen, das weiß ich einfach …«
    »Blödsinn. Impotent bin ich. Bißchen früh.«
    »Hör doch endlich damit auf!« In dieser Nacht musizierten junge Leute auf der Straße vor dem Hotel und machten Krach. »Du und impotent! Madonna! Ich habe noch nie einen solchen …« – sie sagte es – »… gesehen. Armer Liebling. Süßer Liebling. Ich will dir doch helfen … Laß mich doch …«
    »Nein.«
    »Bitte! Ich … ich fühle mich so schuldig.«
    »Jetzt fang du nicht auch noch an, ja?«
    Sie war ein netter Kerl, Carmen, wirklich. Sie redete von allem möglichen und brachte etwas zu trinken, und dann brachte sie einen Massagestab und andere Dinge und gab eine kleine Vorstellung, um mir zu helfen. Aber sie half mir nicht. Nichts half. Ich kam mir unerträglich lächerlich vor. Ich hielt es nicht mehr aus und ging ins Bad und zog mich dann an. Als ich ins Schlafzimmer zurückkam, saß Carmen, den Massagestab noch in der Hand, auf dem Bett und weinte. Das war einfach zuviel. Ich küßte ihr Haar und sagte nette Dinge, aber sie schluchzte immer weiter und würgte hervor, daß sie sich so schäme, weil sie versagt habe. Sie!
    Im Vorzimmer dachte ich, daß es mir schon besser ging. Es geht mir besser. Immer besser wird es mir gehen. Bald habe ich alles vergessen, es ist eine Lappalie, die jedem passieren kann, nicht wahr, und es sind

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