Niemand ist eine Insel (German Edition)
keuchend und mit bebenden Körpern nebeneinander sanken, erst nach einer Weile fähig, Whisky zu trinken (beide aus einem Glas), das Licht hier war regulierbar, wir hatten es ziemlich hell belassen, denn wir wollten beide sehen, wie der andere aussah, es regte uns auf.
Wir waren, als ich an jenem Donnerstag, dem 25. November 1971, gegen 21 Uhr 30 endlich zu ihr kam (Sylvia war plötzlich, gegen 20 Uhr, eingeschlafen und nicht mehr erwacht, ich hatte gehen können. Gute Nacht, liebe Schwester Hélène!), wortlos übereinander hergefallen. Suzy Sylvestre, vierundzwanzigjährig, blond, mit langen Beinen, festen, großen Brüsten, blauen Augen und dem schönsten Hintern, den ich je gesehen hatte und dem ich darum stets meine ganz besondere Aufmerksamkeit widmete (was Suzy völlig verrückt machte: »Ich habe geglaubt, ich kenne schon alles, aber das, das hat noch kein Mann mit mir gemacht!«), meine kleine Suzy mußte wegen ihres noch viel kleineren Verlobten achtgeben, Sie erinnern sich, mein Herr Richter, dieses gräflichen Erben großer Textilfabriken, Ländereien, Schlösser etc. in Roubaix. François hieß er. François Graf von ich weiß nicht mehr was. Und Freude hatte Suzy nicht mit ihm, nach allem, was sie mir erzählte …
»Drei Monate hast du jetzt Zeit, chéri?« fragte Suzy.
»Drei Monate, ja. Ab und zu muß ich weg. Aber nur kurz.«
»Die werden uns zuletzt ins Krankenhaus bringen müssen, alle beide«, sagte Suzy. Sie hatte dunkelrote, fast schwarz lackierte Nägel an Fingern und Zehen. Ich fand das scheußlich, ihr gefiel’s, es war gerade Mode. Na, wenn schon. Ich kam ja nicht wegen der Nägel. »Krankenhaus wegen absoluter Erschöpfung. Du bist vielleicht ein Kerl, so was habe ich noch nie gehabt.«
Hatten andere Damen auch schon gesagt. Frauen sind arme Luder. Wer immer sie geschaffen hat, große Mühe hat er sich nicht gegeben! Alles fällt ihnen so schwer, ist so kompliziert. Erwischen sie dann einen wie mich, bei dem es klappt, sind sie ganz weg. Bestes Beispiel: Sylvia.
»Chéri, könnten wir glücklich leben miteinander!« sagte Suzy.
»Wovon?« fragte ich. »Gib mir noch einen Schluck.«
»Mit Eis?«
»Bitte.«
Sie machte den Drink, und ich trank.
»Sag nicht wovon! Ich habe den Kosmetiksalon. Ich verdiene genug. Für uns beide. Ich schmeiße François hinaus und …«
Das wurde gefährlich.
»So etwas läßt du schön bleiben«, sagte ich. »Das schlag dir aus dem Kopf, aber sofort! Du weißt, ich bin nichts, ich habe nichts, nicht einmal Blumen konnte ich dir heute mitbringen. Die kriegst du morgen. Aber keine Schlösser, keine Fabriken, keine Millionen. Und Gräfin wirst du auch noch! Ich bin nur ein Playboy, der sich aushalten läßt.«
»Sprich nicht so! Ich hasse das Wort! Und ich hasse diese Moran!«
»Mir gefällt der Zustand auch nicht«, sagte ich. »Aber was soll ich machen. Wenn die Moran mich rausschmeißt, sitze ich in der Kacke.«
»Nie! Ich habe immer genug für uns beide!« rief sie.
»Ich nehme nichts von dir, Suzy. Wir sind einander so ähnlich. Wir verstehen einander so gut … in dieser Sache. Niemals könnte ich von dir Geld nehmen.«
Das beeindruckte sie kolossal. Und dabei war sie so intelligent.
»Und Sylvia – da kannst du Geld nehmen, da kannst du dich aushalten lassen?«
»Ja.«
»Warum?«
»Weil das mit Sylvia ganz anders ist als bei dir.« (Wie oft hatte ich das schon gesagt.) »Geistig und erotisch – ganz anders.«
»Wirklich? Ehrenwort?«
»Ehrenwort. Wirklich.«
»Aber du … du besorgst es ihr doch auch!«
»Klar«, sagte ich. »Natürlich«, sagte ich. »Glaubst du, ich säße sonst so schön im Warmen? Natürlich muß ich was leisten dafür. Sylvia schenkt auch keiner was.«
»Ich hasse diese Sylvia«, sagte Suzy.
»Hast du schon einmal gesagt.«
»Aber die süßen Sachen, die ganz süßen Sachen … das … du weißt schon … das machst du nie mit ihr!«
»Nie!« log ich. »Nur bei dir!«
»Hast es auch sonst noch bei keiner Frau getan?«
»Bei keiner.«
»Schwöre!«
»Ich schwöre«, log ich und hielt ihn mit einer Hand fest. Komisch, daß sie mich das alle fragten, meine süßen Kleinen. Natürlich auch Sylvia. Schien sie zu faszinieren. Und jeder schwor ich, daß ich’s nur bei ihr tat. Arme Luder, die Frauen.
Suzy lachte.
»Was ist so komisch?«
»Ich habe gedacht, daß ich Gräfin werde. Und Millionärin! Und daß wir François natürlich immer sofort betrügen werden, wenn wir einander
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