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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Zeigefinger.
    »Jetzt Drei«, sagte der Regisseur, der Michel hieß.
    Kamera III nahm Sylvia und Babs in einem Two-shot seitlich von rechts auf.
    »… aber«, sagte Sylvia und auf drei von sechs Monitorschirmen sah ich sie und Babs nun, in den drei verschiedenen Einstellungen, von denen die dritte ausgestrahlt wurde, »neben diesen so lauten aktivistischen Menschen gibt es auch stille, sehr stille, stumme …«
    Der Mann, der hinter Kamera III stand, war mit dem rollbaren Stativ vorgegangen und der SENDUNG anzeigende Monitorschirm brachte nun, immer größer werdend, Sylvias bewegtes, schönes Gesicht, und dieses Bild sahen in diesem Moment – oder mit einem Zeitunterschied von Stunden – mindestens 700 Millionen Menschen auf allen Kontinenten …
    »… Mit jenen so stillen, so stummen Fragestellern meine ich die Hilflosesten, die Ärmsten, die am geringsten Geachteten in dieser unserer Menschenwelt – jene, die man am liebsten übersehen möchte und übersieht und wegdenkt – die geistig behinderten Kinder …«

    SPORTING CLUB, MONTE-CARLO.
    Die Gala der Eintausendzweihundert fand an diesem Sommerabend im Freien statt. Eintausendzweihundert der mächtigsten, genialsten, schöpferischsten, reichsten und sich um Seelen und Körper der Menschen und um die Zukunft der Schöpfung Gedanken machenden Männer und Frauen, Berühmtheiten aus allen Teilen der Erde, saßen hier, die Frauen in elegantesten und teuersten Roben, mit kostbarstem Schmuck behangen, die Männer im Smoking mit weißer oder schwarzer Jacke, in Uniform, in geistlichem Gewand: Oberhäupter von Staaten aus Ost und West, Würdenträger von Kirchen der verschiedensten Konfessionen, Könige, Angehörige alter, berühmter Adelsgeschlechter, griechische Reeder, amerikanische Bankiers, Erben gigantischer Vermögen, hohe Offiziere, Präsidenten von Luftfahrtgesellschaften, Hotelketten und Autofabriken, Botschafter, Nobelpreisträger, Bildhauer, Regisseure, Ärzte, Schriftsteller, Verleger, Zeitungsmagnaten, Architekten, Schauspieler, Geigenvirtuosen, deren Namen jeder kannte, der Oberbefehlshaber der Sechsten Amerikanischen Flotte (Mittelmeer), ein Admiral der Dritten Sowjetischen Eskadra. (Mittelmeer), eine Kaiserin, Prinzessinnen, Bühnenstars, Sängerinnen – eintausendzweihundert Menschen.
    Hier saßen sie (alles, was ich nun und des weiteren über die Vorgänge im SPORTING CLUB berichte, mein Herr Richter, hat mir später der Kommissar Drouant erzählt, darum weiß ich es), hier saßen sie, unter einem Himmel voller Sterne, unter Palmen, umgeben von exotischen Pflanzen und Sträuchern, deren Blüten betäubend dufteten, hier saßen sie an langen Tischen mit Damastdecken, edelstes Porzellan, edelste Gläser, edelstes Silber vor sich – noch wurde nicht serviert. Kompanien von Kellnern standen bereit, ihre weißen Jacken leuchteten.
    Drei Aufnahmewagen von TÉLÉ MONTE-CARLO parkten an sorgfältig ausgesuchten Positionen, auf ihren Dächern standen Männer hinter großen Kameras – auch die Gala sollte in alle Welt gesendet werden, später. An einem Tisch mitten unter allen anderen Tischen saßen Fürstin und Fürst von Monaco mit ihrer Tochter Caroline und ihrem Sohn Albert, dem Thronfolger. Ernst war Gracia Patricias klassisch schönes, klar geschnittenes, ewig junges Gesicht …
    Was hier allein an Schmuck zu sehen war, hatte einen Wert von unzähligen Millionen Dollar. Nicht nur dieses Schmuckes wegen, sondern auch zum Schutz jener berühmtesten und mächtigsten Männer der Welt waren umfangreichste Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Zahlreiche Anwesende wurden von ihren ständigen Leibwächtern begleitet, doch neben den vielen offiziellen oder privaten Detektiven gab es auch monegassischen Polizeischutz: Männer, still und aufmerksam, im Smoking, sah man, wenn man sich die Mühe machte, rauchend, sinnend, nachdenklich, wie es schien, strategisch verteilt, wenn man sehr genau hinsah, im ganzen SPORTING CLUB. Und mancher Kellner war in Wahrheit gar keiner. Niemand bemerkte die Waffen, die alle diese Detektive, Kriminalbeamten und falschen Kellner trugen. überhaupt nicht zu erkennen waren die ebenso schwerbewaffneten Männer im Smoking, die, hinter Gebüsch und Palmen verborgen, einen undurchdringlichen Kordon um das ganze Gelände gezogen hatten, Funksprechgeräte in der Hand.
    Versteckt waren die gleichfalls mit Walkie-talkies und mit Maschinenpistolen ausgerüsteten Smokingträger, die das Ereignis aus den Fenstern des

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