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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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daß Sie liebenswürdig sind und deshalb geliebt werden. Dafür, daß Sie eine so gute Erziehung erhalten haben, während seine Universitäten die Bordelle und Kneipen am Fluß gewesen sind. Dafür, daß Sie ein Gentleman sind – etwas, das er niemals sein wird, mit noch soviel Geld nicht. Und dafür, daß alle Menschen Sie wirklich gern mögen, und dafür, daß Sie alle Menschen wirklich gern mögen.«
    Und ich dachte, daß mich in Wahrheit noch nie ein Mensch wirklich gern gemocht hatte (auch Sylvia nicht, das war etwas ganz anderes) und daß auch ich eigentlich noch nie im Leben einen Menschen wirklich gemocht hatte.
    Wir schwiegen beide ziemlich lange, denn ich mußte erst verdauen, was Clarissa zuletzt gesagt hatte, insbesondere das über den Gentleman, und sie schien es auch erst verdauen zu müssen. Ich dachte: Liebt dich diese Clarissa etwa heimlich? Wenn sich das herausstellen sollte, muß ich Sylvia schleunigst dazu bringen, Clarissa zu entlassen. Nur keine Komplikationen!
    Der Kellner, der den Wein gebracht hatte, kam an den Tisch.
    »Verzeihung … Herr Kaven?«
    »Ja.«
    »Sie werden am Telefon verlangt. Wenn Sie mir folgen wollen, Herr Kaven.« Er ging voraus, und ich sah, daß er hinkte. Auch ein Beruf für einen Mann mit einem kaputten Bein, dachte ich. Der große blonde Deutsche stand auf und folgte uns. Der Telefonapparat stand in einer Nische auf dem Gang des Restaurants, der Hörer lag daneben, auf einem Tischchen. Der Kellner hinkte fort. Der blonde Deutsche stand da.
    »Hauen Sie ab«, sagte ich. »Los, hauen Sie ab, oder es gibt was in die Zähne.«
    Das schien ihm zu imponieren. Er verschwand. Ich nahm den Hörer.
    »Ja?«
    »Herr Kaven, hier ist Buerli.«
    »Guten Tag, Herr Buerli.« Der Leiter der Schweizer Verleih-Niederlassung von SEVEN STARS. Ein freundlicher, besonnener Mann. »Der Privatjet von Frau Moran ist vor zehn Minuten in Kloten gestartet.«
    »Danke, Herr Buerli.«
    »Auf Wiederluage, Herr Kaven.«
    Ich ging zurück in die ›Beiz‹. Der Deutsche saß da und sah mich erbittert an. Ich sagte zu ihm: »Wir fahren jetzt nach Kloten, zum Flughafen, Miss Clarissa und ich. Um zweiundzwanzig Uhr dreißig fliegen wir mit einer Maschine der AIR FRANCE nach Paris. Wenn Sie mitkommen wollen, sind Sie natürlich nicht mein Gast – aber bestimmt herzlichst willkommen an Bord.«

15
    E r flog nicht mit.
    Kein Reporter flog mit. Ich hatte auch keinen in der großen Halle des Flughafens gesehen. Sie hatten es natürlich nicht aufgegeben. Sie waren nur daraufgekommen, daß es so keinen Sinn hatte. Die Maschine startete pünktlich. Den Maserati und den Rolls von Sylvia würden Chauffeure des DOLDER nach Paris bringen und die Wagen dort in der großen Tiefgarage nahe Orly abstellen, so war es vereinbart worden. Sie hatten Doppelschlüssel. Die Wagenpapiere des Rolls, mit dem Bracken, Babs und Sylvia nach Kloten gefahren waren, unbemerkt, denn ich hatte ja die Aufmerksamkeit der Meute auf mich gezogen, lagen schon verschlossen im Handschuhfach. Vor dem Abflug hatte ich auch meine Wagenpapiere im Handschuhfach des Maserati verschlossen.
    Der Parkplatz vor dem Flughafen Kloten ist sehr groß, ich hatte Sylvias Rolls nicht gesehen. Daß ihr Privatjet – eine SUPER-ONE-ELEVEN mit vier Mann Besatzung, wir waren schon oft über den Atlantik geflogen in ihr – an diesem Nachmittag, aus Frankfurt kommend, in Zürich niedergegangen war, hatten die Reporter nicht bemerkt. Die Maschine war auf eine abgelegene Rollbahn gewiesen worden. Herr Buerli hatte Babs, Sylvia und Bracken dann abends in seinem Wagen das letzte Stück vom Parkplatz bis zur Gangway gebracht, so war es vereinbart gewesen, genauso wie sein Telefonanruf in dem Brückenrestaurant Würenlos, nachdem die SUPER-ONE-ELEVEN gestartet war. Unser aller Gepäck befand sich bereits mit einer anderen Maschine, als Luftfracht, unterwegs nach Paris, Expreß, Adresse: Philip Kaven c/o HÔTEL LE MONDE.
    Clarissa und ich hatten einen ruhigen Flug, fünfzig Minuten. Sie schlief ein bißchen, und dann war es schon soweit …
    »Meine Damen und Herren, in wenigen Minuten werden wir in Paris landen. Wir bitten Sie, das Rauchen einzustellen und sich anzuschnallen«, kam die Stimme der Stewardeß.
    Auch in Orly sahen Clarissa und ich keinen einzigen Reporter. Wie vereinbart, gingen wir so schnell wie möglich durch die Kontrollen. Beim bereits geschlossenen Schalter der IBERIA stand ein kräftiger Mann in einem blauen Flanellmantel. Es wurde kein Wort

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