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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Bruder ist älter. Zehn Jahre älter. Wir erbten die Fabriken, Karl-Ludwig und ich. Und dann … Ich mach es kurz: Es ist nicht gutgegangen mit meinem Bruder und mir. Er hat die Werke immer größer und größer gemacht, zu ihm hatten alle Vertrauen, zu mir keiner, der letzte Kabeldreher nicht.«
    »Wieso der letzte Kabeldreher nicht?« fragte Suzy. »Glaubst du denn selber nicht mehr an dich?«
    »Ich habe noch nie an mich geglaubt«, sagte ich.
    »Und Arbeit? Hast du nie im Leben versucht, was zu arbeiten? Das ist wirklich nur eine Frage, mon p’tit chou, kein Vorwurf! Hast du nie im Leben auch nur den Versuch gemacht, zu arbeiten?«
    »Nie«, sagte ich. »Oder warte mal, doch, ja. Und wie ich da gearbeitet habe!«
    »Wann?«
    »Da war ich zweiundzwanzig. Habe ein phantastisches Schiebergeschäft mit Kugellagern gemacht. Eisenbahnwaggons voller Kugellager. Schwere Arbeit. Großartiger Kompagnon.«
    »Und?«
    »War dann nicht so großartig. Kugellager unbrauchbar. Kompagnon abgehauen. All mein Geld weg.«
    »Was für Geld?«
    »Na, das geerbte! Sehr viel. Ich hab es wirklich versucht, Suzy! Aber es ist schiefgegangen. Ich habe auch versucht, meinem Bruder zu helfen. Das war noch ärger. Ich habe nur Unheil angerichtet. Da habe ich gedacht, ich lasse ihn lieber allein arbeiten, bevor ich uns beiden alles ruiniere.«
    »Hast du das wirklich gedacht?«
    »Was?«
    »Daß du deinen Bruder lieber allein arbeiten läßt, bevor du euch beiden alles ruinierst.«
    »Natürlich nicht.«
    »Sag mal, glaubst du überhaupt, was du sagst?«
    »Nie«, sagte ich. »Wieso?«
    »Du bist süß«, sagte Suzy. »Du hast dir’s einfach leichtmachen wollen und deinen Teil vom Geld haben und nie mehr arbeiten, richtig?«
    »Richtig.«
    »Gott, wie ich dich liebe«, sagte Suzy. »Wieviel hast du ausgezahlt bekommen?«
    »Die Hälfte.«
    »War das sehr viel?« fragte Suzy ehrfürchtig. Wenn von Geld die Rede war, wurde sie immer ehrfürchtig. Jetzt war’s wie in der Kirche hier, in dem verrückten Zimmer mit dem kreisrunden, zerwühlten Bett, den Posters an den Wänden, über uns einer: MAKE LOVE – NOT WAR!
    »Dreizehn Millionen Mark«, sagte ich.
    »Jesus«, sagte Suzy. »Und wo sind die geblieben?«
    »Sag mir, wo die Blumen sind«, sagte ich. »Wo sind die geblieben? Nein, wirklich, das ist nicht nett von dir, mon petit chou!«
    »Willst du sagen, daß du von 1960 bis 1967, also in sieben Jahren, dreizehn Millionen Mark durchgebracht hast, chéri?«
    » Acht Jahren, chérie. Acht, nicht sieben. Ich habe Sylvia erst 1968 kennengelernt.«
    »Also dann in acht Jahren!«
    »Waren sogar ein paar Monate mehr als acht Jahre«, sagte ich.
    »Bon Jésus«, sagte Suzy, »aber wie hast du das fertiggebracht?«
    »Ah«, sagte ich aufgeräumt, »weißt du, da gibt es schon eine ganze Reihe von Möglichkeiten.«
    »Zum Beispiel, chéri?«
    »Zum Beispiel so Süße wie dich. Was für ein Jammer, daß ich dich nicht schon viel früher gekannt habe. So was Süßes wie dich hat es nie gegeben, Suzy! Aber immerhin, da waren natürlich freundliche Damen, ganze Mengen von freundlichen Damen, ich habe doch wirklich nicht mit einer Gummipuppe schlafen können, nicht wahr, und diese freundlichen Damen bekamen eben Geschenke, ah ja, früher war ich anders, da habe ich die Geschenke gemacht …«
    »Schmuck, mon p’tit chou?«
    »Schmuck auch.«
    »Deshalb kennst du dich so gut aus mit Schmuck.«
    »Habe ich mir hart erarbeitet, dieses Wissen«, sagte ich.
    »Man sieht’s«, sagte Suzy. »Und Wohnungen und Pelze und Kleider und bares Geld und so weiter und so weiter für die freundlichen Damen?«
    »Und so weiter, ja. Schau mal, man ist galant, man macht Präsente. Auch ist man ein Idiot und steckt Geld in Investmentfirmen, die pleite machen … Bei mir war das irrsinnig komisch! Da hat also Bernie … na ja, es interessiert dich nicht. Oder Farmen. Man kann auch Farmen verschenken, weißt du das?«
    »Mir hat noch keiner eine Farm geschenkt.«
    »Kommt schon noch. Wenn du erst Gräfin bist. Penthäuser gibt’s auch. Hotels, sehr teuer. Jahresappartements sind ein bißchen billiger. Aber nur ein bißchen. Sehr teure Autos. Weißt du, dein p’tit chou hat immer eine Schwäche für sehr teure Autos gehabt. Und für Rennplätze. Und Spielcasinos! Ach, Suzylein, Spielcasinos und Rennplätze! Las Vegas und die Freudenau. Grafenberg und Epsom. Santa Anna in Kalifornien – das ist der schönste Rennplatz auf der Welt, chérie. Und Chantilly und Vincennes.

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