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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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SPORTING CLUB, von seinem Dach her, vom Dach des HÔTEL DE PARIS, mit Nachtferngläsern verfolgten, unablässig im Sprechfunkkontakt mit ihren Kollegen, und allesamt in ständigem Kontakt mit dem Mann, der für die Sicherheit und den ungestörten Ablauf dieser Gala zu sorgen hatte. Er stand auf dem Dach des SPORTING CLUB: Alexandre Drouant.
    Für Drouant waren derartige Riesenveranstaltungen stets mit unendlicher Arbeit, Planung und Anspannung verbunden. Es ging nicht allein darum, genial geplante Gangster-Überfälle zu verhindern, es ging noch viel mehr darum, es unmöglich zu machen, daß ein politischer oder religiöser Fanatiker, ein Irrer, beispielsweise den sowjetischen Staatspräsidenten, den Stellvertreter des amerikanischen Präsidenten, den israelischen Außenminister angriff mit Dolch, Handgranate, Pistole oder – Alptraum Drouants! – mit einem Spezialgewehr, das ein aufgesetztes Zielfernrohr für infrarotes Licht besaß, mit dem man also in der Nacht wie am Tage sehen und schießen konnte.
    Auch alle Männer und Frauen, die es nicht wußten, nicht ahnten, wurden bewacht. Auf sehr vielen Dächern anderer Häuser, in gemieteten, hochgelegenen Appartements der Wolkenkratzer ringsum, standen reglos die Männer aus Drouants Brigade. Selbst die Wasserpolizei war eingesetzt. Ihre Schnellboote lagen vor dem Hafen mit seinen Jachten, bis hinab nach Cap Martin lagen sie, Lichter gelöscht, mit laufenden Motoren, untereinander und mit Drouant in Funksprechverbindung. Noch niemals hatte es den kleinsten Zwischenfall gegeben, aber es durfte auch in Zukunft niemals den kleinsten Zwischenfall geben, das war die Sache. Niemals!
    Der Kommissar Alexandre Drouant, verheiratet, fünf Kinder, sah zu den Versammelten hinab, sah die riesige Leinwand, die an einer Stelle aufgezogen worden war, wo jeder Gast sie mühelos erblicken konnte. Auf diese Leinwand projizierte TMC Sylvia Morans Bild, wie es Millionen im gleichen Augenblick auf ihren Fernsehschirmen sahen – nur gigantisch vergrößert. Die Stimme Sylvias kam aus Lautsprechern hinter der Leinwand. Der Kommissar Drouant, auf dem Dach des SPORTING CLUB, sein Walkie-talkie in der Hand, sah und hörte Sylvia, sah die kleine Babs, dachte an seine fünf Kinder …
    »… nun, und auf ihre indirekte, stille oder stumme Weise«, ertönte Sylvias Stimme hier, wo mehr als zwölfhundert Menschen zu der Leinwand wie gebannt emporsahen, »stellen diese Kinder die Frage an uns alle: Wie steht ihr zu uns in eurer Welt? …«

    Im Hause 16, Boulevard Princesse Charlotte, waren überall in den Gängen und im Entree des Mini-Senders Fernsehgeräte aufgestellt worden. Reinemachefrauen, Sekretärinnen, Portiers standen vor ihnen, sahen und hörten Sylvia …
    »… In eurer so tüchtigen Welt«, sagte Sylvia Moran. »In euren vielen Welten! In euren vielen Gesellschaftsordnungen, die ihr geschaffen habt oder die ihr abschaffen wollt, um Freiheit und Brüderlichkeit zu erreichen, um Frieden, Wohlstand und Sicherheit zu erreichen, um die Gleichberechtigung aller zu erreichen mit dem Ziel eines Lebens, das Glück für alle bringt …«
    »Na, wie geht das, Lover-boy?« fragte Rod Bracken mich leise in der heißen Regiekabine. Er sah jetzt aus wie ein Arsch mit Glorienschein.
    »Fein geht das, du alte Topsau«, sagte ich.
    »Sag das nicht noch mal!«
    »Und du sag nicht noch mal, nicht ein einziges Mal noch Lover-boy, sonst kriegst du eine geklebt.« Geflüstert und englisch dieser ganze herzerfrischende Dialog natürlich.
    Neidvoll und haßvoll sagte ich abschließend: »Großartig geht das, Drecksack.«
    Sylvia sagte gerade: »… mit so unendlich vielen Zielen und Zwecken. An so vieles denken wir, so vieles ersehnen wir, nicht darüber will oder kann ich urteilen, doch eines weiß ich: In einem Punkt sind die Massen überall auf der Welt – die Massen , sage ich, meine lieben Freunde, nicht die Einzelnen – sich einig: Wer ihnen nicht nützlich ist, ist nicht vollwertiges Glied der Gesellschaft – ist es in keiner Gesellschaft …«
    An einem der Tische im SPORTING CLUB begann die Frau eines Diplomaten hemmungslos zu weinen. Ihr Mann versuchte, sie zu beruhigen. Wenige der Anwesenden wußten, daß diese Frau zwei Kinder hatte – eine völlig gesunde Tochter und einen geistig schwer behinderten Sohn.

    »Kommt Eins!« sagte der Regisseur an seinem Pult. Das Hemd hatte er jetzt ausgezogen. Ich hätte es ihm gern gleichgetan. Das Rotlicht auf Kamera I begann zu

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