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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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einem Kleenex-Tuch trocken.
    Prompte Wirkung.
    Jetzt flüsterte sie: »Krepieren lassen! Das ist human! So schnell es geht! Gott weiß, daß ich die Nazis hasse, aber wenn sie in einem Punkt recht gehabt haben, dann bei der Euthanasie von diesen Kretins …« Danach hielt sie sich eine Hand vor den Mund. Offenbar wirkte der Alkohol doch. Oder die Ohrfeige. Wahrscheinlich einfach die Zeit. Die Zeit wirkt immer.
    Jetzt aber nichts wie ran! Ich neigte mich über sie, kraulte ihren nackten Rücken, das liebte sie, das regte sie auf, damit konnte man sie wild und immer wilder machen – bis sie fertig war. »Mir und Rod ist es doch – und ich sage dir das noch einmal, kapiere es endlich – bei dieser Sache in erster Linie um dich gegangen, Hexlein, um dein Prestige! Darum, daß die Welt sieht, was für eine wunderbare Frau du bist – auch privat! Nur darum. Mein Himmel, Hexlein: Wie oft hast du schon, absolut glaubhaft, Dinge gesagt in deinen Filmen, an die du nie auch nur einen Moment geglaubt hast. Die dir blöde erschienen sind! Die du gehaßt hast – wie diese Kinder! Na? Na? Wie oft?« Und da sah ich sie, im Spiegel, sich leise unter meinem Kraulen windend, sah ihr Gesicht mit einem Gemisch von aufkommender Erregung und aufkommendem Triumph, na, was denn, dachte ich. »Also«, sagte ich, in den Spiegel hinein, »kapierst du endlich, ja?«
    »Ja«, murmelte sie.
    »Gut.«
    Sie wand sich wie eine Schlange unter meinen Fingern. Ihre Augen glänzten, ihr Atem ging schwerer.
    »Heuchelei«, sagte sie. »Klar war das Heuchelei, wie?«
    Ich sagte nichts. Ich kraulte nur. Das war besser, ich wußte es.
    »Heuchelei«, sagte Sylvia, und ihre Brüste hoben und senkten sich immer schneller, immer mehr. »Heuchelei von mir! Von Rod! Und Heuchelei ist es bei allen, die nun spenden werden bei der Gala dort drüben – und überall auf der Welt.«
    Ich kraulte.
    »Impotente Weltverbesserer! Wichtigtuer! Brave Christen! Brave Juden! Brave Kommunisten! Brave Narren! Milliardenschwere Nullen, die auf sich aufmerksam machen müssen: Schaut, wie gut wir sind! Was wir spenden für die armen Kretins!« sagte Sylvia, und immer schwerer wurde ihr Atmen.
    Ich kraulte. So wie ich Sylvia kannte, würde ich nicht mehr lange kraulen müssen.
    »Paß auf, was da an Geld reinkommt, wenn sie nachher die Bilder versteigern! Ich schwöre dir, da kommen Millionen rein, viele Millionen! Und ich schwöre dir, du wirst es in allen Zeitungen der Welt lesen können: Du warst groß! Du warst so groß wie noch nie! Du warst die Größte! Jetzt bist du übergroß! Jetzt bist du für alle Zeiten an the top of the top!«
    Dann sagte Sylvia, und ihr Körper schauderte plötzlich und krümmte sich jäh unter meinem Kraulen, ich wußte, jetzt war sie … na ja, dann sagte Sylvia: »War ich wirklich so gut?«
    »Wirklich und wahrhaftig«, sagte ich.
    »Und es wird bestimmt nützen?«
    »Darauf kannst du Gift nehmen!«
    Sylvia blickte in den Spiegel, betrachtete sich lange, sagte dann, völlig zufrieden: »Also ist ja alles okay.«
    »Alles ist okay«, sagte ich und dachte, daß ich meinen Beruf auch verstand, Hut ab vor mir. »Nun erklär mir bloß, wie eine so intelligente Frau wie du sich so aufregen konnte.«
    Sie zuckte die Schultern – ich hatte mit dem Kraulen aufgehört, eine Weile, nachdem ich ihr Schaudern am ganzen Körper gespürt hatte – und sagte, schon dabei, das Gesicht neuerlich zu schminken, fast gelangweilt: »Ach was, mir sind einfach die Nerven durchgegangen, weißt du, Wölfchen.« Nun wieder Wölfchen, sehen Sie, mein Herr Richter, nicht länger Phil. »Weil ich immerzu an diese Fotos denken mußte. An diese ekelerregenden Fotos. Natürlich haben sie es gut gemeint, als sie sie mir schickten. Aber es war idiotisch von ihnen – wie?«
    »Natürlich, Hexlein. So, und nun schmink dich schön undzieh dich wieder schön an, denn wir müssen rüber in den SPORTING CLUB. Du sitzt neben dem Fürsten. Alle Kameras werden auf dich gerichtet sein. Und Hunderte Millionen Augenpaare werden auf dich gerichtet sein – auf die schönste und wunderbarste Frau der Welt!«
    »Ach, du bist süß, mein Wölfchen«, sagte Sylvia. »Küß mich.«
    Das war vielleicht ein Kuß. Sie stöhnte und seufzte. Zuletzt richtete ich mich auf.
    »Alles wieder gut, Hexlein?«
    »Alles wieder gut, Wölfchen.« Sylvia sah zu dem Monitor. »Nun schau dir mal diese Kuh an, die Frau von dem Präsidenten … du weißt schon … wie die ihre Memmen raushängen

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