Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
Vom Netzwerk:
Meine Sachen packen und einfach hier runter und mich rausschmeißen! Gibt noch die Polizei! Ich werde …«
    »Einen Dreck wirst du. Ich werde! Mit Adi reden. Und Adi wird dich vertrimmen, daß du eine Woche keinen Freier dranlassen kannst, Schneppe, elende!«
    Auf dem Gang und auf der Treppe sah Sondersen zwei seiner Männer – noch sehr jung.
    »Dieser Portier hat eine Schnauze …«,,sagte der eine und sah nach unten.
    »Nicht mehr lange«, sagte Sondersen. »Alle Personen verhört und überprüft?«
    »Ja, Herr Hauptkommissar. Jollow und Heilig sind schon abgefahren. Zwei von den Knaben haben sie mitgenommen. Standen auf der Liste.«
    »Koks?«
    »Heroin. Zwei kleine Dealer, arme Schweine. Selber süchtig.«
    Sonderson nickte abwesend und ging über die schmutzige, schmale Holztreppe hinab zum Eingang des Stundenhotels. Durch die Milchglasscheibe der Tür sah er die Silhouetten von zwei Polizisten.
    »Du gottverfluchter Louis!«
    »Ach, leck mich doch …«
    Sondersen trat in die Loge. Zwei Menschen sahen ihm entgegen – der Portier Josef Kunzinger, klein, hager, etwa Mitte fünfzig, mit eingeschlagener Nase, Säuferaugen, fast ohne Lippen, in ärmellosem Pullover, gestreiftem Hemd, ausgefranster Krawatte und ausgebeulten Hosen, und eine sehr junge Frau in schwarzen Stiefeln mit hohen Absätzen, das grellrote Lackmäntelchen ließ die halben Oberschenkel frei, ob sie überhaupt etwas darunter trägt? dachte Sondersen. Hübsches, vulgäres Gesicht, das blonde Haar hochtoupiert, eine rote Lacktasche hing vom linken Unterarm, den sie in die Hüfte gestemmt hatte. Sofort lächelte sie Sondersen an.
    »Herr Hauptkommissar! Schrecklich, schrecklich, was da passiert ist. Und die Moran! Ich bete sie an! Den KREIDEKREIS habe ich schon zweimal gesehen! Und geweint, so geweint … Gott, was für ein wunderbarer Film!« Übergangslos: »Muß ich mich beleidigen lassen von diesem Saustück, Herr Kommissar? Ich bin registriert, ich zahle Steuern, jeder auf der Sitte kennt mich als ehrliche Person. Oh! Krake, mein Name … Elfie Krake, Herr Hauptkommissar. So heiße ich. Ich schwöre, ich habe keine Schulden bei dem Sauhund! Nicht eine müde Mark!« Sie fuhr herum und schrie den Portier an: »Ich packe jetzt aus, ich sage alles, du gehst in’n Knast, du hast uns hier genug gepiesackt, du verdammtes Aas!«
    »Adi«, sagte Kunzinger, Hände in den Hosentaschen, »ich sage nur Adi. Du bist fällig …«
    Das Mädchen schrie auf, ließ die Lacktasche wirbeln und versuchte, sie Kunzinger auf den Kopf zu schlagen. Kunzinger trat ihr gelangweilt ein Knie in den Unterleib. Es mußte sehr weh getan haben, denn Elfie Krake wurde plötzlich weiß im Gesicht und fiel auf ein Sofa, dessen Überzug an vielen Stellen geplatzt war. Das Mädchen preßte eine Hand zwischen die Beine und stöhnte. Sondersen ging schnell auf den Portier zu. Der wich vor ihm zurück.
    »Sie greifen mich an«, sagte Kunzinger. »Das wird Ihnen leid tun, verflucht leid!«
    »Ruhig«, sagte der Hauptkommissar, »Kunzinger, seien Sie vorsichtig! Ganz ruhig jetzt, beide. Ich muß telefonieren.«
    Sondersen trat an den Wandapparat und wählte die Nummer des Gerichtsmedizinischen Instituts, verlangte Professor Prinner, dachte an ihn, während er wartete. Wie viele Jahre hatte er schon mit Hans Prinner gearbeitet! Ein guter Freund. Nur etwa 1,55 Meter groß, wohlgeformter Spitzbauch, dicker, kurzer Hals, wulstige Lippen, große Nase, vorstehende Augen und spärlicher Haarwuchs. Dazu hatte Prinner noch ein Hüftleiden mit einem verkürzten Fuß und eine mühselige Gangart. Er besaß besonders schön geformte Hände, besonders schöne, seelenvolle Augen, eine besonders schöne, warme Stimme. Kettenraucher. Auch bei Obduktionen ständig eine Zigarette im Mundwinkel, während er arbeitete und seine Befunde diktierte. War die Zigarette ihm wirklich einmal im Wege, dann klemmte er sie zwischen die Zehen der Leiche.
    »Prinner!«
    »Tag, Hans. Wollte nur fragen, wie weit du bist.«
    »Mensch, schon feste dabei. Mit Herrn Langenhorst. Der war vorher im Krankenhaus und hat die Hände von der Moran untersucht. Soll er dir aber selber erzählen. Jetzt sind hier ein Haufen Leute – ein Amtsgerichtsrat als Richter, eine Justizsekretärin, mein alter Kalwos, der Präparator, außerdem mit Genehmigung des Richters drei von deinen Jungs. Aufgemacht haben wir ihn schon.« Sondersen sah Prinner vor sich. Leichen waren seine große Schwäche. Nun trug er gewiß eine gewaltige

Weitere Kostenlose Bücher