Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3
alles in Ordnung war und sie keinen Verdacht geschöpft hatte.
âHast du ein paar Pillen dabei?â, fragte sie.
Er antwortete nicht. Der Weg war eng und kurvig, er fluchte, als ein Ast über den Lack kratzte.
âHast du was dabei, oder nicht?â
âJa.â Er reckte den Hals, als versuchte er, um die Kurve zu gucken. Es sah komisch aus. Benedicte lachte. âNerv nichtâ, sagte er. âWir sind gleich da.â
âDu hörst dich an wie mein Vaterâ, sagte sie.
Dabei stimmte das nicht. Er hörte sich an wie ein normaler Vater, in einer normalen Familie, bei einem Ausflug mit den lieben Kleinen. Ruhig, wir sind gleich da .
Aber Benedictes Vater war nie normal gewesen und würde es auch nie sein.
âDann benimm dich einfach nicht wie ein dummes Kindâ, sagte Wolff.
Und schlieÃlich waren sie wirklich da. Der Wald öffnete sich und er lenkte den Wagen nach links in einen Stichweg. Von dort ging es zum Aussichtspunkt, wo man einen Blick über das gesamte Tal hatte, grün und wunderschön. Hier war ihr Stammplatz.
Sie stiegen aus. Im Westen brannte schon der Sonnenuntergang und im Wald um sie herum summte und brummte es. Wolff nahm die Decke, die er immer im Wagen hatte. Während er die Kühltasche mit Wasser, Bier â und Pillen â holte, breitete Benedicte sie aus.
Sie setzten sich.
âLange herâ, sagte Benedicte.
âJaâ, sagte er. âEs war eine Menge los, Polizei und so. Wir müssen vorsichtig sein. Und die Sache mit Nick muss warten.â
âNa gutâ, sagte sie. âAber du hast mich doch vermisst, oder?â
Er antwortete nicht. âHier.â Er schüttete ein paar Tabletten aus der kleinen weiÃen Plastikdose auf die Decke. âBedien dich.â
Benedicte lachte, streckte eine Hand aus und strich ihm über die Finger. âDu bist so lieb zu mir.â Sie nahm sich eine Pille und eine Dose Bier. Sie hielt die Kapsel in der Hand, die weiter von ihm weg war, und hob sie an den Mund, damit es aussah, als würde sie das Ding schlucken, dann trank sie gierig ein bisschen Bier.
Er sah ihr beim Trinken zu und lächelte. Plötzlich wirkte er viel entspannter.
Du glaubst, ich hätte die Pille genommen , dachte Benedicte. Du glaubst, dass ich jetzt total lull und lall werde . Auf der Decke, von ihrem Körper verdeckt, öffnete sie die Faust und schob sich die Pille unter den Po, während sie so tat, als würde sie sich den Rock zurechtziehen.
âSie haben dich verhörtâ, sagte er.
âMm.â Sie legte sich hin.
âWas haben sie gefragt?â
âNichts.â
âAch komm.â Er versuchte, nett zu lächeln, als würde er sagen: Red keinen Quatsch, mein Häschen . âAlso, was wollten sie von dir wissen?â
âAch, nur so Kram.â Benedicte machte eine wegwerfende Handbewegung.
âZum Beispiel?â
âDinge über Trine natürlich. Wie sie war und so.â
âAha. Und weiter?â
âWas sie noch gefragt haben?â Benedicte setzte sich auf. Sie zog ihre Jacke aus und legte sie vorsichtig in die Mitte, sodass die Tasche mit dem MP3-Player oben lag. Sie versuchte, ihre Bewegungen schwer und träge aussehen zu lassen, als ob die Pille schon wirkte.
Er lieà sie keine Sekunde aus den Augen. âJaâ, sagte er. âWas haben sie sonst noch gefragt? Haben sie nach euren Männerbekanntschaften gefragt ⦠oder Jungs?â
âNee, eigentlich nicht, nur am Rande.â
âWie am Rande?â
âSie haben nach einem Jungen gefragt, mit dem sie mal rumgeknutscht hat.â
âTrine? Mit einem Jungen?â
âJa.â
âSonst nichts?â
âSie haben auch noch andere Sachen gefragt.â
âGingâs dabei auch um Jungs oder Männer?â
âIrgendwie schon. Ob da jemand war.â
âUnd was hast du gesagt?â
Seine Stimme klang wieder gestresst, sie hatte einen harten, bedrohlichen Unterton. Benedicte spürte, wie sie an den Schenkeln und den Armen eine Gänsehaut bekam. Jetzt kam es drauf an, jetzt musste sie die richtigen Worte finden.
âÃber dich, meinst du? Was ich über dich gesagt habe?â
âHast du was über mich gesagt?â
âSollte ich?â
âVerdammt noch mal â¦â
âHätte ich von uns erzählen sollen? Dass du mir Pillen gibst und so? Dass du ⦠auf kleine Mädchen
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