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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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»Die Krake war dabei! Die war dabei, Herr Kommissar!«
    »Wann?«
    »Wie die Dame angerufen hat! Die Krake hat alles mitangehört! Die kann es beschwören, daß ich die Wahrheit sage.«
    Sondersen sah die Krake an.
    »Waren Sie wirklich dabei?«
    »Ja, Herr Hauptkommissar. Da haben wir doch gerade den Krach gehabt, weil ich dem Schwein gesagt habe, er bescheißt mich dauernd … Vorgestern war das.«
    Die Krake wird nicht für den Portier lügen, nie. Wenn sie sagt, sie war dabei, dann war sie dabei, dachte Sondersen. Eine Zeugin, der ich glauben kann …

55
    H ier … Hier, Herr Hauptkommissar …« Kunzinger fuhr mit dem Finger eine Zeile entlang. »Hier steht es … Samstag … Da hat diese Dame angerufen … Aber das habe ich doch schon Ihren Herren gezeigt …«
    »Den anderen Herren haben Sie nicht gesagt, daß Fräulein Krake bei dem Anruf anwesend war – oder?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Hat mich keiner gefragt.«
    »Schön. Also.«
    »Samstagnachmittag …Da steht es … Vera Klein … Das war sie …« Sondersen trat neben ihn und las das Gekrakel:
    ›6. Oktober 1973. 16 Uhr 20. Anruf Frau Vera Klein. Zimmer für 8. Oktober, ab 17 Uhr.‹
    »Das hat sie bestellt?«
    »Ja, Herr Hauptkommissar!« sagte die Krake. »Einmal lügt dieses Schwein nicht. Ich hab hier gestanden, wo ich jetzt stehe, und ich habe gehört, wie er mit der Dame telefoniert hat und ihre Worte wiederholt, alle.«
    »Woher wissen Sie, daß das Sylvia Moran war und keine andere Frau?«
    »Sie hat laut gesprochen. Ich habe ihre Stimme gehört. Wir haben nachher noch darüber geredet, der Kunzinger und ich … So eine feine Aussprache! Ich habe gesagt, die könnte vom Theater sein! Oder vom Film!«
    »Ja, das hat die Krake gesagt!«
    »Woher rief die Dame an?«
    »Weiß ich nicht. Vielleicht von auswärts.«
    »Vielleicht aus Berlin?«
    »Warum nicht aus Berlin?«
    »Woher hatte sie die Nummer dieses Hotels?«
    »Weiß ich doch nicht. Frage ich doch nicht!«
    »Kommt das oft vor?«
    »Was?«
    »Daß eine Frau ein Zimmer reserviert bei Ihnen … telefonisch?«
    »Ach, Herr Hauptkommissar, wenn Sie wüßten, wer hier alles anruft und Zimmer bestellt … Niemals würde ich was sagen … Aber Sie würden staunen, ach ja, staunen, was das manchmal für feine Damen sind!«
    »Das sind diese verfluchten Wilden, die uns das Geschäft versauen!« rief die Krake voll Erbitterung. Und erschrak. »Natürlich nicht Sylvia Moran. Die habe ich nicht gemeint. Wirklich nicht …«
    »Weiter. Also Mrs. Moran … also die Frau hat am Samstag bestellt und ist heute knapp vor fünf gekommen. Angeblich.«
    »Nicht angeblich! Wirklich! Um fünf muß ich doch immer meine Medizin nehmen – die Lunge. Ich will sie gerade nehmen, da steht sie schon da. Regenmantel, Umhängetasche, Kopftuch, dunkle Brille. War mir klar: Was ganz Besonderes.«
    »Wieso?«
    »Wegen der Aufmachung. Nach der Erscheinung, nach der Stimme hätte ein Mercedes dazugehört, ein Chauffeur – ja, aber doch nicht hier! Doch nicht im WEISSEN RAD! Gerade eine ganz große Dame muß hier so ankommen – verkleidet, wenn Sie mich recht verstehen.«
    »Weiter.«
    »Sie sagt, sie heißt Vera Klein, und ich gebe ihr den Schlüssel von neununddreißig. Will sie raufführen. Aber das hat sie abgelehnt.«
    »Woher wußten Sie, daß das die Dame war, die angerufen hatte?«
    »Hat doch ihren Namen genannt – Vera Klein.«
    »Das hätte jede tun können. Außerdem war es ein falscher Name.«
    »Daß das nicht der richtige Name sein wird, habe ich schon zu der Krake gesagt, als sie ihn am Samstag zum ersten Mal nannte – was Elfie?«
    »Ja, hast du gesagt.«
    »Weiter.«
    »Na, sie geht rauf. Vorher sagt sie noch, ein Herr wird kommen und nach ihr fragen. Herr Rand. Werner Rand. Sie beschreibt ihn. Genauso, wie er dann ausgeschaut hat, als er gekommen ist.«
    »Wann war das?«
    »Eine Viertelstunde später vielleicht. Höchstens. Hatte gerade meine Medizin genommen. Ein Ami, sage ich Ihnen, Herr Hauptkommissar! Dabei bleibe ich!«
    »Woher wissen Sie das so genau?«
    »Ich habe nach dem Krieg, nach der Gefangenschaft, als Barkeeper gearbeitet. In Garmisch. Bei den Amis. Ich erkenne einen Ami sofort, und wenn er sich noch so verstellt.«
    »Also ein Ami. Und?«
    »Und der alte Kacker – verzeihen Sie, Herr Hauptkommissar, verzeihen Sie –, und der arme Mann fragt: Ist Frau Klein da? Und ich sage ja. Und er fragt, welches Zimmer, und ich sage ihm, welches, und will

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