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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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wissen, daß Mrs. Moran in Nürnberg ist?«
    »Diese Garderobiere hat mich angerufen … Sie hat lange mit sich gekämpft, ob sie es mir sagen soll …«
    »Sehr lange. Ja. Wann hat sie angerufen?«
    »Heute abend, so gegen sechs …«
    »Sie wußten aber doch, das hat diese Garderobiere Ihnen da doch wohl gesagt, daß Mrs. Moran eine Verabredung um fünf hatte.«
    »Ja … ja … gewiß … Herr Sondersen, ich wollte zu ihr … retten, wenn noch etwas zu retten war … ihr beistehen … Ich mußte doch … Ich bin mit ihrer SUPER-ONE-ELEVEN geflogen.«
    »Haben Sie jemandem von der ganzen Sache in Berlin erzählt?«
    »Natürlich niemandem.«
    »Und Sie sind nicht hierher gekommen, um sich ein Alibi zu verschaffen?«
    »Alibi?«
    »Es könnte doch sein, daß Sie die Tat gemeinsam mit Mrs. Moran geplant haben – immerhin, die Pistole ist von Ihnen besorgt worden … Und nun stellen Sie alles so dar, als ob Sie ihr entsetzt nachgeflogen sind – nachdem Sie sie zur Tat bewogen haben.«
    »Herr Sondersen!«
    Ich trat zurück. Ich stand neben diesem Mädchen mit dem roten Lackmantel. Sie sagte atemlos, indem sie mir einen Kugelschreiber und ein Notizbuch hinhielt: »Ein Autogramm, bitte, Herr Kaven. Bitte!«
    Ich sah zögernd zu Sondersen.
    »Geben Sie ihr ein Autogramm«, sagte der. Ich schmierte meinen Namen in das Buch. Das Mädchen dankte. »Und nun – es tut mir aufrichtig leid, Herr Kaven – muß ich Sie bitten, mir ins Präsidium zu folgen.«
    Ich nickte nur noch. Ich sagte nichts mehr. Ich ging ohne Widerstand mit Sondersen, als die Funkstreife eingetroffen war, die er gerufen hatte. Wir fuhren durch die Stadt zum Präsidium. Ich sah große Plakate. Im Licht der Straßenlampen, das den Regen silbern aufleuchten ließ, konnte ich lesen, was auf den Plakaten stand:
    SYLVIA MORAN, DIE GRÖSSTE SCHAUSPIELERIN UNSERER ZEIT
    IM GRÖSSTEN FILM UNSERER ZEIT:
    DER KREIDEKREIS

56
    W as geschieht jetzt mit Babs?«
    »Ich kümmere mich darum. Ich kümmere mich um alles, Phil.«
    »Ich kann da nicht mehr hinaus! Ich muß jetzt in Nürnberg bleiben! Im FRÄNKISCHEN HOF. Gebe Gott, daß mich niemand aus dem BRISTOL oder sonst wer erkennt«, sagte ich.
    »Es geht schon alles gut«, sagte Ruth.
    »Es geht nichts gut! Schau dir doch Nürnberg jetzt schon an – zwei Tage nach der Tat! Ein Jahrmarkt! Ein Rummelplatz! Reporter, Fotografen, Fernsehteams aus der ganzen Welt! Ich habe noch ein winzig kleines Zimmer im FRÄNKISCHEN HOF bekommen – das letzte. Die Stadt platzt, Ruth, sie platzt! Ein Irrenhaus ist das! Billy Wilders ›Reporter des Satans‹ war ein Dreck dagegen! Und es wird immer schlimmer, immer schlimmer! Auch wir dürfen uns nur noch heimlich treffen! Nie mehr in deiner Klinik! Nie mehr in Heroldsheid! Großer Gott, Heroldsheid! Wenn da jemand auf den Gedanken kommt, daß Babs …«
    »Kommt keiner, beruhige dich, Phil, bitte.«
    »Aber Babs ist jetzt allein! Und sie wird es bleiben! Lange! Sie wird es nicht aushalten so lange ohne mich!«
    »Frau Grosser ist sofort für dich eingesprungen. Allgemein heißt es, die Schule hat dich nach Amerika geschickt – für viele Wochen. Große Spendenaktion.«
    »Aber dann halte ich es nicht aus ohne Babs!«
    Ruth stand auf, kam zu mir, setzte sich neben mich auf die Couch und küßte mich.
    »Du – der sie immer gehaßt, der du sie verabscheut hast, der du sie einmal umbringen wolltest!«
    »Ach …«
    Sie strich mit einem Finger über meine Lippen.
    »Ich weiß«, sagte sie, »ich weiß. Das war in einem anderen Land – so heißt das doch bei Hemingway, nicht?«
    Ich nickte.
    Zum ersten Mal, seit ich sie kannte, war ich in Ruths Wohnung. Wir mußten jetzt vorsichtig sein, so viele Dinge bedenken, so vielen Gefahren aus dem Weg gehen – was für ein Leben!
    Nobody knows the trouble I see, nobody knows but Jesus …
    Plötzlich fiel mir diese Zeile aus dem Neger-Spiritual wieder ein, das ich gehört hatte in jener Nacht, da ich Ruth von unserem ersten Abendessen heimgebracht hatte.
    Nein, niemand kenntclas Leid, das ich seh, niemand kennt es, nur Jesus …
    Aus Berlin waren Joe Gintzburger, Julio da Cava (er drehte auch MISSION TO BERLIN als Regisseur mit Sylvia, hätte den Film drehen sollen, denn Sylvia saß ja nun in Untersuchungshaft, ein Prozeß gegen sie wurde vorbereitet), Rod Bracken (in Sylvias Rolls-Royce, er brachte meine Anzüge, Wäsche und Koffer mit), Katie und Joe Patterson, Bob Cummings von SYRAN-PRODUCTIONS und andere nach

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