Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3
Ermittlungsleiter sah ihn an und seufzte. âKruse, ich gehe jetzt in mein Büro. Ich bin erschöpft. Ich erwarte, dass Sie in genau fünf Minuten â¦â, er deutete auf die Uhr an der Wand, âmit einer Tasse frisch gebrühtem Kaffee zu mir kommen. Eine anständige Tasse, ein Becher, nicht so ein Pappding. Haben Sie das verstanden?â
âJa, na klar.â
âWarum stehen Sie dann noch hier rum?â
âSchon gut, schon gut.â Kruse verschwand in Richtung der Kaffeemaschine.
Der Ermittlungsleiter ging in das Büro, das ihm für die Dauer der Untersuchungen in Dypdal zur Verfügung gestellt worden war, setzte sich auf seinen Stuhl und schwang die Beine auf den Schreibtisch.
Die Antwort lautet Nein, dachte er. Wir haben nichts aus den Mädchen rausbekommen, nicht das Geringste, ehrlich gesagt. Und das allein ist ja schon merkwürdig. Ihre Freundin ist ermordet worden, wahrscheinlich von irgendjemandem aus dem Bekanntenkreis. Man sollte doch meinen, dass die anderen Mädchen etwas dazu zu sagen hätten.
Er langte in die Innentasche seines Jacketts und holte das Handy heraus. Mit dem Blick auf den Zettel, der vor ihm auf dem Tisch lag, tippte er eine Nummer ein.
âWir sind fertigâ, sagte er, als sich jemand am anderen Ende meldete. âSie können jetzt zur Arbeit kommen ⦠ja, mein Gott, ich verstehe ja, dass Sie sich Sorgen machen ⦠Die Befragungen sind wie geschmiert gelaufen. Keine wurde überfordert, wenn es das ist, was Sie wissen wollen ⦠Nein, wir haben keine neuen Erkenntnisse ⦠In Ordnung ⦠Warten Sie ruhig zu Hause auf sie, dann kann sie es Ihnen ja selbst erzählen. Sie kommt sicher jeden Moment. Aber danach machen Sie sich auf den Weg. Sie müssen heute Abend noch ein paar Stunden ranklotzen.â Er legte auf, ohne sich zu verabschieden.
3
Lena Kristine Sigvardsen Moe starrte wütend ihr Handy an. Dieser Typ machte sie wahnsinnig!
Konnte er sich nicht wenigstens die Mühe machen und ein Telefonat anständig beenden? Und dann dieser Satz: Danach machen Sie sich auf den Weg. Sie müssen heute Abend noch ein paar Stunden ranklotzen.
Was zur Hölle bildete der sich eigentlich ein? Der Polizeiobermeister war ihr Chef, nicht dieser Mister Achsowichtig-Kripofuzzi.
âBlödmann!â Sie knallte ihr Handy auf die Küchenanrichte. Es gab ein lautes metallisches Geräusch.
Sie riss die Hand zurück. Mist, hatte sie das Ding jetzt kaputt gemacht? Sie hielt es sich vor die Nase und untersuchte es. Nein, da war nichts, nicht mal ein Kratzer. Sie ging ans Fenster und betrachtete es im Tageslicht noch mal genauer. Nein, nichts zu sehen. Erleichtert atmete sie auf. Es war die Höchststrafe, sich ein neues Handy kaufen zu müssen, wenn man sich gerade an das alte gewöhnt hatte.
Ein Schatten huschte drauÃen über den Hof, der Kies knirschte. Sie hob den Kopf, konnte aber niemanden sehen. Auf der Treppe erklangen Schritte, dann ging die Haustür auf.
âHallo?â, rief Lena Kristine Sigvardsen Moe. âBist du es?â Sie ging in den Flur. âWie lief die Vernehmung? Alles gut?â
âJa, ja, Mama.â Nora lieà ihre Schultasche fallen und zog die Schuhe aus. âAlles glatt gelaufen.â
4
Nick war unruhig. Es juckte ihn am ganzen Körper. Nora war noch einmal zur Vernehmung vorgeladen worden, oder Befragung, wie sie es nannten. Vilde und Benedicte ebenfalls. Niemand konnte wissen, was sie ausplaudern würden.
Er wusste ja selbst ganz genau, wie das war â je mehr Geheimnisse man hatte, umso schwieriger war es, sie für sich zu behalten. Der Drang, alles zu gestehen, konnte so mächtig werden, dass man einfach etwas sagen musste . Und die Mädchen wussten eine Menge Dinge, die sonst niemand â und auf keinen Fall die Polizei â erfahren sollte.
Er konnte sich erst entspannen, nachdem Nora sich gemeldet hatte. Alles in Ordnung , schrieb sie. Es war nicht fies oder so. Nichts passiert. Hab dich lieb.
Mit einem lauten Seufzer atmete er auf und klappte das Telefon zu.
âWas war?â, fragte Trym.
Sie waren im Park an der alten Mühle. Es war sehr warm. Im T-Shirt saÃen sie auf die Ellenbogen gestützt im Gras.
âEntwarnungâ, sagte Nick und hielt das Handy in die Luft. âDie Vernehmungen.â
âAh.â Trym kaute auf einem Grashalm und sah Nick an.
âHätte da was schiefgehen
Weitere Kostenlose Bücher