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Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3

Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3

Titel: Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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mit dem Kochen begonnen. Sie betrat das Wohnzimmer. Keiner da.
    â€žMama?“
    Sie schaute sich im Flur um und testete die Tür zur Toilette. Sie war offen und der Raum ebenfalls leer. Sie setzte einen Fuß auf die Treppe.
    â€žMama? Bist du da?“
    Keine Antwort. Im Haus herrschte Totenstille.
    Benedicte ging die Treppe rauf. Sie versuchte, nicht zu viel Lärm zu machen, aber ein paar Stufen quietschten trotzdem leise.
    Wahrscheinlich hatte sich ihre Mutter im Schlafzimmer hingelegt und war eingeschlafen. Sie wollte sie auf gar keinen Fall wecken.
    Wenn ihre Mutter so zugedröhnt war, dass sie die Augen nicht aufbekam, war es für alle am besten, wenn man sie in Frieden ließ. Weckte man sie in so einem Zustand, rappelte sie sich, blass und mager wie sie war, wieder auf. Dann zitterten ihre Hände und ihre Stimme war kaum mehr als ein trockenes Flüstern. Nein. Vielen Dank.
    Schon auf dem letzten Treppenabsatz hörte Benedicte ein schwaches Röcheln. Sie öffnete die Tür zum Elternschlafzimmer. Ihre Mutter lag auf dem Rücken, mit ausgestreckten Armen und Beinen, und schnarchte.
    Sie sah aus wie ein Strichmännchen aus einer Kinderzeichnung. Aber ohne Farbe. Nur weiß und hellgrau.
    Leise schloss Benedicte die Tür wieder.
    Sie schlich die Treppe runter und ging in die Küche, nahm sich einen großen Joghurt aus dem Kühlschrank und setzte sich an den Tisch. Gedankenverloren rührte sie mit dem beigefügten Plastiklöffel darin herum. Was sollte sie tun? Was, wenn das Ganze nur Einbildung ist ?
    Und wenn schon?
    Sie stand auf, stellte den Joghurt weg und fing an, das Haus systematisch zu durchkämmen.
    Sie begann ihre Suche im ersten Stock, da ihre Mutter jetzt noch tief schlief. Später würde sie vielleicht aufwachen, wenn Benedicte oben herumlief.
    Sie ging von Raum zu Raum und ließ sich viel Zeit. Sie blieb immer wieder stehen und sah sich um, versucht ein Gefühl für das Zimmer zu bekommen und sich an Dinge zu erinnern, die sich dort ereignet hatten. Sie berührte Spiegel und Bücherregale, Decken und Handtücher. Doch die Erinnerung wollte sich nicht einstellen …
    Sie hatte eigentlich schon aufgegeben, als sie die Glasvitrine im Wohnzimmer öffnete und ihr Blick auf die alten Fotoalben fiel, die ganz unten lagen. Sie starrte den Stapel an und spürte ein Zucken im Körper – ein plötzlich erwachendes Interesse und eine Art Wiedererkennen. Ein Kribbeln lief ihr über die Haut und sie spürte ihren Atem, die Luft in den Lungen, viel schärfer als sonst.
    War es wirklich so einfach? Sie beugte sich hinunter. Waren es die Fotoalben?
    Sie nahm eines in die Hand und blätterte es durch … und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Ein Foto in dem Album fehlte, beziehungsweise, es war durch ein anderes ersetzt worden. Da war sie sich ganz sicher. Das eigentlich dort eingeklebte Bild zeigte Wolff und ihren Vater Lucas auf irgendeiner Party. Sie saßen an einem Tisch mit vielen Leuten drum herum und hielten die Gläser in die Kamera.
    Aber was war so wichtig daran?
    Benedicte war enttäuscht. Hatte sie bloß ein normales Foto vergessen? An dem Bild war nichts Auffälliges. Ihr Vater hatte Wolff zu Hause zwar nie erwähnt, aber Benedicte war immer davon ausgegangen, dass sie sich kannten. Jedenfalls flüchtig. Es wäre schon seltsam gewesen, wenn sie sich nicht irgendwann über den Weg gelaufen wären. Benedictes Vater arbeitete für ein Pharmaunternehmen. Er verkaufte Arzneimittel – hauptsächlich Tabletten – an Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken. Bestimmt waren er und Doktor Wolff sich hundert Mal beruflich begegnet.
    Und jetzt war das Foto weg.
    Seltsam. Ihr Mund stand offen, ihr Hals wurde trocken und ganz eng. In den Schläfen wummerte der Puls. Sie blätterte durch das Album, vor und zurück. Wieso zur Hölle …

5
    Genau in dem Moment, als Benedicte vom Sofa aufstand, um das Album an seinen Platz zu legen, griff Vilde nach dem Messer und dachte, dass Sterben auch eine Möglichkeit wäre.
    Der Gedanke erschien ihr irgendwie abwegig und ein Teil von ihr protestierte und schrie: Das ist nicht wahr, das kann nicht stimmen! Es ist verrückt! Aber die Worte erreichten sie nicht – obwohl sie unmissverständlich waren. Es kam ihr vor, als stünde jemand auf der anderen Seite eines fast schalldichten Fensters und würde zu ihr

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